TechTäglich:
Apple Inside: Warum der Star-Designer hingeworfen hat
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit Insider-Enthüllungen über Apple und mit der E-Book-Revolution bei Amazon.
Apple Inside: Warum der Star-Designer hingeworfen hat
Seit der Premiere des bonbonbunten ersten iMac 1998 galt Jonathan Ive als einer der einflussreichsten Designer der Welt. Spätestens mit dem iPod (2001) und dem iPhone (2007) wurde der englische Apple-Gestalter zur Legende, der alle nacheiferten – inklusive Ritterschlag durch Prinzessin Anne 2012. Nach dem Krebstod von Firmengründer Steve Jobs 2011 begann sein Stern aber zu sinken. 2019 verabschiedete sich "Sir Jony" überraschend von Apple, um seine eigene Designagentur LoveFrom zu gründen – von der bisher öffentlich aber wenig zu hören war. Das neue Buch "After Steve: How Apple Became a Trillion-Dollar Company and Lost Its Soul" ("Nach Steve: Wie Apple eine Billionen-Dollar-Firma wurde und seine Seele verloren hat") von Technik-Journalist Tripp Mickle, das heute erscheint, erzählt nun die Geschichte des Zerwürfnisses zwischen Ive, Jobs-Nachfolger Tim Cook und dem weitaus unkreativeren "Cook-Apple".
25 Millionen Dollar für die Watch-Präsentation
Demnach fühlte sich der Star-Designer zunehmend unwohl mit dem "Aufstieg der Bürokraten" bei Apple – und mit der von Cook angeschobenen Wende von spektakulären neuen Produkten zu Services wie Apple Music, iCloud oder Apple TV+, die heute immer mehr Geld einbringen. Wendepunkt war laut Autor Mickle die Präsentation der ersten Apple Watch 2014. Ive wünschte sich eine glamouröse Fashion-Show in einem gigantischen weißen Zelt, die 25 Millionen Dollar kosten sollte. Das Marketing-Team lehnte das ab und plädierte für eine schlichtere Vorstellung, bei der die Funktionen der Watch im Mittelpunkt stehen sollten. Cook schlug sich zwar auf die Site von Ive. Doch spätestens seit diesem "Pyrrhussieg", so das Buch, fühlte sich der Designer bei Apple nicht mehr hundertprozentig unterstützt.
Ärger um die MacBook-Tastatur
Auch Ives Designs, bei denen der Nutzwert immer mehr in den Hintergrund geriet, waren zunehmend umstritten – zum Beispiel bei seinen letzten MacBooks, deren noch flachere Tastatur extrem defektanfällig war und für ein schlechtes Schreibgefühl sorgte. Auch die Anschlüsse hatte Ive weitgehend wegrationalisiert. Beide Änderungen hat Apple mittlerweile wieder zurückgenommen. Autor Tripp Mickle sprach mit rund 200 Personen aus dem Apple-Umfeld, das sorgt für spannenden Lesestoff. Sein Fazit: Tim Cook ist dafür verantwortlich, dass Apple seit seiner Amtsübernahme finanziell erfolgreicher denn je ist – aber unter seiner Führung kein wirklich spektakuläres neues Produkt mehr zustande bekommen hat. Die New York Times überschreibt ihre Kritik des Buchs mit "Wie die Technokraten bei Apple triumphiert haben".
Das sind die Themen von TechTäglich am 3. Mai 2022:
Die Cookiekalypse hält die Branche in Atem. Besser, man hat eine gute First-Party-Data-Strategie. Wie man die entwickelt, lernst du im W&V Executive Briefing.
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