Werbeumsätze:
Snap legt gute Quartalszahlen vor
Für die App Snapchat ging es in der Corona-Krise auf und ab. Doch zuletzt wuchs das Geschäft wieder stark - dank gestiegener Werbeumsätze. Vielleicht hat dazu auch der Facebook-Boykott im Sommer beigetragen.
Das Wachstum der Foto-App Snapchat inmitten der Corona-Pandemie hat die Anleger schwer beeindruckt. Die Aktie der Betreiberfirma Snap sprang im nachbörslichen Handel am Dienstag um fast ein Viertel hoch.
Snap steigerte im dritten Quartal den Umsatz im Jahresvergleich um 52 Prozent auf 679 Millionen Dollar. Das übertraf die Erwartungen der Analysten deutlich - und kann ein Signal für ein starkes Werbegeschäft auch in der Corona-Krise sein. Eine Sorge am Markt ist, dass von der Pandemie betroffene Unternehmen ihre Werbung zurückfahren und damit das Geschäft der Internet-Plattformen absackt.
Zugleich könnte Snapchat auch von einem mehrwöchigen Facebook-Boykott durch zum Teil große Werbekunden zu Beginn des Quartals profitiert haben. Die Aktion sollte auf Hassrede beim weltgrößten Online-Netzwerk hinweisen. Snap machte keine Angaben dazu, ob ein Teil der Anzeigenbudgets zu Snapchat abgewandert sei. Finanzchef Derek Andersen merkte allerdings an, dass die Neubewertung von Social-Media-Plattformen durch Werbekunden Snapchat ein besseres Verhältnis mit vielen von ihnen gebracht habe.
Snap hatte zu Beginn der Corona-Krise zunächst einen deutlichen Schub für sein Geschäft verzeichnet - verfehlte dann im zweiten Quartal aber die eigene Umsatzprognose.
Die Zahl der täglich aktiven Snapchat-Nutzer stieg binnen drei Monaten von 238 auf 249 Millionen. Dabei festigte sich der Trend, dass dieses Wachstum nicht mehr aus den größten Märkten USA und Europa kommt. In Nordamerika stagnierte die tägliche Nutzerzahl bei 90 Millionen. In der Region Europa, in der Snap auch die Nutzer aus Russland und der Türkei mitzählt, wuchs sie von 71 auf 72 Millionen.
Unterm Strich verbuchte Snap weiterhin rote Zahlen von knapp 200 Millionen Dollar - nach einem Verlust von gut 227 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Die Verluste gehen nach wie vor unter anderem darauf zurück, wie die Vergütung von Mitarbeitern mit Snap-Aktien in der Bilanz verbucht wird.
Snapchat war ursprünglich vor allem mit von allein verschwindenden Bildern bekanntgeworden, versucht inzwischen aber auch verstärkt, sich als Plattform für Medieninhalte zu etablieren. Da sind unter anderem Sportinhalte zuletzt deutlich populärer geworden.
Außerdem setzt Snap massiv auf sogenannte erweiterte Realität (Augmented Reality, AR), bei der digitale Inhalte auf dem Bildschirm ins reale Umfeld eingefügt werden. Dazu gehören bei Snapchat zum einen Spaß-Funktionen wie die Möglichkeit, sich Schnauzbärte oder Katzenohren zu verpassen. Zugleich steckt darin aber auch potenziell ein großes Geschäft, wenn Nutzer so Kleidung, Schuhe, Brillen oder Kosmetiktöne ausprobieren können. Snap fokussiert sich darauf verstärkt gerade in der Corona-Krise, in der die Nutzer mehr Dinge von zuhause aus erledigen.