Ernst genommen hat der Verlag die Kritik und nun bekannt gegeben, die Bücher aus dem Programm zu nehmen. " Wir danken Euch für Eure Kritik. Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren Ravensburger Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns dafür ausdrücklich", heißt es in dem aktualisierten Instagram-Post.

Ist die Frage weniger das "ob" denn das "wie"?

Diese Entscheidung ruft ebenfalls gemischte Reaktionen hervor. " Gute Entscheidung! Auch vorbildhaft, denn ihr nehmt den wirtschaftlichen Verlust im Kauf, dafür dass ihr den Rassismus und die Kulturelle Aneignung in diesen Büchern nicht spreadet. Die Community hat gesprochen und ihr habt zugehört, finde ich gut, passiert viel zu selten!" heißt es auf der einen Seite. Auf der anderen lautet ein Kommentar: "Ihr nehmt jetzt ernsthaft Winnetou vom Markt??? Ein Buch über die Figur eines Autors, der schon um 1870 (!) den Genozid an der indigenen Bevölkerung Amerikas angeprangert hat, öffentlichkeitswirksam wie kein deutscher Autor vor und nach ihm? Das ist nicht Euer Ernst!" Von Zensur ist die Rede, ebenso wie von überfälliger Auseinandersetzung mit veralteten Stereotypen.

In komplizierter Kritik stehen indes auch immer wieder die Karl-May-Spiele. Ob die in der heutigen Zeit noch existieren sollen, fragt sich auch Ben Hänchen, der seit 30 Jahren auf der Bühne im sächsischen Bischofswerda steht. Es ist der kleinste Spielort für Karl-May-Stücke in Deutschland - gegründet und bis heute geprägt von Hänchens Vater. Spannend, wie die beiden in dem MDR-Podcast "Winnetou ist kein Apache" ins Gespräch kommen. Außerdem kommt der Indigene Kendall Old Elk von der Apsaalooke Nation zu Wort. Abgeschafft werden müssen die Spiele nicht unbedingt, wie dieser sagt – wohl aber von Grund auf überarbeitet in ihrer Darstellung von Indigenen.

Auch beim Ravensburger Verlag gelobte man Besserung. " Unsere Redakteur*innen beschäftigen sich intensiv mit Themen wie Diversität oder kultureller Aneignung. Die Kolleg*innen diskutieren die Folgen für das künftige Programm und überarbeiten Titel für Titel unser bestehendes Sortiment.", heißt es in dem Instagram-Statement. Man bedaure, dass ein kritischer Umgang mit sensiblen Themen bei den "Der junge Häuptling Winnetou"-Büchern nicht gelungen sei. Das Versprechen: "Wir lernen daraus!"

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Autor: Jennifer Caprarella

Jennifer Caprarella begann ihre Karriere in einer Entertainment-Nachrichtenagentur, wo sie direkt nach dem Praktikum die Leitung eines der TV-Ressorts übernahm, und entdeckte als freiberufliche Redakteurin schließlich ihre Affinität für Digital-, Social-Media- und Tech-Themen. Wenn sie nicht von ihrer Heimatstadt München aus in die Tasten haut, treibt sie sich in Londons Theaterhäusern rum oder geht mit Hündin Luna auf Fährtensuche.