Agentur-Umfrage:
Was Agenturen in der Coronakrise beschäftigt
Eine Umfrage von Agenturberater Hans-Gerhard Kühn zeigt: Es geht für alle um die Existenzfrage. Digitalagenturen leiden weniger stark. Viele Häuser versuchen, sich proaktiv auf die neue Zeit einzustellen.
Normalerweise berät Hans-Gerhard Kühn Agenturen, wenn es um Arbeitsweisen, ums Pitchen, die eigene Aufstellung geht. Jetzt hat er für seine Firma Das AgenturCamp eine Umfrage durchgeführt. Der Anlass ist klar: Corona.
Die meisten trifft Covid-19 zunächst einmal - wenig überraschend - wirtschaftlich; die Pandemie stellt Agenturen vor existenzielle Fragen. Gleichzeitig nutzen viele die Zeit für eine Standortbestimmung und suchen nach neuen Chancen. Viele wünschen sich dafür mehr Austausch untereinander, um sich in diesen schwierigen Zeiten gegenseitig zu helfen. An der Umfrage von Kühn haben sich vom 30. März bis 9. April 118 Agenturen aller Disziplinen und Größen beteiligt. Hier die wichtigsten Fakten und Ergebnisse im Überblick.
Umsatzeinbußen haben alle, Digitalagenturen weniger
Ein gutes Drittel aller Agenturen rechnet wegen verschobener oder stornierter Aufträge mit Umsatzeinbußen von bis zu 25 Prozent und ein weiteres Drittel von bis zu 50 Prozent und mehr. Das restliche Drittel ist bisher nicht oder nur wenig betroffen. Hier rechnen Experten aber mit größeren Ausschlägen im Herbst, wenn sich die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise im großen Maßstab auswirken.
Auffällig ist, dass dagegen über die Hälfte der befragten Digitalagenturen nur mit Einbußen von bis zu 10 Prozent rechnet. Fast jede zehnte Digitalagentur verzeichnet sogar Umsatzzuwächse. Eine Erklärung dafür liefert Kühn nicht. Klar ist aber, dass sich die Kommunikation der Marken, die noch werben, in den vergangenen Wochen komplett ins Netz verlagert hat. Das steht hinter diesem Trend.
Handeln statt jammern, Kunden in der Krise beraten
Selbstverständlich haben die Agenturen längst auf die Coronakrise reagiert, einmal, um weiter für ihre Kunden arbeiten zu können, und einmal, um ihre Mitarbeiter vor den Folgen einer Virus-Infektion zu schützen. So sind 93 Prozent der teilnehmenden Agenturen im Home-Office zugange, 21 Prozent haben Urlaub vorgezogen, 40 Prozent Kurzarbeit angemeldet. Desweiteren stehen hier und da auch Entlassungen an, Agenturen lassen sich Steuern stunden oder beantragen Darlehen. Einige wenige (11 Prozent) überdenken bei der Gelegenheit ihre Positionierung.
Fast jede zweite Agentur hat sich trotz der widrigen Umstände dafür entschieden, proaktiv mit so genannten Corona-Ideen auf ihre Kunden zuzugehen. Zahlreiche Kampagnen der vergangenen Tage zeugen von diesem Einsatz, Spots aus Stock-Material sind entstanden, neue Tools für die Produktion derselben, innovative Produkte und Dienstleistungen wie virtuelle Bars für Brauereien, Live-Streams für Kulturschaffende; manch Agentur vertreibt sogar Schutzmasken. Das ist sinnvoll, wie man sieht, und beweist, wie wichtig Agenturen als Berater für ihre Kunden in der Krise geworden sind.
Mehr Austausch mit Betroffenen, Hilfe suchen
Was in der Krise am besten hilft? Der Austausch mit anderen Agenturen, auch Kollaboration. Die Umfrage des AgenturCamp fand diese Antwort bei einem Drittel der Teilnehmer und damit am häufigsten vor. Tatsächlich zeigt sich in der Krise, dass Agenturen solidarischer miteinander umgehen und füreinander einstehen. Das belegen auch die gemeinsamen Aktionen der Branchenverbände.
Hier finden Sie die gesamte Umfrage im Detail.