
Buzzwords:
Was zur Hölle ist ...eine Filterbubble?
Das Wort von der Filterbubble wird - besonders von Internet-Skeptikern - verwendet, um zu erklären, dass das World Wide Web gar nicht so "weit" ist, sondern unsere Weltsicht einschränkt. Mag sein, aber war das früher nicht auch schon so und hieß bloß anders? W&V Digital auf den Spuren eines Buzzwords....
Das Wort von der Filterbubble wird - besonders von Internet-Skeptikern - verwendet, um zu erklären, dass das World Wide Web gar nicht so "weit" ist, sondern unsere Weltsicht einschränkt.
Was hat es mit dem Buzzword auf sich?
Die Filterbubble entsteht, weil die Seiten, auf denen wir surfen, zu lernen versuchen, wer wir sind - bzw. das Wesen, das von einem bestimmten IP-Anschluss oder mit einer identifizierbaren Gerätekennung ins Netz geht. Ein Beispiel: Wenn Sie das Wort "Strauß" bei Google eintippen, "weiß" Google im besten Falle, ob sie nach Blumen für die Oma, dem Politiker Franz Josef Strauß für die Seminararbeit oder dem Vogel suchen. Auf Ähnlichkeiten basieren auch die im Netz üblichen Empfehlungsdienste - von Büchern über Musik hin zu Artikeln.
Wer braucht das?
Kein Mensch, sagen die Kritiker. Im ein oder anderen Falle macht es das Leben vielleicht schon etwas leichter, wenn Frauen keine Anzeigen für Penisverlängerungen bekommen, oder?
Wer kann es gleich wieder vergessen?
Diejenigen, bei denen Smartphone, Tablet und Computerzugang wild innerhalb der Familie geteilt werden. Ebenso diejenigen, die mal ein Geschenk für die schwangere Freundin, mal einen Rollator für die Eltern bestellt haben oder aus beruflichen Gründen nach Nanotechnologie, Miles Davis und den Namen der ersten hundert Päpste gesucht haben.
Wie hieß das früher?
Das Phänomen ist wahrlich nicht neu. Unter Soziologen kam das Wort von der Peergroup schon vor Jahrzehnten auf (ganz früher hieß das mal Clique). Teds haben in den 50ern nur Rock'n Roll gehört, Schlagerfreunde nur Peter Kraus. Und wer erinnert sich noch an die Unterscheidung zwischen Punks und Poppern? Die "Generation Golf" weiß, wovon ich rede.
Beim Medienkonsum gab es die gleiche, eingeschränkte Wahrnehmung: Wer "Emma" abonniert hatte, war schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, früher für Themen sensibilisiert, die erst viel später in "Brigitte" oder "FAZ" auftauchen. Ein "Welt"-Leser wird niemals die gleichen Reportagen und Polit-Magazine wie ein "taz"-Leser im Fernsehen anschalten.
Heute dagegen können wir uns nicht nur buchstäblich Nachrichten aus aller Welt auf den Bildschirm holen, sondern wir stolpern andauernd über andersartige Weltsichten, sei es in Kommentarspalten oder auf den Übersichtseiten großer Nachrichtenportale. Wer vielfältig klickt, wird auch vielfältige Empfehlungen bekommen. Wir sind also selber für den Zuschnitt unserer Filterbubble verantwortlich. Und wer es ganz radikal machen will: Einfach den Cache regelmäßig leeren.
Mit dem Thema Filterbubble hat sich jüngst die Journalistin Lilly Wagner (@lillywagner) vom SWR für die Eins Plus-Sendung "Klub Konkret" befasst. Sie versucht nicht nur zu verstehen, was ein Algorithmus ist und wie er für unsere Filterblase verantwortlich ist, sondern sie bemüht sich auch, der eigen Filterbubble zu entkommen - unbedingt anschauen!
Lilly Wagner lässt sich erklären, wie die Filterbubble funktioniert:
Immer nur französische Chansons zu hören, ist Lilly langsam überdrüssig. Deswegen geht sie in einen Plattenladen und lässt sich von einem echten Menschen Musik empfehlen. Und sie wagt noch ein Experiment: Sie begibt sich an die Fakultät für Physik und kommt mit zwei Studenten ins Gespräch.
Entkommt man der Filterbubble?
Die komplette Sendung "Klub Konkret" zum Thema "Raus aus der Filterbubble: Wer sind unsere Meinungsmacher?" kann man hier unter diesem Link anschauen. Interviewpartner ist Dirk von Gehlen (@dvg), Leiter der Abteilung Social Media / Innovation bei der Süddeutschen Zeitung, die im selben Verlag erscheint wie W&V.
Und was zur Hölle ist eigentlich TVoD, SVoD oder EST? Das lesen Sie in einem weiteren Artikel unserer Buzzwords-Reihe.