Akquiriert wird bislang gar nicht – die Mund-zu-Mund-Propaganda bringt immer wieder neue Klienten zu Youvo. Bislang sind es 103 und rund 1500 Kreativ-Helfer, die sich dort registriert haben, darunter auch ein Teil sozial engagierter Freelancer. Ein Newsletter informiert über neue potenzielle Aufträge. Wie zum Beispiel eine neue CI für die junge Leipziger Initiative Peperoncini, die mithilfe von Mini-Bürgschaften die Anwaltskosten von Asylbewerbern auffängt oder ein Imagefilm für die Berliner Schülerpaten.

Auch Auftraggeber müssen sich – pro bono hin oder her – bei dem Projekt engagieren. Sebastian Schütz: "Ein Auftraggeber muss sich einbringen, einen festen Ansprechpartner abstellen und selbst auch Gehirnschmalz investieren  – das fängt bereits beim richtigen Briefing an." Auf der anderen Seite sei der direkte Austausch mit dem Klienten auf Augenhöhe gerade auch für die Studierenden sehr spannend, wenn diese merkten, dass ihre Arbeit Wirkung erzielt, Gehör findet und sie schon im Vorfeld ihres Projekts größeres Mitspracherecht haben als in der regulären Wirtschaft.

Schütz selbst hat selbst kleinere soziale Projekte umgesetzt, um zum einen Einblick in die Arbeitsweise zu bekommen und zum anderen, um sich selbst zu engagieren. Damals noch für Change.org, wo man ihn bald schon hauptamtlich als Campaigner anstellte. Keine Seltenheit in dem Bereich – einige der Projekte münden auch in einer Festanstellung. "Häufig wird durch die Arbeit bei den Organisationen ein Schalter umgelegt. Sie merken, dass gute Kommunikation die eigene Wirkung verbessert und es ist sinnvoll, langfristig eine hauptamtliche Stelle einzurichten oder einen Freelancer fest zu budgetieren", sagt Schütz.

Sein Projekt will Schütz nun ausweiten: Erst lokal, damit auch außerhalb der jetzt bespielten Ballungszentren Berlin, Hamburg, und München Kreative und soziale Organisationen zusammenfinden. Dann aber vielleicht auch auf professionelle Bereiche: Agenturen, Freelancer, Unternehmen und größere NGOs. Dass nun Google Youvo.org als Leuchturmprojekt bei der Google Impact Challenge ausgezeichnet hat, und dass sich mit der Robert Bosch Stiftung auch ein finanzkräftiger Unterstützer fand, dürfte für Schütz und seine Mithelfer ein wichtiger Schritt auf diesem Weg sein.


Autor: Anja Janotta

seit 1998 bei der W&V - ist die wohl dienstälteste Onlinerin des Hauses. Am liebsten führt sie Interviews – quer durch die ganze Branche. Neben Kreativ- und Karrierethemen schreibt sie ab und zu was völlig anderes - Kinderbücher. Eines davon dreht sich um ein paar nerdige Möchtegern-Influencer.