Verkauf:
VW übernimmt die Digitalagentur Diconium
Im November 2018 beteiligte sich Volkswagen mit 49 Prozent an der Digitalagentur Diconium. Jetzt übernimmt der Autobauer die Stuttgarter Firma rückwirkend zum 1. Januar 2019. Sofern die Kartellbehörden zustimmen.
Es war eine Topmeldung: Im November 2018 wurde bekannt, dass Volkswagen mit 49 Prozent bei der unabhängigen Stuttgarter Digitalagentur Diconium einsteigt. Jetzt stockt VW rückwirkend auf 100 Prozent auf.
Diconium hat derzeit knapp 1.100 Beschäftigte. 2017 belegten die Stuttgarter mit einem Honorarumsatz von 57,76 Mio. Euro Platz 7 im Ranking der größten deutschen Digitalagenturen. Laut Mitgründer Andreas Schwend bleibt die eigene Marke bestehen: "Die Aktivitäten werden innerhalb der Car-Software-Organisation von VW weiterbetrieben." Auch mit anderen Kunden liefen Projekte, der angestrebte Umsatzanteil aus den Aktivitäten bei Volkswagen liege bei 50 bis 60 Prozent, so der Manager gegenüber dpa. Schwend wie sein Partner und Co-Gründer Daniel Rebhorn bleiben der Firma bis auf weiteres erhalten.
Zugriff auf 1.100 IT-Spezilisten
VW gibt in Sachen Digitalisierung und Vernetzung weiter Vollgas und holt sich mit der Übernahme von Diconium gleichermaßen Expertise wie beträchtliche Ressourcen quasi ins eigene Haus. Kunden der Wolfsburger sollen ihren Wagen in Zukunft mit einer Art "digitales Einkaufszentrum" vernetzen und wichtige Funktionen wie Updates der Fahrzeug-Software von überall aus erledigen können.
"Es gibt künftig nur noch eine Kern-App, mit der der Kunde auf alle Services zugreifen kann", erklärt Kernmarken-Vertriebschef Jürgen Stackmann gegenüber dpa. Über die Nutzer-ID würden Auto, Händler und Hersteller zusammengebracht. Geplant seien auch Dienste zum Bezahlen beim Parken, Tanken und Aufladen oder für Multimedia-Streaming. In den Aufbau der nötigen Online-Infrastruktur und die Integration von Diconium steckt VW nach dpa-Informationen eine dreistellige Millionensumme. Dienste wie Carsharing (WeShare) oder der Volkswagen-Shuttle-Service Moia blieben zunächst eigenständige Angebote. Aber das "Einkaufszentrum" sei ein modulares System, das Schritt für Schritt freigeschalten werde, so der Manager.
Digital-Expertin Anja Hendel dockt an
Im Zuge der Übernahme verstärkt sich Diconium mit Anja Hendel. Die studierte Wirtschaftsinformatikerin bringt jahrelange Erfahrungen beim europäischen Pharmagroßhändler Celesio, heute McKesson Europe, und beim IT-Beratungsunternehmen Capgemini mit. Zuletzt leitete sie die Abteilung Innovationsmanagement und digitale Transformation Finanzen beim Autohersteller Porsche und war als Director des Porsche Digital Labs in Berlin tätig.
Für Schwend und Rebhorn ist es der zweite Firmenverkauf innerhalb weniger Jahre. Die Agentur hatte schon 2017 die für den einstigen Kunden Mercedes-Benz gegründete Firma Cinteo an den Daimlier-Konzern verkauft.