Großbritannien:
DSGVO gefährdet Programmatic Advertising in Großbritannien
Programmatic Advertising verstößt in seiner aktuellen Praxis gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), findet die britische Datenschutzbehörde ICO. Echte Konsequenzen hat das vorerst aber nicht.
Die britische Datenschutzbehörde ICO sieht laut eines Berichts von Heise.de im Programmatic Advertising und der milliardenfachen Übertragung von Nutzerdaten an einen unüberschaubaren Empfängerkreis einen Verstoß gegen die DSGVO. Weil die Nutzer über die Übertragung persönlicher Daten nicht hinreichend informiert würden und der Schutz der Daten nicht ausreichend sichergestellt sei, sei die Praxis in der heutigen Form nicht tragbar.
Mit dem Report reagierte die britische Datenschutzbehörde auf Beschwerden verschiedener Organisationen. Diese hatten kritisiert, dass bei der Versteigerung von Werbeplätzen persönliche Daten wie Alter, Geschlecht oder Kaufhistorie des Kunden an zum Teil oft Hunderte von Teilnehmern übertragen und von den Bietern teilweise noch um eigene Informationen angereichert würden. Die Branchenorganisation IAB als Vertretung der Werbeindustrie hatte hingegen bislang argumentiert, dass dem Datenschutz durch das im vergangenen Jahr etablierte Consent-Framework, in dem Rechte und Pflichten der Datenverarbeitung in einer Kette von Verträgen festgehalten werden, genüge getan werde.
Die britische Behörde gibt den Kritikern recht: "Das Ausmaß, in dem persönliche Profile angelegt und weitergegeben werden, erscheint ausufernd, aufdringlich und unfair", zitiert Heise.de aus dem Statusbericht. Insbesondere werde den Nutzern bei der jetzigen Praxis nicht klar, in welchem Ausmaß und zu welchem Zweck Daten freigegeben werden, wenn sie auf die überall verbreiteten Zustimmungs-Popups klicken. Darüber hinaus habe die "komplexe Natur des Ökosystems" zur Folge, dass die einzelnen Teilnehmer den Überblick über potenzielle datenschutzrechtliche oder ethische Probleme verlieren würden.
Echte Konsequenzen hat der Report vorerst allerdings nicht. Die ICO kündigte an, in den kommenden sechs Monaten weitere Gespräche mit der Industrie führen zu wollen, um die Umsetzung personalisierter Werbung in Einklang mit der DSGVO zu bringen.