Wer also schon jetzt beginnt, nachhaltige Touchpoints zu schaffen, wird zukünftig begünstigt oder sogar belohnt. Mit den folgenden Punkten möchte ich aufzeigen, mit welchen Handlungsansätzen Handelsunternehmen ganz konkret zu nachhaltigeren Lösungen finden: 

Ganzheitlich denken

Der aktuelle Fokus bei Nachhaltigkeitsbestrebungen liegt meist stark auf dem eigenen Produkt. Einem wesentlichen Aspekt wird meist noch zu wenig Beachtung geschenkt: Die letzte Meile zum Kunden am Point of Sale. Nachhaltigkeit sollte aber in der gesamten Customer Journey mitberücksichtigt sein und darf nicht beim Produkt aufhören.

Der Point of Sale als wichtiger Kunden-Touchpoint muss dabei genauso nachhaltig gestaltet sein wie die Produkte, die dort verkauft werden. Aus Sicht der Kommunikation und insbesondere auch der Authentizität ist das enorm wichtig: Welcher Kunde möchte schon gerne eine nachhaltige Kollektion kaufen in einem Store, der aus single-use oder nicht recyclebaren Materialien besteht?

Unbearbeitete und wiederverwertbare Materialien sind nicht zwangsläufig teurer, schaffen aber schnelle und signifikante Erfolge: unserer Erfahrung nach durchschnittlich über 60 Prozent CO2-Einsparung. Ein enormer Hebel! Der Kern dafür ist eine Materialdatenbank, denn auch im Kontext Nachhaltigkeit ist Wissen Macht. Materialien alleine reichen jedoch nicht aus, sondern es sind grundsätzlich neue Herangehensweisen über alle Teile des Kreislaufs und den zugehörigen Schritten wie Design, Produktion, Roll-out & End-of-Life notwendig.

Am Ende ist ein ganzheitlich nachhaltiger Prozess notwendig und eine nachhaltig und konsequent umgesetzte Customer Journey am Point of Sale basierend auf den Entscheidungskriterien "reduce, reuse, recycle" muss zum Standard werden. Auch das führt am Ende zu einer positiven Wahrnehmung bei zunehmend kritischen Verbrauchern. 

Liganova-Projekt für Adidas

Liganova-Projekt für Adidas

Die eigenen Zahlen kennen

Auch wenn es um Nachhaltigkeitsziele geht, sind Transparenz und Information der Schlüssel zum Erfolg. Dabei ist es wichtig, alle Teile des CO2-Fußabdrucks transparent zu machen und laufend zu optimieren. Wie lassen sich Nachhaltigkeitsleistungen quantifizieren und wie kann man überhaupt nachhaltigere Lösungen identifizieren? Diese beiden Punkte zählen jedoch in Organisationen noch zu den größten Hürden bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitspraktiken, wie eine Umfrage unter Geschäftsführern und leitenden Angestellten zeigt.

Doch nur wer transparent wird, kann auch wirklich fundierte Entscheidungen treffen. Aus Unternehmenssicht bedeutet das: Messen, messen und wieder messen. Transparenz muss in der gesamten Wertschöpfungskette gewährleistet sein. Dazu sollten Retailer diese hinterfragen und optimieren, um so ihren CO2-Fußabdruck verbessern zu können. Auch am Point of Sale muss das Ziel heißen, bei allen Marketing Aktivierungen den CO2 Footprint (Lifecycle Assessment der Aktivierung) zu berechnen, um diesen weitestgehend zu optimieren. Über die Kompensation der Wertschöpfung kann schließlich CO2 ausgeglichen werden. Wichtig bleibt: erst die Optimierung dann die Kompensation. Marken, die diese Reihenfolge missachten, rutschen schnell (kommunikativ) ins Green Washing. 

W&V Green Marketing Day

Sie wollen Ihre Marke nachhaltiger aufstellen und dies auch kommunizieren? Erleben Sie Keynote-Speaker Nico Rosberg, Nu-Company-Gründer Christian Fenner und zahlreiche andere Expert:innen beim W&V Green Marketing Day am 27. und 28. Oktober 2021. Melden Sie sich für das hochkarätige Event gleich an Tickets gibt's hier >>

Strategische Partnerschaften eingehen

Fast 80 Prozent der Befragten eines Retail & Consumer Sustainability Survey Reports sind der Meinung, dass für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien externe Zusammenarbeit entscheidend ist. Dabei sind insbesondere strategische Partnerschaften mit Dienstleistern entlang der Wertschöpfungskette (zukünftig -kreislauf) für Marken essenziell, um gemeinsam Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wer alleine startet, wird schnell an seine Grenzen stoßen, deshalb sollten zum Beispiel auch Wettbewerber kollaborieren. Denn die Retail-Branche braucht Standards und gemeinsame Lösungen.

Um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen, läuft uns allmählich die Zeit davon, wir müssen daher jetzt die Weichen für die Zukunft stellen. Der Einzelhandel muss sich schon seit langer Zeit erneuern. Covid war der Brandbeschleuniger für das Massensterben alter und ausgedienter Konzepte. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um das Thema Nachhaltigkeit im Retail mitzuberücksichtigen.

 


Torsten Dietz

Zum Autor: Torsten Dietz ist Managing Director bei Liganova. Die Agentur hat sich auf den Bereich Brand- & Retail-Experiences im phygitalen Raum spezialisiert. Dietz verantwortet den Bereich Global POS Campaigns. Mit über zehn Jahren Erfahrung im internationalen Handelsmarketing und einem guten Gespür für die sich verändernde Retail-Landschaft konzentriert er sich auf die Entwicklung von nachhaltigen und digitalen Konzepten für den Point-of-Sale internationaler Marken.


Autor: W&V Gastautor:in

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