Maue Werbeaussichten:
ProSiebenSat.1 streicht Prognosen erneut zusammen
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 leidet unter dem schwächelnden Werbegeschäft und hat seine Prognosen für das laufende Jahr erneut nach unten korrigiert. Vor allem der Erlös der Fernsehsparte ist eingebrochen.
Wegen schlechterer Aussichten für das Werbegeschäft im wichtigsten Quartal senkt der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 seine Prognose ein weiteres Mal. Neben Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine und der anhaltend hohen Inflation belastet die zunehmende Konsumflaute der Verbraucher. "Aktuell zeichnet sich deshalb im vierten Quartal 2022 ein stärker eingetrübtes gesamtwirtschaftliches Umfeld ab als ursprünglich", hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens vom Donnerstagabend. Im nachbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate verlor die im MDax notierte ProSiebenSat.1-Aktie nach Bekanntwerden der Nachrichten rund 2,7 Prozent.
Der Umsatz dürfte im laufenden Jahr auf rund 4,15 Milliarden Euro zurückgehen, hieß es weiter. Im Vorjahr hatte ProSiebenSat.1 noch 4,5 Milliarden Euro erlöst.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen des Gesamtjahres (Ebitda) dürfte derweil mit 650 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 840 Millionen Euro liegen. Darin seien der negative Konsolidierungseffekt aus der vollständigen Übernahme der Streaming-Plattform Joyn sowie Kostensparmaßnahmen enthalten.
Wachstumsziel ist passé
Im Frühjahr hatte sich ProSiebenSat.1 für 2022 ein Umsatzwachstumsziel von bis zu sechs Prozent auf rund 4,7 Milliarden Euro ins Auge gefasst. Allerdings war damals kaum absehbar, welche Ausmaße und Folgen der Krieg in der Ukraine haben würde. Die weiter zunehmende Konsumflaute und abnehmende Kaufkraft der Verbraucher dürfte nun vor allem im wichtigsten Jahresviertel für ProSiebenSat.1 stark durchschlagen. Für das vierte Quartal, das für Fernsehsender wegen der Vorweihnachts-Werbeumsätze besonders wichtig ist, rechnet der Vorstand rund um den neuen Vorstandschef Bert Habets nun mit einem Rückgang der Werbeerlöse von rund 17 Prozent. Auf Jahressicht dürfte der Vorjahreswert von rund 2,2 Milliarden Euro um etwa 7 Prozent sinken.
Davon betroffen sind aller Voraussicht nach das Fernsehgeschäft (Segment Entertainment) sowie Internetunternehmen wie die Vergleichsportale Verivox und Billiger-Mietwagen oder die Parfümerie Flaconi, die in der Nucom Group zusammengefasst sind (Segment Commerce & Ventures).
Vor allem in letzterem Bereich belastet die derzeitige Kaufträgheit der Menschen, weil ein Großteil der Geschäfte unmittelbar abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist. Bereits im dritten Quartal macht ProSiebenSat.1 daher eine nicht zahlungswirksame Wertminderung seiner Einheit Nucom Group von rund 300 Millionen Euro geltend. Wie ProSiebenSat.1 weiter mitteilte, brach zudem der Erlös aus der Fernsehsparte um ein Zehntel auf 430 Millionen Euro ein.
Auf Basis vorläufiger Zahlen knickte der Gesamtumsatz der Monate Juli bis September um fast 13 Prozent auf 921 Millionen Euro ein. Darin enthalten sind Entkonsolidierungeffekte von etwa 78 Millionen Euro infolge des Verkaufs des US-Produktionsgeschäftes Red Arrow Studios und weiterer Veräußerungen. Um Portfolio- und Währungseffekte bereinigt ging der Umsatz um 9 Prozent zurück. Das operative Ergebnis (Ebitda) fiel um 27 Prozent auf 118 Millionen Euro. Der bereinigte Nettogewinn sank von 58 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 43 Millionen Euro. (dpa/st)
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