E-Commerce-Event:
"Shopping ist Entertainment": Verkaufsrekorde beim Singles Day
An Chinas wichtigstem Online-Verkaufstag brechen die Käufermassen wieder Verkaufsrekorde. Und Branchenriese Alibaba zeigt, wie er sich die Zukunft des Handels vorstellt.
Die Chinesen haben am sogenannten Singles Day ihren Online-Händlern Verkaufsrekorde beschert: Allein Alibaba, der größte Internethändler Chinas, verkaufte am Samstag Waren im Wert von 168,3 Milliarden Yuan (21,8 Milliarden Euro), rund 48 Milliarden Yuan mehr als im vergangenen Jahr. Mehr als 140.000 Marken boten dabei über 15 Millionen Produkte an.
Ursprünglich galt der 11.11. in China unter Studenten als eine Art Anti-Valentinstag für Alleinstehende, weil das Datum nur aus Einsen besteht. Vor acht Jahren begann dann Alibaba seinen Kunden an dem Tag für 24 Stunden hohe Preisnachlässe zu gewährt. Zahlreiche Konkurrenten folgten dem Beispiel, wodurch der jährliche Singles Day zur großen Rabattschlacht wurde.
Auch JD.com, ein anderer großer Internethändler, verkündete neue Rekorde. In den ersten 30 Minuten habe der Konzern Klimaanlagen im Wert von umgerechnet 65 Millionen Euro verkauft - soviel wie am gesamten Singles Day 2016.
Die Umsätze mit Lebensmitteln stiegen bei JD in der ersten Stunde um 350 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Schmuck-Verkäufe versechsfachten sich sogar. 150.000 Rasierer und 100.000 Mikrowellen wurden in nur 60 Minuten gekauft - mehr als im gesamten Oktober zusammen. Mehr als sechs Millionen Pakete hatte der Konzern bis zum Nachmittag verschickt.
Alibaba, dessen Kunden nach eigenen Angaben am Samstag zu 92 Prozent per Smartphone einkauften, zelebrierte den Shopping-Rausch mit einer großen Party in Shanghai. Eine riesige Leinwand präsentierte live den aktuellen Umsatz. Sänger Pharrell Williams, Hollywood-Star Nicole Kidman und die chinesische Schauspielerin Fan Bingbing traten am Vorabend zusammen mit Alibaba-Chef Jack Ma in einer Fernsehgala auf, um für den Verkaufstag zu werben.
Die Mischung aus Shopping, Entertainment und interaktiven Elementen sollte die Kauflust anheizen - mit Erfolg. "Shopping ist Entertainment – das hat das '11.11. Global Shopping Festival' wieder einmal bewiesen", erklärt Karl Wehner, Managing Director von Alibaba Germany, Austria, Switzerland, Turkey und Eastern Europa. Um es den Käufern besonders leicht zu machen, setzt der Online-Riese auf seine "New Retail"-Strategie, die Online- mit Offline-Shopping und spielerischen Elementen verknüpft. "So konnten Zuschauer bereits bei der 'See Now, Buy Now'-Fashion-Show ihre Lieblingsprodukte in dem Moment bestellen, in dem sie sie auf ihren Bildschirmen gesehen haben – und das nur durch das Schütteln ihres Handys."
Und so stellt sich Alibaba die Zukunft des Handels vor:
Lebenslange Flatrate für Alkohol
Viele Kunden in China warteten auf den Singles Day und schoben geplante Großkäufe bis dahin auf. "Ich habe ein neues Sofa, einen Wasserfilter und Kleidung für meine Kinder gekauft", sagte die 32-Jährige Wenwen aus Peking, die umgerechnet etwa 1300 Euro ausgab. Gu Sifan, eine 23 Jahre alte Innenausstatterin aus Shanghai, sicherte sich einen Jahresvorrat an Cremes und Duschgel: "Die Rabatte waren allerdings letztes Jahr höher".
Für Aufmerksamkeit in Chinas sozialen Medien sorgte das Angebot eines Schnapsherstellers, der für elf 111 Yuan (umgerechnet etwa 1500 Euro) seinen Kunden einen lebenslangen Vorrat an Alkohol versprach. Zu dem Preis sollten 33 Käufern, die zuerst zugriffen, bis zu ihrem Tod mit zwölf Flaschen "Baijiu"-Schnaps pro Monat beliefert werden. Sollten sie in den nächsten fünf Jahren sterben, würde das Lieferrecht an ein Familienmitglied übertragen.
Nicht die Erfüllung lang ersehnter Wünsche, sondern vor allem Überstunden bedeutete der Singles Day für die Mitarbeiter und Lieferanten der Onlinehändler. "Wir arbeiten rund um die Uhr und essen viele Instant-Nudeln", sagte Belinda Chen von Jd.com.
Chinas Wirtschaft war in den ersten drei Quartalen des Jahres um 6,9 Prozent gewachsen. Während der Außenhandel nicht mehr so gut läuft wie früher, wird der heimische Konsum zu einer immer wichtigeren Stütze für das Wachstum.
60.000 internationale Marken aus 225 Länder und Regionen machten laut Alibaba mit bei der weltweiten Schnäppchenjagd. Zu den Ländern, die am meisten über Cross-Selling nach China verkauften, gehören Japan, USA, Australien, Deutschland und Südkorea. Am begehrtesten bei den chinesischen Verbrauchern waren die Marken Swisse (Nahrungsergänzung), Aptamil (Babynahrung), Kao/Merries (Baby), Moony (Baby) und Bio Island (Nahrungsergänzung) (gemessen am GMV). (dpa/fs)