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Online-Modehandel: Schluss mit Gratis-Retouren?
In Sachen Online-Bestellungen leben Kunden in Deutschland im Schlaraffenland. Unerwünschte Einkäufe lassen sich meist kostenlos zurückschicken. Doch mit diesem Luxus könnte es bald vorbei sein.
Online-Modehandel: Schluss mit Gratis-Retouren?
Deutschland ist Retouren-Europameister. Laut Einzelhandels-Institut EHI liegt die Rücksendequote bei Online-Bestellungen bei bis zu 75 Prozent. Beim Kauf von Mode geht im Schnitt mindestens jede zweite Lieferung zurück an den Absender, an Zalando, Otto, Amazon und andere Anbieter. Und das in aller Regel kostenlos. Mit diesen – zumindest für die Kunden – paradiesischen Zuständen könnte es bald vorbei sein, wie der Standard aus Wien berichtet. Demnach rechnet der deutsche Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) damit, dass sich Händler zunehmend von den Gratis-Rücksendungen verabschieden. "Wir erwarten ein Ende der kostenlosen Retoure, die bisher gang und gäbe ist und die von Kunden auch erwartet wird", erklärte ein BEVH-Sprecher gegenüber der SZ.
(Noch) keine Extra-Belastung der Kunden
Grund hierfür seien vor allem die gestiegenen Kosten: "Die hohen Preise für Transport und Verpackung führen dazu, dass die Händler diese Kosten stärker an die Kunden weitergeben." Die japanische Modekette Uniqlo verlangt bereits seit 2021 eine Rücksendegebühr von 2,95 Euro pro Paket. Zara aus Spanien hat letzte Woche nachgezogen, mit 1,95 Euro pro Rücksendung. Amazon, Zalando und Otto haben zumindest laut offiziellen Angaben noch keine entsprechenden Pläne. Von einem Otto-Sprecher heißt es: "Wir werden unsere Kunden und Kundinnen in einer Zeit, in der sie durch die Teuerung von Energie und diverser Waren zusätzlich belastet sind, ganz bestimmt nicht über kostenpflichtige Retouren extra zur Kasse bitten."
Hohe Kosten für die Aufbereitung von Mode
Weil die Retouren vor allem für Mode-Anbieter durch die notwendige Aufbereitung der Kleidung vom Bügeln bis zum Nachbessern der Nähte extrem kostenaufwändig sind, dürfte aber mittelfristig an einer "Umgewöhnung" der Kundschaft und dem Aus für Gratis-Rückgaben kein Weg vorbeiführen. "Bleiben die Rückversandkosten weiter so hoch, werden Zara und Uniqlo die ersten, aber nicht die letzten sein, die Kosten an ihre Kunden weitergeben", prophezeit der Handelsverband BEVH. Auch vom Einzelhandels-Institut EHI ("Das ist der richtige Weg") und von der Forschungsgruppe Retourenmanagement der Uni Bamberg ("Vielleicht ist da jetzt ein Anfang gemacht") kommen entsprechende Signale.
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