Strategie:
Deshalb geht Scholz & Friends eine Allianz mit VMLY&R ein
Die Scholz & Friends-Holding Commarco mit allen dazugehörigen Agenturen geht eine Allianz mit der der WPP-Agenturgruppe VMLY&R ein. Gesellschaftsrechtlich ändert sich nichts.
Die Zielsetzung von Scholz & Friends-Chef Frank-Michael Schmidt war klar: Die Agenturgruppe sollte attraktiver werden für Kunden, die aus Deutschland heraus international agieren wollen. Gleichzeitig sollte das globale Geschäft der "Freunde" auch aus der entgegengesetzten Richtung ausgebaut werden. Das schien ohne Partner nicht so einfach zu realisieren sein. Daher geht die Scholz & Friends Group sowie die dazugehörige Holding Commarco, zu der Agenturen wie Deepblue Networks, RessourcenReich und Blumberry gehören, eine strategische Partnerschaft mit der nordamerikanischen WPP-Agenturgruppe VMLY&R ein. Gesellschaftsrechtlich ändert sich dadurch nichts. Allerdings berichtet Schmidt künftig direkt an VMLY&R-CEO Jon Cook. Bislang waren die Freunde innerhalb von WPP bei der Einheit "Special Communications" angesiedelt, wie es Thjnk weiter ist.
Das alte Client-Modell funktionierte schlecht
"Die Entscheidung für VMLY&R ist ein strategischer Meilenstein in der Entwicklung unserer Agenturgruppe", sagt Schmidt. "Gemeinsam wollen wir ein Netzwerk neuen Typs schaffen." Dabei setze man auf einen "Dreiklang" von Kreativität, Technologie und Internationalität. Etwa ein Dreiviertel Jahr sondierte Frank-Michael Schmidt die Agenturen innerhalb der WPP-Welt. Am Ende entschied er sich in Abstimmung mit seinen Partnern für VMLY&R. Das Network ist erst vor anderthalb Jahren aus der Fusion von Y&R (Young & Rubicam) mit dem Digitalnetwork VML heraus entstanden. Über die neue Partnergruppe hat Scholz & Friends, die bislang ausschließlich auf den europäischen Markt beschränkt war, Zugang zu Nordamerika und Asien. In diesen Regionen ist VMLY&R nach eigenen Angaben besonders stark. Umgekehrt erhalten die Amerikaner mit den Freunden einen Exklusivpartner für Deutschland und die Schweiz. In beiden Ländern ist VMLY&R nicht vertreten.
Kulturell kompatibel und stark digital
Entscheidend für die Wahl seien aber nicht nur Newbusiness-Optionen und das technische Knowhow der Nordamerikaner gewesen, betont Schmidt. Vielmehr passten die beiden Agenturgruppen auch kulturell gut zusammen. Er spricht in diesem Kontext von einer neuen internationalen "Heimat". Profitieren wollen die Deutschen zudem von der starken digitalen Ausrichtung der Nordamerikaner und Kompetenzfeldern, in denen sie selbst weniger stark sind. Gerade bei digitalen Themen besteht offenbar Nachholbedarf. Deshalb auch will Frank-Michael Schmidt in Deutschland die Commarco-Agenturen enger zusammenführen, darunter die Digitalagentur Deepblue. Sie sollen in wenigen Wochen unter dem Dach der neuen Scholz & Friends Family gebündelt werden. Weltweit kommt VMLY&R auf 7.000 Mitarbeiter an 60 Standorten. Der Fokus liegt auf den Themen Strategie, Brand Experience, Customer Experience, Platforms & Engineering und Business Transformation.
Marke Scholz & Friends wird gestärkt
Rein rechtlich ändert sich nichts für Scholz, sagt Schmidt eins ums andere Mal. Auch der Name bleibt behalten. Die Marke soll im Gegenteil weiter gestärkt werden. Darum werde es demnächst auch ein neues Corporate Design geben. Dennoch ist die neue Partnerschaft eine Art Zugeständnis, dass das einst angedachte Modell nicht so funktionierte wie geplant. Denn seit dem Verkauf der Gruppe an WPP im Jahr 2011 warb S&F damit, als Leadagentur für internationale Kunden die besten Agenturen aus dem WPP-Imperium zusammenzuholen. Ein Angebot, das - sieht man von dem Beispiel Opel ab - wenig Anklang fand. Offenbar fühlen sich Kunden wohler, wenn sie mit einer zentralen Marke zusammenarbeiten.