Kreation des Tages:
Neues Funker-ABC provoziert konservative Schweden
Der Vorschlag für eine neue, gendergerechte Buchstabiertafel wurde nur mit Radiospots auf einer bei Funkern beliebten Frequenz bekannt macht, sorgte aber dennoch für landesweite Diskussionen.
Wer im Schwedischen jemand anderem etwa am Telefon seinen Namen buchstabieren will, hat dafür bisher nur männliche Namen zur Auswahl, die zudem sehr traditionell sind wie Gustav (G), Ivar (I) oder Sigurd (S). Bisher gab es dort keine weiblichen Namen - und auch keine fremdländischen. Zwei schwedische NGOs, die sich für Gleichberechtigung einsetzen, wollten das Thema zur Sprache bringen und haben dafür einen ungewöhnlichen Weg gewählt. Sie haben sich eine neue Buchstabiertafel ausgedacht und promoten diese auch mit der Website Ademberit.se.
Statt Adam und Bertil fängt die neue Buchstabiertafel künftig mit Adam und Berit an. Doris, Nora und Pippi sind ebenso dabei wie Emir, Fanny, Vicky und William - eindeutig modernere und aus anderen Ländern inspirierte Vornamen. Hinter der Idee stecken die Beratungsorganisation Rättviseförmedlingen und die Fredrika Bremer Association, die älteste schwedische Frauenrechtsorganisation, gegründet 1884.
Die Kampagne entwickelten die Agenturen Akestam Holst and ANR BBDO. Für die Verbreitung setzten sie auf ein spezielles, sehr spitzes Medium. Sie schalteten Radiospots, und zwar auf einer Frequenz, die ausschließlich im Funkverkehr genutzt wird - und erreichten damit genau die Zielgruppe, für die eine Veränderung die größten Auswirkungen hat.
Dabei blieb es jedoch nicht: die Kampagne schaffte den Sprung in die Nachrichtenmedien und führte zu lebhaften Diskussionen. Das war auch das Ziel - mit mehr hatten auch die Initiatoren nicht gerechnet.
In Deutschland haben die Frauen übrigens schon immer ihren Platz im Buchstabieralphabet, etwa Charlotte, Ida, Paula und Martha.