TechTäglich:
Abo-Horror bei beliebten Apps
Kürzlich gab Bose bekannt, man überlege, bestimmte Kopfhörerfunktionen nur noch als Abo anzubieten. Der Abo-Wahn greift auch im App Store immer weiter um sich. Jetzt erhöhen bekannte Apps die Abopreise bis zu 43 Prozent.
Gibt es überhaupt noch Apps ohne Abo und In-App-Käufe? Die Schlagzeilen der letzten Wochen sind eindeutig: Twitter will ein 8-US-Dollar-Abo starten, Adobe bietet Pantone-Farben bald nur noch im Abo an, Pixelmator Photo ändert sein Abo-Modell… Nur drei Beispiele von vielen! Und immer mehr beliebte Apps ziehen nach und satteln noch mehr Euro/Dollar auf Abo-Preise drauf. Die jüngsten Abo-Schocks: Die beliebte Kalender-App Fantastical dreht heftig an der Preisschraube – und das begehrte Video-Bearbeitungsprogramm FiLMiC Pro wird zur Abo-App.
Beginnen wir mit Fantastical, Apples "Mac App des Jahres 2022". Saftige Erhöhungen: Der Entwickler Flexibits nennt bisher nur US-Preise: Die Fantastical-Einzel-Lizenz wird von 39,99 auf 56,99 US-Dollar geschraubt. Das entspricht einem Aufschlag von 43 Prozent. In Deutschland werden es damit wohl 62 Euro pro Jahr! Fantastical Premium Family steigt von 64,99 auf 89,99 US-Dollar – was einem Plus von 38 Prozent entspricht. Die Begründung der Fantastical-Macher: In den letzten drei Jahren habe man keine Preiserhöhung vorgenommen. Nun sei es wieder an der Zeit. Ob der Plan aufgeht? Fantastical hatte auch schon vor der neuen Preiserhöhung ambitionierte Tarife für eine Kalender-App. Schließlich bietet Apple selbst eine hauseigene Variante, die ist zwar eher rudimentär, dürfte aber angesichts des Preisanstiegs bei Fantastical vielen Usern künftig reichen. Es sei denn, man nutzt Fantastical beruflich für Termin-Flut und Videokonferenz-Overkill.
Zweites Beispiel für die immer größere Abo-Flut: Die Kamera-App FiLMiC Pro-Profi Video Kamera hat ein großes Update erhalten. Erst einmal positiv, dass es mit dem Wechsel auf Version 7 neue Features für eine der besten Apps zur Video-Bearbeitung gibt. Der Haken aber folgt im Kleingedruckten der Appbeschreibung: FiLMIC-Pro, bisher mit einem Einmalkauf zu erwerben, stellt auch auf ein Abo-Modell um. Die Nutzung kostet künftig 3,49 Euro pro Woche (!) oder 47,99 Euro pro Jahr. Bestandskunden können die alte Version der App, die separat angeboten wird, ohne zusätzliche Kosten nutzen. Allerdings gibt es für diese Version keine neue Funktionen und langfristig auch keine Updates mehr.
Eine Einschätzung: Apple befeuert die Politik, dass Entwickler auf Abos setzen sollen, seit Jahren. Vorteile gibt es für beide Seiten: Die Entwickler haben kalkulierbare Einnahmen, Apple selbst kassiert auch regelmäßig mit. Denn auf Abo-Einnahmen fallen 30 Prozent Provision an. Den Nachteil hat der Kunde! Interessiert der immer weniger? Die Abo-Modelle werden gefühlt immer absurder. Zuletzt berichtete W&V darüber, dass Bose plant, bestimmte Funktionen für Kopfhörer nur noch per Abo anzubieten. Die Zukunft muss zeigen, wieviele Abos sich ein Kunde noch gönnt. Denn Abos sind nicht beliebt, das zeigen auch Zahlen für 2022 von brandeins: Zwar nutzen 68 Prozent der Menschen in Deutschland Abos, aber die durchschnittliche Zahl liegt nur bei 2,4 Abos pro Person. Das deutet auf eine wenig "fantastical" Zukunft für App-Abos hin…
Das sind die Themen in TechTäglich am 6.12.2022:
Apple: Erster Rückschlag für 2023
Gottesdienste gratis auf dem Tablet serviert
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Die Cookiekalypse hält die Branche in Atem. Besser, man hat eine gute First-Party-Data-Strategie. Wie man die entwickelt, lernst du im W&V Executive Briefing.
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