Quotenhit durch Laien-Darsteller

Als die Show auf erdachte Fälle und Laien-Darsteller umsattelte, wurde sie ein Riesenhit. Während sich das Prozessgeschehen um sie herum überschlug, blieb Salesch - vor ihrem Fernseh-Job erfahrene Juristin am Landgericht Hamburg - ruhig und fragte geduldig weiter. Vermutlich hätte sie damals bei einer Direktwahl zur Bundeskanzlerin mit nicht wenigen Stimmen rechnen können.
Salesch sagt, sie sei seit ihrem Abschied "nicht unterbeschäftigt" gewesen. Sie hat ein altes Bauernhaus in Ostwestfalen gekauft, eine Galerie eingerichtet, sich einen Hund zugelegt und unterrichtet Kinder in Kunst. Aber man merkt ihr auch an, dass sie wieder Lust auf Fernsehen hat - und auf das Recht, das manch einer ja für eine eher trockene Angelegenheit hält. Vor dem Start hat sie sich in Unterlagen vertieft. "Ich habe mir neue Gesetze angeschaut. Ich habe auch die Entwicklungen in der Strafprozessordnung nachgesehen. "Da ist einiges dazugekommen, gerade was neue Medien betrifft." 

Der Gerichtssaal wird digitaler

Das soll tatsächlich der Unterschied zu damals sein: Die Welt ist weiter durchdigitalisiert worden. Auf Smartphones schlummern unzählige Videos - und somit Beweismittel. "Sie können in einer Stadt wie Köln nicht mehr unbeobachtet unterwegs sein, irgendwo sind sie immer drauf", sagt Salesch. Und sei es nur im Hintergrund auf einem Foto von einem Teller mit Essen. Sie zieht verschwörerisch die Augenbraue hoch. "Das ist für eine Juristin natürlich sehr interessant", sagt sie. "Ich komme an das Zeugs ja ran."
Die Fälle sind erneut gespielt, sollen aber auf "wahren Begebenheiten" basieren. Raub, Stalking, Brandstiftung, Diebstähle, Körperverletzung und vieles mehr. "Die einzige Eintrittskarte, die man braucht, um zu mir zu kommen, ist eine Straftat", sagt sie.
Die von Jura-Kollegen mitunter vorgebrachte Kritik, sie banalisiere die ehrwürdige Institution des Strafprozesses perlt weiterhin an ihr ab. "Fernsehen bildet nicht den Alltag ab. Das sage ich auch den Kritikern des Formats immer. Und ich sage ihnen: Seid doch froh drum." Recht könne man auch mit der Unterhaltung vermitteln. "In 44 Minuten habe ich jemanden verurteilt oder freigesprochen." (Jonas-Erik Schmidt, dpa/st)

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Autor: W&V Redaktion

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