Kommentar zum DFL-Beschluss:
6 Gründe, warum der Bundesliga-Deal passt
Gelungener Spagat zwischen Geld, Medien und Fans: W&V-Redakteurin Petra Schwegler erklärt, warum der DFL-Deal ein meisterhafter Kompromiss ist.
Nanu, die DFL gibt sich mit 4,64 Milliarden Euro an Medienrechte-Erlösen zwischen 2017 und 2021 zufrieden, wo doch bis zu 6 Milliarden Euro im Raum standen? Diese Frage stellte sich hier kurz nach Bekanntgabe des künftigen Sendermixes für Bundesliga-Übertragungen. Allerdings wirklich nur kurz. Denn bei genauem Hinsehen wird klar: Dieser Deal ist lukrativ - und wird zugleich den meisten Seiten gerecht.
6 Gründe, warum der Bundesliga-Deal passt:
1.
Die 36 Profivereine bekommen deutlich mehr.
Sie steigern hierzulande ihren Umsatz aus den TV-Einnahmen um 85 Prozent. Zumal sich inzwischen das internationale Geschäft gut entwickelt, konnte DFL-Chef Christian Seifert direkt nach der Mitgliederversammlung am Donnerstag in Frankfurt Einnahmen von jährlich "deutlich über" 1,5 Milliarden Euro verkünden. Ein Rekord! Die 6 Milliarden Euro sind bei der Gesamtbetrachtung dann doch erreicht – das Hauptziel des Rechtepokers, das allerdings beim Team Marktwert - Eintracht Frankfurt, Hamburger SV, Werder Bremen, Hertha BSC, 1. FC Köln und VfB Stuttgart - bereits neue Begehrlichkeiten bei der Verteilung der TV-Gelder weckt. Außerdem platziert die DFL die Marke Bundesliga auf einem Maximum an Plattformen.
2.
Die bisherigen Senderpartner werden dennoch nicht vergrault.
Sky geht zwar um viele, viele Millionen ärmer aus dem aktuellen Deal, aber als weiterhin größte Live-Plattform des deutschen Profi-Fußballs. Wo Eurosport als neuer Pay-TV-Abnehmer Live-Rechte abwirbt (Freitag), bekommt Sky neue (2. Bundesliga am Montag) hinzu. Es gibt ergo keine neue "Causa Arena" wie damals, als die DFL durch einen Rechtedeal eine neue Pay-TV-Konkurrenz zum damaligen Premiere anschieben wollte – und dann fast den Ruin des ohnehin schon mit Mühe aufgebauten Abofernsehens mitansehen musste.
3.
Der Kuchen wird einfach größer.
Die Hinzunahme neuer Partner gleicht die DFL durch zusätzliche Anstoßzeiten am Sonntagmittag und eine Handvoll neuer Erst-Liga-Partien am Montagabend durchaus aus. Hier heißt die Formel: mehr Erlöse durch mehr Rechte.
4.
Auch die Werbekunden können am Ball bleiben.
Sie behalten im Free-TV ihre "Sportschau" im Ersten, das Portfolio von Sky bleibt erhalten – und mit Eurosport kommt ein neuer Werbepartner dazu. Auch wenn das werbefinanzierte RTL, das neben dem Ersten am Samstagstermin interessiert war, nicht zum Zuge kommt: Die bekannten und beliebten Werbeumfelder sind gesichert, Mahn-Mails von Verbänden wie OWM sind nicht in Sicht.
5.
Die Fans sind eigentlich die größten Gewinner.
Sie müssen sich nicht groß umgewöhnen und bekommen mehr Fußball denn je (... zum Leidwesen der Partnerinnen?). Die Bundesliga-Hauptsender wie Sky, ARD und ZDF bleiben ihnen erhalten.
Mit Eurosport 2 als zusätzlicher Heimat der Bundesliga im Abofernsehen muss teils nicht einmal die Plattform gewechselt werden: Der Pay-TV-Kanal wird als Drittsender in der HD-Satelliten-Variante über Sky verbreitet. Ansonsten können Kunden von Kabel Deutschland, Unitymedia oder auch der Deutschen Telekom gegen Entgelt auf den Sportsender zugreifen. Die DFL hat mit Eurosport quasi einen Sender an der Seite, der bereits Partner weiterer potenzieller Bundesliga-Interessenten ist (Telekom, Vodafone).
6.
Verloren gehen für den Nutzer eher Nebenorte.
Sport1 (bisher 2. Bundesliga live am Montag), Bild.de im Netz oder Sport1.FM im Online-Audiobereich gucken in die Röhre. Marken, die sich zwar mit Kicker-Kompetenz etabliert haben, jedoch mit Sky, Spox.com (Web-Clips) beziehungsweise Amazon (Audio) bekannte und reichweitenstarke Nachfolger bekommen.
Die Kosten-Nutzen-Rechnung bei der Münchner Senderfamilie und bei Axel Springer gab wohl nicht mehr her: Die neuen DFL-Partner zahlen wahrscheinlich für die Bundesligarechte einen höheren Preis. Mehr Werbeeinnahmen mit dem Umfeld Fußball sind indes nicht garantiert.
Und wo ist der Haken? Vielleicht kommt das dicke Ende für die Sender erst 2020, wenn die Bundesliga-Profivereine bei der nächsten Rechterunde um ein weiteres Umsatzplus in dieser Höhe pokern. Dann dürfte es weniger harmonisch zugehen...