Tiktok:
Tiktok 2025: Diese Tipps haben Agenturchef:innen für Marken
Auch 2025 wird wieder ein gutes Jahr für Tiktok sein - und damit auch für Marken, die auf der Plattform präsent sind. Doch wie das am besten funktioniert, dafür braucht es viel Wissen. Drei Expert:innen verraten ihre Tricks und Tipps, wie Marken in diesem Jahr die Plattform für sich nutzen können.
Viktoria Renner, Geschäftsführerin von Ozmoze:
Welche Relevanz wird TikTok 2025 für Marken haben?
TikTok wird 2025 zur zentralen Plattform für Marken, um kulturelle Relevanz zu gewinnen. Gen Z erwartet keine klassischen Werbebotschaften, sondern Inhalte, die inspirieren, unterhalten und Diskurse anstoßen. Laut der Studie "Gen Z broke the Marketing Funnel" funktioniert das klassische Modell von Awareness, Consideration und Conversion für diese Generation nicht mehr. Stattdessen entscheiden sich Nutzer:innen oft impulsiv und situativ – basierend auf Trends, Emotionen und Social Proof. TikTok bietet hier die perfekte Bühne, da es Communitys, kulturelle Trends und Shopping-Erlebnisse miteinander verbindet.
Parallel ist TikTok bereits jetzt die primäre Suchmaschine für Gen Z. Das Spannende: Der Großteil der Nutzer:innen liest hier aktiv Kommentare und kommentiert selbst. Der Diskurs mit den Konsument:innen findet also nicht nur über die Posts, sondern auch in der Kommentarspalte statt.
Marken, die 2025 dort nicht präsent sind, riskieren, den Zugang zu ihrer Zielgruppe und dem allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs zu verlieren, denn Konsument:innen erwarten mehr als nur Produktwerbung von Brands, denen sie vertrauen. Sie erwarten aktive Teilnahme am Gespräch und Inhalte mit echtem Mehrwert.
Welche Tools/Möglichkeiten auf TikTok werden dabei eine große Rolle spielen?
Ich bin sehr gespannt, wie sich Creator Search Insights entwickelt – denn dieses Tool könnte die Suchmaschinen-Funktion von TikTok unschlagbar machen, indem es gezielt Wissenslücken der Plattform identifiziert und Creator:innen und Brands vorschlägt, zu oft nachgefragten Themen gezielt Content zu erstellen. Damit könnte das Tool das perfekte Social SEO möglich machen. KI-gestützte Lösungen wie Symphony ermöglichen es Marken zusätzlich, hyper-personalisierte Inhalte zu erstellen und vor allem ihren Creator Content mit AI Avataren zu skalieren. Gleichzeitig gewinnen Live Shopping und der TikTok Shop an Bedeutung, da sie den Kaufimpuls direkt in die Plattform integrieren. Diese nahtlosen Möglichkeiten, von der Inspiration bis zum Kauf in einem einzigen Format zu bleiben, passen perfekt zur fragmentierten Customer Journey der Gen Z.
Was müssen Marken beachten, um auf TikTok (weiterhin) erfolgreich zu sein?
Marken müssen sich vom traditionellen Funnel verabschieden und verstehen, dass die Entscheidungspunkte der Gen Z fließend sind. Erfolgreiche TikTok-Strategien setzen auf authentische Inhalte, die Communitys einbeziehen und kulturelle Trends schnell aufgreifen und weiter denken. Alleine auf TikTok präsent zu sein, reicht nicht mehr. Marken müssen Welten oder Personas etablieren und über verschiedene Nischen und Trends hinweg weitererzählen. Diese Art von Persona oder World Building hat für uns im vergangenen Jahr besonders gut bei Duolingo mit unseren Character Books oder Tinder mit unseren ersten Social-First OOH, Guerilla und Event Aktivierungen funktioniert. Am eindrücklichsten hat uns in diesem Jahr natürlich Charli XCX mit ihrem "brat" movement gezeigt, dass online und offline nicht mehr voneinander zu trennen sind. Wirklich erfolgreiche TikTok Strategien starten auf der Plattform und haben dann einen Impact weit darüber hinaus. Die kulturelle Verankerung und sich fortschreibende Narration ist dabei definitiv wichtiger als perfekt geplante Werbebotschaften. Marken sollten daher Nischen ernst nehmen und ihre Inhalte so gestalten, dass sie sowohl digital als auch physisch verankert werden können.
Tiktok verbindet Communitys, kulturelle Trends und Shopping-Erlebnisse miteinander.
Wie wichtig ist die nahtlose Möglichkeit des Shoppens auf TikTok – oder geht es eigentlich auf der Plattform um was ganz anderes?
Shopping ist ein wachsender Bestandteil von TikTok, jedoch bleibt die Plattform ein Ort für Inspiration und Unterhaltung – dass dabei auch Kaufentscheidungen getroffen werden, ist für Gen Z ganz selbstverständlich, denn ihr Marketing Funnel ist ein konstanter Loop aus Inspiration, Affiliation und Loyalty. Mit Live Shopping und nahtlosen Kaufoptionen bietet die Plattform nicht nur technische Möglichkeiten, sondern macht Shopping zu einem kulturellen Erlebnis.
TikTok ist der Ort, an dem sie unterhalten, informiert und zum Kauf inspiriert werden. Auf der FYP (For You Page) werden alle Inhalte dabei mit denselben Bewertungskriterien konsumiert, denn Gen Z sucht hier nach Unterhaltung und Inspiration. Marken müssen mit kreativem Storytelling überzeugen, das die Community einbindet und emotionale Kaufimpulse auslöst. TikTok ist kein klassischer Marktplatz, sondern ein Ort, an dem Social Proof, Trends und Authentizität den Kaufprozess bestimmen.
Glaubt ihr an Retail Media auf TikTok? Wie kann das konkret aussehen?
Retail Media auf TikTok hat enormes Potenzial, weil die Plattform die fragmentierte Customer Journey der Gen Z perfekt ergänzt. Sponsored Live Streams, bei denen Creator:innen Produkte interaktiv präsentieren, oder dynamische Anzeigen, die direkt auf Trends reagieren, könnten Retail Media neu definieren. Hierbei geht es nicht nur um Sichtbarkeit, sondern um die Verknüpfung von Shopping mit kulturellen und sozialen Erlebnissen und Nischen Insidern.
Wie sehr interessieren sich Marken/Unternehmen für die Möglichkeit des Offsite-Advertisings?
Das Interesse an Offsite-Advertising wächst, aber Marken müssen beachten, dass TikTok keine reine Traffic-Schleuse ist. Die Stärke der Plattform liegt darin, Aufmerksamkeit und Bindung zu erzeugen – und diese kann durch Offsite-Werbung leicht verloren gehen. Um erfolgreich zu sein, müssen TikTok-Inhalte und externe Landing Pages ein nahtloses, kulturell relevantes Erlebnis bieten. Social-First-OOH-Kampagnen wie bei Tinder oder hybride Ansätze, die digitale und physische Formate verbinden, zeigen, wie Marken diese Dynamik nutzen können.
Pascal Fiedler, Geschäftsführer von Charles & Charlotte:
Welche Relevanz wird Tiktok 2025 für Marken haben?
TikTok wird auch 2025 ein kultureller Motor bleiben und eine der wichtigsten Plattformen sein, um jüngere Zielgruppen zu erreichen. Es ist längst mehr als nur eine Plattform – TikTok ist der Ort, an dem Kultur entsteht. Marken, die das ignorieren, riskieren, ihre Relevanz in einer Welt zu verlieren, die sich in der Geschwindigkeit einer For You Page bewegt. Gleichzeitig birgt die Plattform Unsicherheiten, wie potenzielle Verbote oder geopolitische Herausforderungen. Doch selbst in einem fragmentierten Szenario wird die "TikTokisierung" sozialer Medien – kurzformatige, discovery-first Inhalte – ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Markenstrategien bleiben.
Welche Tools/Möglichkeiten auf Tiktok werden dabei eine große Rolle spielen?
2025 werden vor allem folgende Features im Fokus stehen:
• Interaktive KI-Content-Tools: TikTok testet bereits KI-gesteuerte Tools wie virtuelle Creator:innen, Text-to-Video, Lip-Syncs oder generative Effekte. Diese werden Marken und Creator:innen ermöglichen, Geschichten auf eine völlig neue Weise zu erzählen.
• Erweiterte Such- und Discovery-Funktionen: TikTok wird immer mehr zur Suchmaschine für die junge Generation. Marken müssen ihre Inhalte ähnlich wie SEO für Google optimieren, um auf der Plattform sichtbar zu bleiben.
• Live Shopping 2.0: Nach anfänglichen Schwierigkeiten in Europa könnte TikTok mit personalisierten, KI-gestützten Live-Shopping-Erlebnissen ein Comeback starten.
• Community-zentrierte Kampagnen-Tools: Subkulturen wie BookTok oder FitnessTok bieten Marken die Möglichkeit, hyper-relevante Botschaften in Mikro-Communities zu platzieren.
Die heißesten TikTok-Features 2025 werden Marken zu Co-Creators der Kultur machen. Tools wie KI-gestützte Inhalte und community-driven Kampagnen werden zu den absoluten Gamechangern gehören.
Was müssen Marken beachten, um auf Tiktok (weiterhin) erfolgreich zu sein?
Authentizität bleibt die goldene Regel – und Marken, die auf TikTok erfolgreich sein wollen, müssen sich wie TikToker:innen anfühlen. Der Schlüssel liegt darin, wie Creator:innen zu denken, nicht wie ein Unternehmen. Erfolgreiche Inhalte erzählen Geschichten, die in Subkulturen Resonanz finden, greifen Trends nativ auf (ohne cringe zu wirken) und fügen sich nahtlos in den schnellen Flow der Plattform ein. Konsistenz in der Content-Produktion und eine starke, flexible Creator:innen-Strategie werden 2025 unverzichtbar sein. Auf TikTok gewinnen Marken, indem sie Teil des Gesprächs werden – nicht durch lautes Schreien ihrer Botschaft.
Die heißesten Tiktok-Features 2025 werden Marken zu Co-Creators der Kultur machen. Tools wie KI-gestützte Inhalte und community-driven Kampagnen werden zu den absoluten Gamechangern gehören.
Wie wichtig ist die nahtlose Möglichkeit des Shoppens auf Tiktok - oder geht es eigentlich auf der Plattform um was ganz anderes?
Während Tiktok weiter im Bereich Social Commerce experimentiert, bleibt es in erster Linie eine Entertainment-Plattform. Nutzer:innen kommen nicht auf TikTok, um zu shoppen, sondern um zu lachen, sich zu inspireren oder zu lernen. Für Marken bedeutet das: Tiktok ist kein Kassenband, sondern vielmehr der Funke, der Neugier weckt. Marken sollten die Plattform vor allem als Awareness- und Top-of-Funnel-Kanal sehen, um ihre kulturelle Relevanz aufzubauen und Kaufentscheidungen langfristig zu beeinflussen.
Glaubt ihr an Retail Media auf Tiktok?
Retail Media auf TikTok wird sich vor allem um ansprechende, shoppable Ads drehen, die Nutzer:innen auf externe Seiten weiterleiten, unterstützt durch TikToks präzise Daten für Targeting. Doch die wahre Chance liegt darin, eine emotionale Verbindung zu schaffen, bevor die Transaktion überhaupt ins Spiel kommt. Tiktok ist der Trailer, der Lust auf mehr macht, nicht der Film selbst. Marken, die das verstehen, werden Entdeckung in Begehrlichkeit verwandeln und TikTok als Inspiration für die gesamte Customer Journey nutzen.
Jan König, Geschäftsführer von Odaline:
Welche Relevanz wird Tiktok 2025 für Marken haben?
Wenn man über eine Plattform mit über 20 Mio. Nutzer:nnen spricht, dann stellt sich die Relevanzfrage gar nicht, denn sie ist immens groß. Nur ist das Game für Tiktok ein ganz anderes als auf andere Kanälen und es schaffen wenige Marken ihr Marketing darauf anzupassen. Im nächsten Jahr werden das mehr Marken, genau so werden die Mediabudgets für Tiktok steigen. Die Plattform hat pop-kulturell den größten Einfluss und wird noch von viel zu wenig Marken genutzt.
Welche Tools/Möglichkeiten auf Tiktok werden dabei eine große Rolle spielen?
Jedes Jahr predigen wir Social Commerce. Im nächsten Jahr glaube ich weiterhin dran, dass sich User:innen auf Tiktok One-swipe-shop-mäßig Produkte kaufen können. Weiterhin wird Tiktok auch immer mehr Long-form-Content pushen und SEO auf der Plattform wird immer größer. Über die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen nutzen Tiktok vor Google zum Suchen – das macht auch Sinn. Wenn man überlegt: "Burger essen in Berlin" in einem Video zu schauen macht mehr Spaß als einen Blogartikel zu lesen.
Was müssen Marken beachten, um auf Tiktok (weiterhin) erfolgreich zu sein?
Immer weiter an die Plattform anpassen und langfristig denken. Tiktok ist viel zu oft ein "Trend-Hopping" und viel zu selten eine Plattform mit eigener Content-Strategie. Marken müssen langfristig mit Creator:innen arbeiten, inhouse Creator:innen ausbilden und intern das Verständnis fördern, dass Marken in Zukunft nur mit Inhalten auf der Plattform funktionieren, die organisch überzeugen und zum Daumen-stoppen anregen.
Wie wichtig ist die nahtlose Möglichkeit des Shoppens auf Tiktok - oder geht es eigentlich auf der Plattform um was ganz anderes?
Tiktok triggert Commerce schon heute extrem. #tiktokmademebuyit ist ja kein kurzer Trend, sondern etwas, was immer wieder mit Produkten, Rezepten, Geschenkideen funktioniert. #booktok hat einen erheblichen Einfluss auf den Abverkauf von Büchern gehabt. Daher ist die "nahtlose Möglichkeit" zwar ein gutes Feature, den Einfluss aufs Shoppen hat Tiktok aber heute schon. Aber: Das ist nicht Tiktoks erste Aufgabe: Das ist weiterhin unterhalten. Wenn ich unterhalte, kann ich informieren… kann ich den Produkt-Abverkauf steigern.
Marken müssen langfristig mit Creator:innen arbeiten, inhouse Creator:innen ausbilden und intern das Verständnis fördern, dass Marken in Zukunft nur mit Inhalten auf der Plattform funktionieren, die organisch überzeugen und zum Daumen-stoppen anregen.
Glaubt ihr an Retail Media auf Tiktok? Wie kann das konkret aussehen? Wie sehr interessieren sich Marken/Unternehmen für die Möglichkeit des Offsite-Advertisings?
Retail Media auf Tiktok ist eher auf Creator-Seite die Zukunft, denn Creator:innen werden ihre eigenen Shops auf Tiktok launchen und dort können sie in Zukunft auch Collab-Produkte mit Marken anbieten – ergo kriegen Marke neue Vertriebsmöglichkeiten. Zum Thema offsite: Sich random sich von einem Händler irgendwelche Daten zu ziehen, um die dann im GDN zu aktivieren halte ich oft für zu sehr konstruiert. Oft können das die Interessens-Cluster der Plattformen besser übernehmen. Wenn man aber natürlich einen großen Fit hat und von diesem Daten im Lower Funnel direkt profitieren kann - dann passt es. Aber das ist eher was für den Lower-Funnel als für die große Markenaktivierung.
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