Kommentar:
KI-Code für alle? Warum Meta jetzt einen Vorteil hat
Der Facebook-Konzern veröffentlicht den Bauplan seines KI-Sprachmodells und stößt damit die Konkurrenten Google und OpenAI vor den Kopf. Meta handelt klug, geht gleichzeitig aber ein hohes Risiko ein, kommentiert W&V-Redakteur Maximilian Flaig.
In Sachen KI war es lange leise um Meta. Die Schlagzeilen dominierten andere: OpenAI, das angetrieben durch Microsofts Milliarden mit ChatGPT einen Hype entfachte - oder Google, seit Jahren führend auf dem Gebiet des maschinellen Lernens. Jetzt aber steigt auch Meta offiziell ins Rennen ein.
Vergangenen Donnerstag präsentierte der Facebook-Konzern gleich mehrere Projekte: Einen neuen, leistungsstarken Computerchip sowie ein neues Datenzentrum – beides zugeschnitten auf Anwendungsfälle im Bereich KI. Außerdem gab Meta bekannt, Fortschritte bei der Entwicklung eines Super-Computers erzielt zu haben, der in der KI-Forschung zum Einsatz kommen wird.
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Doch damit nicht genug: Wenige Tage zuvor erweiterte Meta das Kampagnen-Tool "Advantage Suite" um neue KI-basierte Funktionen, die Werbung effizienter und besser messbar machen sollen. Zudem bekamen Werbekunden mit der "AI Sandbox" ein neues Werkzeug an die Hand, mit dem sie Texte und Bilder mittels generativer KI erstellen können.
Soweit die medienwirksamen Ankündigungen.
Angst und Schrecken werden die Neuigkeiten bei der Konkurrenz allerdings nicht verbreiten. Auch Google bietet beispielsweise KI-gestützte Kampagnen und investiert kräftig in Rechenpower. Meta hat nachgezogen, mehr nicht. Im Windschatten der PR-Offensive passierte jedoch etwas, das die Wettbewerber aufhorchen ließ, sie geradezu düpierte.
Was war passiert?
Anfang Mai stellte Meta der Öffentlichkeit ein umfassendes Sprachmodell, ähnlich dem von OpenAI entwickelten GPT-3, zur Verfügung – als Open-Source-Software und nur zu Studienzwecken. Das war ein Novum. Noch nie hatte ein Tech-Konzern solch detaillierte Einblicke in sein Heiligstes, den Code, gewährt. Wissenschaftler können nun verstehen, wie ein Sprachmodell dieser Größe gebaut und trainiert wird. Zugang erhalten neben dem akademischen Bereich auch Mitarbeiter von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, sowie Forscher aus der Industrie, heißt es in einem Blogpost von Meta.
Was erhofft sich der Konzern von der für Big Tech ungewohnten Offenheit?
"Die Plattform, die gewinnen wird, wird die offene sein", sagte Yann LeCun, Metas leitender KI-Wissenschaftler, in einem Interview. Das klingt demokratisch. Und es gibt gute Gründe dafür, diese Transparenz zu begrüßen. Schließlich will niemand, dass die Tech-Giganten hinter verschlossenen Türen die Zukunft im KI-Zeitalter unter sich ausmachen. Meta zeigt sich als Unterstützer der freien Wissenschaft, sammelt Sympathiepunkte.
Der Open-Source-Ansatz ist aber noch aus einem weiteren Grund klug:
Meta vergrößert seinen Einfluss. Dieser steigt, je mehr Menschen den kostenlosen Meta-Code verstehen lernen und mit ihm arbeiten. Das Sprachmodell, das den Namen LLaMA (steht für: Large Language Model Meta AI) trägt, könnte zu einer Art Standard werden, auf dem Entwickler eigenen KI-Systeme aufbauen können. Ähnliches ist Google mit dem Betriebssystem Android gelungen, das ebenfalls Open Source ist.
Wenig überraschend stößt Metas Initiative bei den KI-Konkurrenten auf Ablehnung. Google und OpenAI sperren sich entschieden dagegen, ihren Code Dritten zugänglich zu machen. Aus Sorge, dass KI-Tools wie Chatbots zur Verbreitung von Desinformationen, Hassreden und anderen schädlichen Inhalten eingesetzt werden, halten beide Unternehmen ihre Software geheim.
Von der Hand zu weisen, sind derlei Bedenken nicht. Das zeigte auch die Veröffentlichung von LLaMA. Kurz nachdem das Sprachmodell für bestimmte Personen veröffentlicht wurde, postete ein User den gesamten Code in dem Forum 4chan. Mit der von Meta vorgeschriebenen Nutzung ausschließlich zu Studienzwecken war es vorbei. Berichte darüber, dass das Modell missbraucht wurde, um rassistische Äußerungen zu produzieren, machten die Runde.
Fazit: Meta hat mit seiner Open-Source-Strategie einen Wettbewerbsvorteil erzwungen, brüskiert damit Google und OpenAI – Kollateralschäden inklusive.
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