#Rezo-Video:
CDU schlägt zurück – mit einem Papier
Die CDU stellt sich die Frage, was eigentlich passiert ist und überlegt, wie sie sich digital und innovativ aufstellen soll. Zwei Internet-Profis der Partei haben sich dazu mal Gedanken gemacht.
14,3 Millionen mal wurde "Die Zerstörung der CDU" bis dato aufgerufen. Das Video des Youtubers Rezo hat eine breite Debatte ausgelöst. Nicht nur über die Arbeit der CDU und der Groko-Parteien. Auch über den Stellenwert der Medien und den Umgang mit "Meinungsmache", wie es die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer formuliert hat. Also, was tun, CDU?
Antworten bietet ein sechsseitiges "Working Paper". Es stammt aus den Tastaturen von Thomas Jarzombek und Jörg Müller-Lietzkow. Die Beiden sind CDU-Funktionäre und Internet-Vollprofis (siehe weiter unten). Absender des so genannten "Draft 1.0" des Papers ist das #C Netz, ein CDU-naher "Think Tank", der nach eigenen Angaben "innovativ neue Ideen positioniert".
Wähler warten am Smartphone
Nach einigen Zeilen Wundenlecken und Digital-Wichtigmacherei kommen Jarzombek und Müller-Lietzkow auf Seite 4 ihres Working Papers zum Thema "Kommunikation und die Influencer". Plakaten, Flyern und Infoständen werde im Wahlkampf "viel (zu viel) Aufmerksamkeit geschenkt", so die beiden Autoren. "Redet man bei einem Infostand im Idealfall mit einer zweistelligen Zahl von Menschen am Tag, so warten gleichzeitig sehr viel mehr Wählerinnen und Wähler auf eine Ansprache über ihre Smartphones, Tablets, Smart Devices und Notebooks".
Eigene Influencer!
Nicht ungewöhnlich in einem CDU-gefärbten Paper ist ein Bodycheck für den politischen Gegner. In diesen Tagen gebe es "wie so oft in der Medienszene, eine zumindest wahrgenommene Vorliebe für grüne und linke Sichtweisen", kritisieren Jarzombek und Müller-Lietzkow. "Daher muss die CDU offenkundig andere, eigene Influencer aufbauen, die weniger vorgeprägt denken." Wer das sein soll? Philip Amthor – der erste parteiinterne Reflex auf das Rezo-Video – jedenfalls nicht, denn: "Das können und dürfen aber keine typischen Politiker sein!" Stattdessen "sollte man meinungsfreudige Menschen identifizieren, die der CDU inhaltlich nahestehen und bitten diese zu unterstützen".
Ran an Teenies (und Ältere)!
Die CDU müsse selbst "auf Youtube, zu Instagram, zu Snapchat oder auch Tiktok gehen", appellieren Jarzombek und Müller-Lietzkow. Und: "Das Internet ist kein Fernsehen!" Fragen und Antworten müssten aufgenommen und beantwortet werden. "Und zwar auf Augenhöhe, in verständlicher Sprache und ohne verquasten ‚Politiksprech‘!".
Wer steckt nochmal hinter diesem "Working Paper – Draft 1.0" namens "Social Media, Influencer, Digitalpolitik und Wahlkämpfe – Gedanken und Konzepte im Rahmen eines neuen, digital-geprägten Politikverständnis"?
Die Autoren
Thomas Jarzombek fordert die Einführung von Laptops und/oder Tablet-PCs für jeden Schüler in Deutschland. Der Kreisvorsitzende der CDU Düsseldorf leitet eine IT-Firma, die in seinem Wahlkreis mittelständische Unternehmen auf der Kundenliste hat. Bis April vorigen Jahres war er digitalpolitischer Sprecher sowie Vorsitzender der Arbeitsgruppe Digitale Agenda der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Diese Ämter gab er ab, weil er am 11. April 2018 zum Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt ernannt wurde.
Jörg Müller-Lietzkow ist Professor für Medienökonomie und Medienmanagement in Paderborn. Dort leitet er das Modellprojekt digitale Stadt Paderborn seitens der Universität Paderborn. Voriges Jahr wurde er in die Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz des Deutschen Bundestages berufen.
Übrigens:
In Bremen hat gerade ein alt-linker, politischer Quereinsteiger (und Agenturgründer!) vorgemacht, wie man heutzutage erfolgreich Wahlkampf macht. Für die CDU!