Der Geschäftserfolg des Unternehmens basiert auf intelligenter Datenauswertung und extrem kurzen Produktionszyklen: So spürt Shein mit automatisierten Technologien aktuelle Modetrends in den sozialen Netzen auf, produziert dann neue dazu passende Produkte in extrem kleinen Stückzahlen (100-200 Stück) und wirft diese auf den Markt. Die Kundenreaktion auf diesen Test-Batch wird sofort in der Produktion verwertet und für Anpassungen genutzt, erst dann kommt das fertige Produkt in großen Stückzahlen in den Verkauf. Von der Entwicklung bis zum Endverkauf vergehen oft weniger als zwei Wochen - und dieser Produktionszyklus wird, je mehr Shein über einen Markt weiß, immer kürzer, so Pernot-Day.

Internationales Unternehmen, lokale Trends

Bei der Auswertung der Trends wertet Shein Daten aus dem jeweiligen Markt aus und versucht, den lokalen Bedarf abzudecken. Um trotzdem schnell liefern zu können, arbeitet das Unternehmen seit Jahren an der Diversifizierung seiner Produktion. So wird Shein-Mode längst nicht mehr nur in China hergestellt, sondern auch in Brasilien und der Türkei, seit kurzem auch in Mexiko und bald in Indien. 

Das neu eingeführte Marktplatz-Modell ist eine weitere Maßnahme, mit der Shein auf lokale Gegebenheiten reagieren will: Lokale Hersteller und Modeproduzenten, die mit Shein zusammenarbeiten, sollen Zugriff auf den Datenschatz des Unternehmens erhalten, um so eigene Mode nach dem Shein-Prinzip passgenau fürs lokale Kundenbedürfnis herzustellen und über Shein zu vertreiben. 

Aktuell konzentriert sich Shein auf Einstiegspreislagen; der Durchschnitts-Preis für Shein-Produkte liegt bei 7 US-Dollar. Doch das könnte sich in Zukunft ändern; schon jetzt nimmt das Unternehmen mit einer eigenen Kollektion für Geschäftsfrauen geldigere Zielgruppen ins Visier. Die günstigen Preise erreiche das Unternehmen vor allem mit hoher Effizienz in der Produktion und geringen Kostenstrukturen, betonte Pernot-Day - und "nicht durch schlechte Arbeitslöhne". 

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Autor: Ingrid Lommer

Ingrid Lommer ist die Plattform-Expertin der W&V-Redaktion. Sie behält Online-Marktplätze in Deutschland, Europa und der Welt im Blick, verfolgt die aktuellsten Änderungen auf dem Amazon-Marktplatz und späht mögliche Verfolger aus - weshalb sie auch Marktplatz-Anwandlungen von TikTok, Shopify oder Meta hochspannend findet. Ihre Expertise vertieft sie alle zwei Wochen beim Talk mit Valerie Dichtl im Podcast-Format "Let's talk Marketplace". Natürlich ist sie deshalb auch Ansprechpartner Nummer 1, wenn es um die Ausgestaltung von Plattform-Themen auf den Events ihres Verlags wie zum Beispiel der „Marketplace Convention“ geht. Dabei liegt ihr besonders der Austausch und das Networking innerhalb der Community der "Marktplatz-Menschen" am Herzen.