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Scholz & Friends nimmt sich Wettbewerbs-Auszeit
Mit Scholz & Friends tritt eine weitere Top-Kreativagentur auf die Award-Bremse. 2013 will sich die Gruppe an keinem Kreativwettbewerb beteiligen.
Mit Scholz & Friends tritt eine weitere Top-Kreativagentur auf die Award-Bremse. 2013 will sich die Gruppe an keinem Kreativwettbewerb beteiligen. "Wir werden das Jahr 2012 normal abschließen, aber dann eine Denkpause einlegen", sagt Kreativvorstand Martin Pross. "Wir haben eine extreme Inflation von Wettbwerben und Kategorien, die das System Wettbewerb pervertiert haben", so der Kreative. Mit in seinen Augen gravierenden Folgen: Auf Kundenseite sei die Wertschätzung der kreativen Leistungsshows und deren Preise gesunken, meint er. Auch bei den Kreativen selbst sowie den Juroren hätten die Nägel, Löwen und Pencils an Relevanz verloren.
Fakt ist: Wer nicht willens oder in der Lage ist, astronomische Summen in die Teilnahme bei Cannes, ADC und Co. zu investieren, hat kaum eine Chance, genügend Punkte für das Jahresranking der kreativsten Agenturen Deutschlands zu sammeln. Einzelne Kreative oder kleinere Agenturen nehmen auch deshalb nicht an den Wettbewerben teil. Das Feld der Top 10-Agenturen im Ranking ist seit Jahren relativ konstant.
Martin Pross lehnt die Wettbewerbe nicht grundsätzlich ab, möchte aber den Award-Zirkus auf ein "erträgliches Maß" reduzieren. Mit Hilfe der Kollegen in den anderen Agenturen. "Es könnte daraus eine Bewegung werden, die am Ende tatsächlich zu einer Veränderung führt." In seinen Augen hieß das, die Zahl der Wettbewerbe und der Kategorien einzudampfen und vielleicht sogar die Zahl der Einreichungen pro Agentur zu limitieren.
Ob es Zufall ist, dass Scholz & Friends mit seiner "Denkpause" an die Öffentlichkeit geht, nachdem vor wenigen Tagen Jung von Matt-Kreativchef Jean-Remy von Matt erklärt hatte, nur mehr alle zwei Jahren Awardshows mit Arbeiten beschicken zu wollen und den so eingesparten Millionenbetrag in eine "Akademie für innovative Kommunikation" zu stecken? Ja, sagt S&F-Chef Frank Michael Schmidt. Es habe keine Absprache gegeben. Der eigene Plan sei schon vor Monaten diskutiert und einstimmig vom Vorstand verabschiedet worden. Allerdings räumt er ein, dass es Jung von Matts Vorpreschen leichter macht, das eigene Vorhaben nun auch umzusetzen.
Wiederholt haben Agenturen in den vergangenen Jahren versucht, Mitstreiter dafür zu gewinnen, dass nur mehr bei einer kleinen Anzahl Wettbewerbe eingereicht wird. Bislang stets ohne Erfolg. Zuletzt war es Ogilvy-Kreativchef Stephan Vogel, der mit einem derartigen Ansinnen Schiffbruch erlitt. Auch ist zu bezweifeln, ob deutsche Network-Agenturen mitziehen. Sie haben oft klare Vorgaben, bei den Leistungsshows mitzumachen und müssen sich teils mit ihrer Ausbeute intern messen lassen.