Kreation des Tages:
Rapper Tua zeigt die brutale Realität der Seenotrettung
Appell an die Gesellschaft: Der Rapper Tua macht mit einem provokanten Youtube-Clip auf die Zustände bei der Seenotrettung in Europa aufmerksam. Die Idee dazu stammt von Jung von Matt.
Krasse Bilder, schreckliche Realität: Der Rapper, Sänger und Produzent Tua veröffentlicht auf seinem Youtube-Channel das neue Video zu seinem Song "Wenn ich gehen muss" und wählt dafür eine sehr authentische und radikale Erzählweise.
Der Musikclip wurde für und mit der Besatzung der "Alan Kurdi", dem Schiff der NGO für Seenotrettung Sea-Eye, gedreht. Die Konzeptidee stammt von der Agentur Jung von Matt/Next Alster in Zusammenarbeit mit White Horse Music.
Die Initiatoren verstehen die Aktion als "ein Appell an die Gesellschaft", die auf dramatische Weise die tödliche Realität an Europas Außengrenze im Mittelmeer zeigt. In dem Video werden Szenen des Ertrinkens von Menschen auf der Flucht nachgestellt. Dabei visualisiert Tua selbst die Situation einer Seenotrettung, bevor ihn schließlich die Crew der "Alan Kurdi" rettet.
Ein Video, das man kaum aushält
"Dass Menschen auf der Flucht im Mittelmeer sterben und Europa sich seit vier Jahren auf zivile Organisationen wie Sea-Eye verlässt, macht mich wütend. Wir lassen Menschen sterben, die Schutz suchen. Das ist völliger Wahnsinn. Ich wollte ein Musikvideo machen das man fast nicht aushält – weil die aktuelle Situation nicht auszuhalten ist. Ich möchte auf die Arbeit von Sea-Eye aufmerksam machen und meine Musik und Reichweite nutzen um zu helfen", sagt Tua.
Alle Einnahmen, die ab dem Tag der Veröffentlichung über Streaming oder Download des Songs generiert werden, fließen nach Angaben von Tua zu 100 Prozent an Sea-Eye.
Zudem möchte der Künstler alle Spendeneinnahmen, die während seiner anstehenden Tour gesammelt werden sowie der Gewinn der Jubiläumsveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen seines Labels Chimperator an Sea-Eye übergeben.
Das Video wurde ehrenamtlich produziert von Sterntag aus Hamburg, Regie führte Eric van den Hoonaard, Benedikt Hugendubel stand hinter der Kamera. German Wahnsinn (Sounddesign und Mischung) sowie Slaughterhouse Hamburg (Postproduktion) unterstützen das Projekt ebenfalls kostenlos.
Julian Pahlke, Sprecher von Sea-Eye, schätzt das Engagement des Rappers: "Unsere Crews an Bord haben oft genug erleben müssen, wie Menschen vor ihren Augen ertrinken und sie nichts mehr dagegen unternehmen konnten. Der Tod auf dem Mittelmeer ist nicht, wie viele glauben, ein lautes Ereignis. Menschen ertrinken still und leise. Genau diese unglaublich schaurigen Szenen zeigt Tua sehr stark in seinem Video. Was man sieht, ist keine Zuspitzung, sondern Realität. Als wir das Video zum ersten Mal gesehen haben, ging das vielen von uns sehr nah."
Nach Angaben der Hilfsorganisation, die 2015 in Regensburg gegründet wurde, sind seit dem Jahr 2014 bis heute rund 19.000 Menschen im zentralen Mittelmeer zwischenLibyen und Italien ertrunken. Nach dem Ende der Seenotrettungsmission Mare Nostrum blieben demnach einzig die zivilen Organisationen, mit dem humanitären Auftrag Menschen vor dem Ertrinkungstot zu retten.
Mit den umgerüsteten Fischkuttern "Sea-Eye" und "Seefuchs" des Vereins beteiligten sich bereits mehr als 800 ehrenamtliche Rettungskräfte, in über 60 Missionen, unter niederländischer Flagge an der Rettung von 14.712 Menschen. Im Sommer 2018 entschied die Vereinsführung ein neues Schiff unter deutscher Flagge in den Einsatz zu senden. Die "Alan Kurdi" ist das erste Schiff einer Hilfsorganisation unter der Bundesflagge. Ihr Einsatz rettete bis heute 344 Menschen das Leben.