VDZ:
Publishers' Summit: Auf der Suche nach neuen Modellen
Unter dem Motto "Freiheit, Vielfalt und Wettbewerb" ist am Montag der zweitägige Publishers' Summit 2016 des VDZ eröffnet worden. Damit endet offiziell die Amtszeit von VDZ-Präsident Hubert Burda. Stephan Holthoff-Pförtner übernimmt.
Unter dem Motto "Freiheit, Vielfalt und Wettbewerb" ist am Montag der zweitägige Publishers' Summit 2016 des Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) eröffnet worden. Zum Jahrestreffen werden in Berlin rund 700 Gäste erwartet.
Am Sonntag wurde vorab der Jurist Stephan Holthoff-Pförtner zum neuen Präsidenten des Verbandes gewählt. Er wurde von der Delegiertenversammlung einstimmig zum Nachfolger von Hubert Burda gekürt. Holthoff-Pförtner stammt aus der Gesellschafterfamilie der Funke Mediengruppe ("Westdeutsche Allgemeine", "Gong"), die in den vergangenen Jahren verstärkt in das Zeitschriftengeschäft investiert hat. Burda hatte im 20. Jahr seiner Amtszeit seinen Rückzug beschlossen. Er erhält als Dank für seine Verdienste eine Ehren-Victoria.
Holthoff-Pförtner sieht auch im digitalen Zeitalter gute Perspektiven für gedruckte Medien, wie er am Rande des Publishers Summit betonte. Sein Haus, die Funke Mediengruppe, sei "etwas belächelt worden", als es Regionalzeitungen und Zeitschriften von Axel Springer übernommen habe. Auch werde die Print-Branche zuweilen als "dead industry" (tote Industrie) betrachtet. "Wenn das der Tod sein soll, dann ist das ein
schöner Tod", sagte Holthoff-Pförtner gegenüber Journalisten im Vorfeld.
Als Gastredner rief Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Verleger dazu auf, in ihren Titeln die Vereinfachung komplexer Sachverhalte nicht zu übertreiben. Bei aller Notwendigkeit, komplizierte Themen für jeden lesbar darzustellen, solle die Substanz nicht verfälscht werden. Gegen Populismus helfe nur eine "öffentliche und rationale Debatte", sagte Schäuble.
Verschiedene Verlagschefs werden zudem ihre konkreten Zukunftpläne vorstellen: Manfred Braun, Geschäftsführer der Funke-Mediengruppe, Stefan Rühling, Sprecher Deutsche Fachpresse, Julia Jäkel Chief Executive Officer Gruner + Jahr, Philipp Welte, Vorstand Hubert Burda Media und Andreas Wiele, Vorstand Vermarktungs- und Rubrikenangebote bei Axel Springer werden als Redner erwartet.
Am Montagabend zeichnet der VDZ außerdem den türkischen Journalisten und ehemaligen Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet", Can Dündar, mit der Goldenen Victoria für Pressefreiheit aus. Am Dienstag steht unter anderem eine Diskussionsrunde zum Thema Meinungs- und Pressefreiheit auf dem Programm.
Der bisherige VDZ-Präsident Hubert Burda sagte, auch nach 20 Jahren Digitalisierung sei die Branche "kerngesund". Sie erreiche 95 Prozent
der Bevölkerung und verkaufe jedes Jahr 2,5 Milliarden Exemplare. Die Deutschen gäben monatlich 260 Millionen Euro für Zeitschriften aus.
"Das ist 'Paid Content' in Reinform", sagte Burda.
Im Interview der "Westen" sprach Burda außerdem über den Wandel der Branche und die Dominanz amerikanischer Unternehmen im digitalen Journalismus. "Google hat uns praktisch mattgesetzt. Und wir haben alle klein beigegeben», sagte Burda. "Die grundsätzliche Weichenstellung zur Zeit der Jahrtausendwende, als wir begannen, Google unsere Inhalte kostenlos zu geben, war ein Fehler, für den ich als Verlegerpräsident mitverantwortlich bin." Korrekturen müssten über die europäische Politik in Brüssel laufen, sagte Burda, weil für alle gleiche Regeln gelten müssten. Auch die Verlagshäuser müssten etwas tun: "Wir brauchen neue Geschäftsmodelle, die über das Netz und über Daten entstehen, und wir müssen nach neuen Modellen suchen, mit denen Medienunternehmen bestehen können." (aj/dpa)