Doch dem gegenüber stehen nicht unwesentliche Kosten, über die teils nur ungern gesprochen wird. 1,7 Milliarden Euro wurden in die Stadien der zehn EM-Städte investiert, davon mehr als 60 Prozent aus öffentlichen Mitteln - wobei Befürworter auch darauf verweisen, dass diese Stadien für Jahrzehnte genutzt werden können.

Wegen der Terrorbedrohung wird ein Heer an Polizisten und Soldaten aufgeboten, um das Fußballfest zu schützen. Was die Mobilisierung des französischen Sicherheitsapparats kostet, dieser Frage wich die Regierung jüngst bei einer Pressekonferenz aus.

Klar ist aber: Wegen zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen stiegen die Kosten für die Fanmeilen in den EM-Städten von zwölf auf 24 Millionen Euro. Den ursprünglichen Betrag zahlen die Kommunen, für das Mehr sprangen Staat (8 Millionen) und UEFA (4 Millionen) ein.

"Die wirtschaftliche Auswirkung dieser Art Ereignis ist in der Regel recht begrenzt", sagte der Sportökonom Bastien Drut dem französischen Wirtschaftsmagazin "Challenges". Bei der Weltmeisterschaft 1998 habe keine einzige Studie einen echten Effekt für die Wirtschaft nachgewiesen. Ein Jahr nach der WM 2006 in Deutschland kam eine Studie der Universität Hamburg ebenfalls zu dem Schluss, dass es keinen gesamtwirtschaftlichen Effekt gegeben habe.

Kann denn zumindest der Tourismus jubeln, falls die jüngste Protestwelle nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht? Gerade in Paris warten die Hotels dringend auf eine gute Nachricht, nach den Terroranschlägen vom November 2015 ist die Zahl der Besucher eingebrochen. Im ersten Quartal dieses Jahres lag die Zahl der Übernachtungen im Großraum Paris noch immer sechs Prozent unter dem Wert des Vorjahres.

Allerdings: Frankreich zählte im vergangenen Jahr 84,5 Millionen Besucher aus dem Ausland. Die erwarteten zwei Millionen ausländische EM-Besucher sind da nur ein kleiner Teil vom Kuchen. Zumal nach Einschätzung von Experten im Gegenzug Fußballmuffel und Sparfüchse von Fanhorden und höheren Hotelpreisen abgeschreckt werden.

Klare Nutznießer sind jedenfalls die privaten Sicherheitsdienste. 13.000 Mitarbeiter solcher Firmen werden in Stadien und Fanmeilen im Einsatz sein - Tausende davon eigens eingestellt, teilweise wurden Arbeitslose extra dafür ausgebildet. Auch für die Hersteller von Fanartikeln sind die Turnierzeiten ein gutes Geschäft.

Letztlich sei die Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzen ein Täuschungsmanöver, zitiert die Zeitschrift "Alternatives Économiques" den Experten Loïc Ravenel vom internationalen Sportforschungszentrum CIES in der Schweiz. "Erkennen wir an, dass man die EM aus Fragen des Images und des Volksfestes will, aber hören wir auf, sie wirtschaftlich zu rechtfertigen."

Und diesen Image-Schub hat das nach Terror und Krisenjahren von Selbstzweifeln geplagte Frankreich ebenfalls dringend nötig. "Es geht nicht immer alles nur um Geld", bekundete Alain Juppé, Bürgermeister von Bordeaux und Sprecher der EM-Städte. "Ein bisschen Optimismus und geteilte Freude, das zählt auch für die Moral einer Stadt!"

Für das Land ist die EM auch noch in anderer Hinsicht eine Investition in die Zukunft. Denn es will 2024 die Olympischen Sommerspiele in Paris ausrichten - wenn bei der Europameisterschaft alles rund läuft, hoffen die Franzosen auf einen Schub für ihre Bewerbung. "Die Euro ist ein Test in Lebensgröße", sagte Sportstaatssekretär Braillard. "Frankreich wird die ganze Welt empfangen."

Sebastian Kunigkeit, dpa


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