TechTäglich:
Netflix nervt mit AGB-Wirrwarr
Weil die Abozahlen schwächelten, will Netflix "illegale" Zuseherinnen und Zuseher zu einem Extra-Abo bewegen. Die Jagd auf die "Illegalen" wirkt bizarr. Zumal auch korrekte Kundinnen und Kunden davon genervt sind.
Netflix gingen zuletzt vermehrt Abonnenten von der Stange. Zwar hat sich die Lage wieder beruhigt, doch die massive Preiserhöhung auf bis zu 17,99 Euro hat viele Kundinnen und Kunden ohnehin vor den Kopf gestoßen. Kein cleverer Move, zumal andere Streaminganbieter ab 5,99 Euro im Monat buchbar sind. Eindruck der letzten Wochen: Statt sich auf den Ausbau des Programms zu konzentrieren und Highlights in Serie zu produzieren (wie früher), scheint sich das Unternehmen derzeit vor allem auf die Jagd nach Abonnenten zu fokussieren, die ihren Account "illegal" teilen. Unter "illegal" versteht Netflix offenbar, dass ein Abo nur mit Personen im direkten Haushalt geteilt werden darf. In früheren Zeiten störte Netflix das wenig bis gar nicht, inzwischen (in Zeiten schwächelnder Zahlen) dient die Jagd auf "Illegale" dazu, zu hoffen, dass jene "Illegalen" sich ein eigenes Abo buchen. Netflix selbst hat ermittelt: Rund 100 Millionen Haushalte schauen Netflix, zahlen aber nicht für den Dienst – weil sie Accounts anderer Haushalte mitnutzen. Daher beabsichtigt Netflix, Personen außerhalb des eigenen Haushalts ein Abo gegen eine Zusatzzahlung anzubieten. Man muss sie nur finden...
Um künftig mehr Geld durch einzelne Abonnenten zu generieren, soll das Teilen von Accounts beim Streamingdienst also erschwert werden. Dazu hatte Netflix Anfang der Woche einen neuen Abschnitt im FAQ hinzugefügt, der erklärte, wie Netflix "Illegale" verhindern will. Damit User weiter ihren Account nutzen können, sollen sie sich künftig regelmäßig in ihr heimisches WLAN auf Streamgeräten einloggen. So soll sichergestellt werden, dass keiner anderswo, außerhalb des Haushalts, zuguckt. Das Problem: Viele Abonnenten reisen mit ihrem iPhone oder iPad, auf dem sie Netflix installiert haben. Die neue Regelungen zur Login-Option von unterwegs verärgert Kunden. Schließlich soll es auch Menschen geben – Überraschung –, die länger als 31 Tage unterwegs sind, im Urlaub oder auf einer längeren Geschäftsreise.
Anfang der Woche hieß es in den AGB: 31 Tage sei ein WLAN-Login künftig "gültig". Netflix informiert in den FAQ allerdings nicht darüber, wie eine Sperre danach wieder aufgehoben werden kann. Wer Netflix innerhalb der 31 Tage (aus Zeitgründen oder warum auch immer) nicht regelmäßig aufruft, könnte dann gesperrt werden – auch wenn sich einzelner Abonnent korrekt verhält. Das Konzept scheint also noch nicht ganz ausgereift zu sein...
...und das ist nach wenigen Stunden offenbar auch Netflix aufgefallen: Innerhalb von drei Tagen strich das Unternehmen die 31-Tage-Passage im AGB-Wirrwarr wieder, wie Heise entdeckte: "Netflix hat seine FAQ seit Veröffentlichung des Artikels ohne Begründung auf eine vorherige Version zurückgesetzt." Noch verwirrender: "Eine englischsprachige Version des Support-Eintrags ist noch im Internet-Archiv abrufbar."
Netverflixt! Die Strategie dahinter? Wirkt so, als gebe es derzeit keine!
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