Fernseh-Award:
Quiz, Corona, Ängste - die Grimme-Preise 2022 stehen fest
Corona hat das Jahr 2021 geprägt - auch die Welt des Fernsehens. Ängste und der Umgang mit der Krankheit spielten eine wichtige Rolle in TV-Produktionen. Zugleich entstanden neue, innovative Formate.
Eine Quizshow des Entertainers Joko Winterscheidt, eine Reportage über Corona-Intensivpatienten und ein Krimi mit einem angstgestörten Kommissar haben den begehrten Grimme-Preis gewonnen. Die Grimme-Jury gab am Dienstag in Essen insgesamt 19 Preise und Ehrungen für dieses Jahr bekannt.
Über die Auszeichnung für das ProSieben-Format "Wer stiehlt mir die Show?" sagte Grimme-Direktorin Frauke Gerlach: "Joko Winterscheidt gibt die Kontrolle ab. Genau das macht es spannend." In der Sendung können Kandidaten die Rolle des Quizmasters erobern. "Es ist bemerkenswert, dass die Kreativität im Unterhaltungssektor während der Pandemie erfolgreich den bedrückenden Alltag in der medialen Berichterstattung aufbrechen konnte", lobte die Jury.
Einen völlig anderen Bezug zur Pandemie hatte die ebenfalls geehrte Reportage "Charité intensiv: Station 43" (RBB) über den Coronawinter 2020/21 in einer Berliner Intensivstation. ""Charité intensiv" konserviert ein Stück Krankenhausalltag während einer überhaupt nicht alltäglichen Pandemie. Und erzählt, nebenbei, Geschichten von wahren Heldinnen und Helden", hieß es zur Begründung.
Bjarne Mädel gewinnt doppelt
Gleich zwei Grimme-Preise bekommt der Schauspieler und Regisseur Bjarne Mädel. Sein ausgezeichneter Krimi "Sörensen hat Angst" um einen Kommissar in der friesischen Provinz rücke die Angststörung des Helden in den Mittelpunkt - bis hin zur Kameraführung. "Wenn Du ne Angststörung hast, dann kommt eigentlich immer die Reaktion: Stell dich nicht so an", sagte Mädel am Dienstag in Essen. Er hat den Krimi von Sven Stricker auch schon als Hörspiel vertont. Seinen zweiten Grimme-Preis 2022 bekommt Mädel für das Drama "Geliefert" über einen Paketzusteller, der erst geblitzt wird und dann seinen Job verliert.
Die Grimme-Preise werden am 26. August im Theater Marl bei einer großen Gala übergeben. Sie gelten als Deutschlands renommierteste Trophäe für Qualitätsfernsehen.
Den Preis für die "Besondere Journalistische Leistung" erhält in diesem Jahr Katrin Eigendorf (ZDF) für ihre "exzellenten Reportagen über die Lage der Frauen und Mädchen in Afghanistan", so die Grimme-Jury. Eine besondere Ehrung des Preisstifters Deutscher Volkshochschul-Verband (DVV) erhält die Entertainerin und Komikerin Anke Engelke. Engelke halte uns "mit ihrer einzigartigen Ironie immer wieder einen Spiegel vor", sagte DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Rassismus im Fußball
Das Sendekonzept von "Am Limit?! Jetzt reden WIR!" (HR) stelle Kinder und Jugendliche in den Vordergrund und lasse sie selbst von ihren persönlichen Erfahrungen und Einschränkungen in der Corona-Pandemie berichten, so die Jury. Für dieses Konzept werden Christine Rütten und Petra Boberg mit dem Spezialpreis ausgezeichnet.
Für den Dokumentarfilm "Schwarze Adler" über Rassismus im Fußball bekommt der Autor und Regisseur Torsten Körner einen Grimme-Preis. Der Film erzähle mit teils schwer erträglichen Bildern, wie schwarze Nationalspielerinnen und -Spieler jahrzehntelang in aller Öffentlichkeit zu Exoten erklärt und beleidigt worden seien, urteilte die Jury. Die Aufnahmen und Interviews hätten nicht nur ihm selbst, sondern teils auch dem gesamten Team manchmal die Tränen in die Augen getrieben, sagte Körner am Dienstag.
Ausgezeichnet wurde außerdem "Freitagnacht Jews" - eine Talkshow mit Essen und Trinken, zu der der Schauspieler und Musiker Daniel Donskoy jüdische Menschen ins WDR-Studio einlädt. "Der Alkohol ist echt dabei - oft ist es Wodka", sagte er am Dienstag. "Endlich eine Sendung, die die Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland ins Zentrum stellt", fand die Jury. "Daniel Donskoy spricht mit seinen Gästen schonungslos offen, humorvoll und gleichzeitig tiefgründig über die vielen Facetten des jüdischen Lebens", lobte WDR Intendant Tom Buhrow.
Aus mehr als 760 Einreichungen hatte das Grimme-Institut 74 Beiträge für den Preis nominiert. Die Auszeichnung wird seit 1964 jährlich verliehen. (dpa/st)
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