Gähnende Leere :
1,2-Milliarden-Plattform im Metaverse lockt keine User an
Mit 1,2 Milliarden Dollar wurde die Metaverse-Plattform Decentraland bewertet. Nur nutzen will die virtuelle Welt offenbar keine. Für das Metaverse, Mark Zuckerbergs Mega-Projekt, verheißt das nichts Gutes.
Rund ein Jahr ist es her, dass Mark Zuckerberg sein Unternehmen Facebook in Meta umbenannt und damit die Ära des Metaverse eingeläutet hat. Als Zukunft der Digitalisierung hat er die virtuelle Welt, in der Menschen zukünftig arbeiten, Spaß haben und letztlich auch ein wenig sollen, ausgerufen. Viele Milliarden Dollar wurden seitdem in das Projekt investiert, was bereits einige nutzbare Plattformen zum Ergebnis hatte. Nur nutzen will die leider keiner.
Das macht nun das Beispiel von Decentraland deutlich, einer offenen, virtuellen Plattform, in der Menschen mittels Avatar miteinander agieren können und hierfür sogar Blockchain-basierte Grundstücke erwerben können. Im vergangenen Jahr sorgte es für Schlagzeilen, als ein Investor Decentraland-Grund in der Größe von zehn Fußballfeldern für 913.000 US-Dollar kaufte. Marktwert der Plattform und der dortigen Kryptowährung Mana: satte 1,2 Milliarden Dollar.
Keine 50 aktiven Nutzer:innen pro Tag
Eine riesige, wertvolle Welt also, in der man dem Meta-Slogan zufolge "die Grenzen seiner Vorstellungskraft testen" kann. Nur möchte das offenbar kaum jemand. Einer Messung von Daten-Aggregator Dappradar zufolge sind es aktuell 49 aktive Nutzer:innen, die über einen Zeitraum von 24 Stunden in Decentraland unterwegs sind. 295 waren es in der vergangenen Woche, und in 30 Tagen kommt die virtuelle Metaverse-Welt gerade einmal auf rund 1.000 aktive User. Ähnlich leer scheint das Metaverse-Projekt The Sandbox zu sein: Laut Dappradar sind es dort 522 Nutzer:innen in 24 Stunden.
Decentralands Kreativchef Sam Hamilton widersprach den Zahlen von Dappradar auf Nachfrage des Portals "Coindesk" zwar. Diese würden sich lediglich auf diejenigen Nutzer:innen beziehen, die mit dem System selbst interagieren. User, die miteinander in Kontakt treten würden, gäbe es durchschnittlich etwa 8.000 am Tag. Auch dies steht jedoch in keinem Verhältnis zur Bewertung der Plattform und den großen Zielen, die Zuckerberg sich mit seinem Metaverse gesetzt hat. Auf Twitter hatte Decentraland bestätigt, dass im gesamten September 1.074 Nutzer:innen mit den "smarten Verträgen" interagiert hätten.
Nicht einmal Meta-Angestellte wollen das Metaverse nutzen
Zwar gab der Meta-CEO auf dem vergangenen Hauptversammlung vor Aktionären an, dass das Metaverse in den kommenden Jahren rote Zahlen schreiben würde, doch um sein virtuelles Imperium aufzubauen, braucht es vor allem interaktives Interesse daran.
Und das haben offenbar nicht einmal die Meta-Angestellten selbst. Wie "The Verge" berichtet, hatte Vishal Shah, Vizepräsident des Metaverse bei Meta, am 15. September eine Mitteilung an das VR-Team geschrieben, in dem von vielen technischen Fehlern auf der virtuellen Plattform Horizon die Rede war, die ausgemerzt werden müssten. Zudem beklagte er, dass die Angestellten zu wenig Zeit auf der Plattform verbringen würden. "Warum lieben wir das Produkt, das wir gebaut haben, nicht so sehr, dass wir es die ganze Zeit über nutzen? Die einfache Wahrheit ist, wenn wir es nicht lieben, wie können wir das von unseren Usern erwarten?"
Zwei Wochen später fand er in einer weiteren internen Mitteilung deutlichere Worte. Mitarbeiter sollten die Plattform als Arbeitsanweisung mindestens einmal pro Woche benutzen. "Jeder im Unternehmen sollte es sich zur Aufgabe machen, sich in Horizon Worlds zu verlieben. Das kann man nicht schaffen, wenn man es nicht nutzt. Geht da rein."
Die anhaltenden technischen Probleme sind einer Expertin zufolge einer der Gründe, warum das Metaverse nicht ins Rollen kommt. Sasha Fleyshman von der Digital-Asset-Investmentfirma Arca sagte "Coindesk": "Jeder, der behauptet, dass es heute ein funktionierendes Metaverse gibt, lügt, dass sich die Balken biegen."
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