Umfrage:
"Die Grenzen zwischen analog und digital verschwimmen!"
Durch die Digitalisierung bewegen wir uns täglich in Parallelwelten - die Grenzen zwischen der analogen und der digitalen Welt verschwimmen zunehmend. Lesen Sie hier unsere spannende Umfrage!
Die Welt ist vernetzt, aber auch fragmentiert. Menschen tauchen in ihre eigenen Universen ab, erschaffen sich parallele Wirklichkeiten und nehmen die Realität unterschiedlich wahr. Denn: Analog und digital verschmelzen - aber nicht zu einer, sondern zu vielen verschiedenen Welten. Technologien wie KI, Voice, und VR helfen dabei. Was bedeutet ‚Parallelwelten‘ für Sie und Ihr Business? Das wollten wir wissen - und haben spannende Experten aus ganz unterschiedlichen Bereichen befragt!
Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland
In den Anfängen des Internets gab eine klare Unterscheidung zwischen dem realen Leben und dem Leben im Netz. Diese Grenze verschwimmt immer mehr, wie auch die Trennung zwischen analoger und digitaler Welt. Gleichzeitig entstehen neue, parallele Welten. So wächst die Kluft zwischen den Menschen, oder auch Unternehmen, die die Chancen der Digitalisierung für sich nutzen und denjenigen, die sich vom Tempo der technologischen Veränderung eher überfordert fühlen. Politische Entscheider, aber auch Führungskräfte, stehen vor neuen Herausforderungen: Wir brauchen eine Bildungspolitik die Qualifikation ein Leben lang fördert und eine Unternehmenskultur, die alle Mitarbeiter einbezieht. Wir müssen verhindern, dass Menschen wirtschaftlich abgehängt werden oder sich gesellschaftlich abkapseln. Wir müssen Ängste ernst nehmen und Brücken zwischen den verschiedenen Lebenswelten bauen, ohne reale Unterschiede in Lebensumfeld zu leugnen. Und wir müssen Technologien so gestalten, dass möglichst alle Menschen an der Entwicklung teilhaben. Denn Teilhabe verhindert Parallelwelten. Gelingt uns das, dann wird die Digitalisierung eine echte Erfolgsgeschichte.
Thorsten Böker, Director Product Management Samsung Electronics
Der globale Wettlauf um alles, was mit künstlicher Intelligenz zu tun hat, ist auf dem Höhepunkt und die Einsätze sind hoch. Das Marktforschungsunternehmen Gartner schätzt, dass der Wert des Geschäfts bis 2022 fast 4 Billionen US-Dollar (Ein größerer Wert als das Bruttoinlandsprodukt einiger führender globaler Volkswirtschaften) umfassen wird. Spätestens dann wird KI voraussichtlich im Alltag der Menschen angekommen sein. Doch für viele Konsumenten scheint es sich heute noch so anzufühlen, als spiele sich diese Entwicklung lediglich in einer Parallelwelt der Technologieunternehmen und nicht in unserer Lebenswirklichkeit ab. Ein Blick auf das Smartphone zeigt aber, dass Menschen diese Vision teilweise bereits leben. Viele Geräte sind heute mit einer neuronalen Verarbeitungseinheit (NPU) ausgestattet, einem Mikroprozessor, der für geräteinterne Aufgaben wie Leistungssteigerung, erhöhte Datensicherheit und eine längere Akkulaufzeit vorgesehen ist. Für einen durchschlagenden Erfolg der Technologie ist m.E. ein offenes Ökosystem mit Partnerschaften zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Industrieexperten Voraussetzung. Denn wir sind davon überzeugt, dass KI viel mehr können sollte als nur Antworten auf bestimmte Fragen zu suchen. Im Mittelpunkt der Vision von Samsung steht die offene Plattform Bixby, mit dem Ziel menschliche Fähigkeiten und Möglichkeiten durch KI zu verknüpfen und zu erweiten. Der personalisierte, sprachbasierte Assistent bietet ein Zusammenspiel von Mensch und Maschine – und wird die Lebensqualität der Menschen in Zukunft auch abseits des Smartphones beeinflussen.
Anja Hendel, Director Porsche Digital Lab
Bei der Marke Porsche denken viele zunächst an Zündschlüssel, röhrende Sechszylinder und sportliche Fahrwerke - kurz: an feinste deutsche Ingenieurskunst. Gleichzeitig haben wir schon lange verstanden, dass die analoge und digitale Welt nicht mehr parallel existieren, sondern im Alltag unserer Kunden verschmelzen. Darum nutzen wir moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz oder Blockchain, um das Porsche Lebensgefühl durch smarte digitale Services über das Auto hinauszutragen und einer größeren Zielgruppe zugänglich zu machen.
Patrick Holtkamp, Geschäftsführer Territory Webguerillas
Parallelwelten sind ein Phänomen, welche nicht erst mit dem Aufkommen digitaler Technologien entstanden sind. Heutige digitale Technologien ermöglichen es, in immer mehr Bereichen in eine konstruierte Wirklichkeit zu flüchten. Dadurch verschiebt sich zwar auch die Wahrnehmung, aber es eröffnen sich auch komplett neue Möglichkeiten der Nutzung. Ob in der Medizin für therapeutische Zwecke oder für marketingtechnische Raffinessen, wie der Erlebbarkeit von Marken und Produkten: Die Immersionskraft virtueller und augmentierter Realität ist groß. Parallelwelten und Manipulation liegen insbesondere in Sozialen Netz werken eng beieinander. Instagram ist für mich derzeit das Paradebeispiel einer konstruierten digitalen Wirklichkeit. Hier verschieben sich im wahrsten Sinne des Wortes mit jedem Like Idealvorstellungen. Ein gezielter Konsens in einer Parallel-Gesellschaft ist schnell erzeugt – oft auch zu schnell – und zieht Folgen nach sich, die nicht mehr nur in der virtuellen Realität bleiben, sondern in die reale Welt hineinreichen. Das bringt auch Gefahren und Verantwortung mit sich, was gerade durch jüngste Entwicklungen allzu klar geworden ist. Aber mit gezielten Strategien, guter Kommunikation sowie dem gezielten Nutzen von Innovationen können echte Mehrwerte für Menschen geschaffen werden und Parallelwelten in einer Art und Weise bereichert werden, die die jeweilige “Parallelwelt-Gesellschaft” maximal profitieren lässt.
Sheila Moghaddam Ghazvini, Head of Social & Content bei Hootsuite
Es wird ja häufig von der Parallelwelt “Social Media” gesprochen. Vor allem von den Menschen, die selbst mit Social Media nicht so viel anfangen können oder es schlichtweg ablehnen. Ich beobachte aber schon länger, dass sich die analoge Welt und die digitale Welt annähern – junge Beauty Influencer, die im TV auftreten und sich für die Europawahl einsetzen, Unternehmen setzten Unterhaltungen von LinkedIn auf offline Events fort oder setzten Insights aus sozialen Medien für die Marktforschung ein. Für mich gehören Analog und Digital definitiv zusammen – die gesonderte Parallelwelt muss mit einbezogen werden. Für eine gemeinsame Entwicklung brauchen wir kritische und aufgeklärte Unternehmen als auch Verbraucher, die sich mit Social Media auseinandersetzen. Daher unterstützen wir bei Hootsuite Unternehmen dabei, Verbindungen zu ihren Kunden und Partnern aufzubauen, mit diesen in Dialog zu treten und Beziehungen zu pflegen. Es liegt also in unserer Hand keine Parallelwelten entstehen zu lassen oder zumindest durch Aufklärung das negative Image dieser abzustreifen.
Marcel Hollerbach, CMO Productsup
Parallele Welten hat es immer gegeben. Die uns am besten bekannte Parallelwelt, ist die Co-Existenz zweier deutscher Staaten durch die Mauer, die das Land 28 Jahre und 88 Tage geteilt hat. Auch heute gibt es noch eine Menge Mauern, die Länder, Unternehmen und Gesellschaften teilen. Durch die fortschreitende Technisierung sind viele moderne Mauern heute nicht mehr physisch – sondern digital. Wir nennen sie Walled Gardens. Die meisten Unternehmen und gerade die großen Tech-Giganten aus dem Silicon Valley haben sich technologisch so abgeschottet, dass sie in ihrer eigenen Parallelwelt leben und von außen nur schwer zu durchdringen sind. Zusätzlich dienen die Walled Gardens dem Zweck und den Zugriff auf Daten der eigenen Kunden zu kontrollieren und zu führen. Für Unternehmen wie Google und Facebook ist es dabei ein Leichtes, sogar für jeden Kunden individuell eine eigene Waren- und Informationswelt zu kreieren. Productsup hat es sich zur Mission gemacht, digitale Mauern und Walled Gardens zu durchbrechen, um offene Ökosysteme zu ermöglichen, in denen Daten frei fließen können. Wir denken, dass Parallelwelten auf Dauer nicht zum Erfolg führen, sondern ein freier Austausch von Daten Unternehmen und Gesellschaften langfristig besser machen.
Alexander El-Meligi, Managing Partner & Creative Director bei Demodern – Creative Technologies
In Parallelwelten abzutauchen oder Alltäglichkeiten mithilfe von Technologie bewusst aufzuwerten, ist meiner Meinung nach ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft und zählt zu den menschlichen Bedürfnissen. Ich verstehe darunter die Suche nach besonderen und emotionalen Erlebnissen, die vom Grundrauschen abweichen. Diese Erlebnisse können medial unterschiedlich erfahren werden: Sei es eine besonders positive Reaktion auf einem Social Media-Kanal oder die mitreißende Serie am Abend. Auch das rasante Wachstum der Gaming Branche ist ein Beleg für diese Entwicklung, denn beim Spielen geht es primär um den Rollenwechsel und das emotionale Erlebnis. Auf der ständigen Suche nach neuen emotionalen Impulsen werden neue Medien und Technologien wie Virtual Reality durch ihre starke immersive Wirkung besonders relevant.
Da unser Schwerpunkt in der Entwicklung von innovativen digitalen Erlebnissen und Services liegt, profitieren wir als Unternehmen aktuell sehr vom Parallelwelten-Trend. Über wirkungsvolle Virtual Reality-Szenarien tauchen Nutzer oder Kunden in Marken- oder Produktwelten ein und erleben Geschichten, an die sie sich lange erinnern und die sie gerne teilen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist unser Projekt für PETA: In einer Virtual Reality-Anwendung führt der Nutzer ein intensives Gespräch mit einem Hasen und erlebt eine Reise durch dessen bewegtes und zum Teil auch verstörendes Leben. Die Reaktionen der Nutzer auf den Dialog und das Erlebte waren teilweise sehr emotional.
Bernd Krämer, Geschäftsführer und Gründer der Digitalagentur Cream Colored Ponies
‚Parallelwelten’ sind im Digital-Marketing sehr stark ausgeprägt. Sowohl auf Auftraggeber- als auch auf Agentur-Seite. Manche in der Branche ticken noch wie klassische Werber, andere wie Performance-Marketer ­– daher verstehen sie sich nicht. Und dann gibt es noch die SEOs, die Social Media-Menschen und die IT-Fachleute, die noch einmal ganz anders denken. Diese Welten zusammenzubringen empfinde ich als eine der wichtigsten Herausforderungen. Für unser Business bedeutet das: Wir bauen Prozesse auf, in denen wir die unterschiedlichen Kulturen synchronisieren.
Daneben spielt das auch eine wichtige Rolle für unser Agentur-Recruiting: Es wird immer schwerer Menschen zu finden, die den Überblick über diese Parallelwelten haben. Diese Spezialisten finden wir nicht mehr in Agenturen mit ihrem ausgeprägten Silo-Denken, sondern zunehmend auf Unternehmens-Seite oder bei Startups.
Carsten Dorn, Geschäftsführer Score Media Group
„Von Künstliche Intelligenz und Machine Learning über VR/AR und Voice bis zu Internet of Things und autonomem Fahren – obwohl das analoge und digitale Leben zunehmend miteinander verschmelzen, wirken analoge und digitale Welt bei vielen Themen wie ein Paralleluniversum. Viele Buzzwords sind gefühlt allgegenwärtig und vermitteln so eine gelebte Realität. Faktisch sind sie für die breite Masse aber immer noch Fiktion. ‚Früher‘ war diese Verschiebung von Raum und Zeit die Domäne von Science-Fiction, heute dominiert sie die digitale Gegenwart. Für mich hat eine Parallelwelt aber nicht zwangsläufig etwas mit Raum-Zeit-Verschiebung zu tun, sondern häufig auch mit den Rollen, die wir im jeweiligen, analogen Umfeld einnehmen. Als Print/Zeitungsmann (für Digitalis sicher auch eine Art Parallelwelt, wenn nicht gar ein Anachronismus) bewege ich mich ebenfalls in mehreren Welten. Meine beruflichen Multiversen: Verlegerwelt, Agenturwelt, Kundenwelt, Score Media-Welt. Alle real. alle existent – und doch jede eine Welt für sich.“
Silvio Kusche, Bereichsvorstand Marketing (CMO) bei NOVENTI Group
„Ein gutes Beispiel für Parallelwelten erleben wir im Gesundheitsmarkt: Kaum ein digital aufgewachsener Kunde versteht es, dass er Ärzte, Apotheker und sonstige Leistungserbringer lediglich von 9h–12h erreichen kann und dann auch noch persönlich in einer Praxis oder Apotheke erscheinen muss. Zentrale und notwendige Schritte im deutschen Gesundheitsmarkt erfolgen nur sehr langsam und zögerlich, wie beispielsweise die Einführung des E–Rezeptes. Das war erstmals bereits im Jahre 1990 gesetzlich vorgesehen. Vor allem mit Blick auf den internationalen Markt und einer drohenden disruptiven Entwicklung, wie z.B durch Amazon, ist das eine tatsächlich existierende Parallelwelt. Daher ist es dringend notwendig, den Gesundheitsmarkt zu transformieren und an die Bedürfnisse einer immer jüngeren und stets mobilen Zielgruppe anzupassen. Wir arbeiten an dieser Transformation und stellen uns dabei laufend selbst infrage. So bieten wir z.B. Apps zur Vorbestellung von Medikamenten an und haben natürlich bereits jetzt alles für den Einsatz des E–Rezeptes vorbereitet. Ich bin fest davon überzeugt, dass zukünftig auch im deutschen Gesundheitsmarkt nicht regulatorische Vorgaben oder nur die Technik entscheidend sind, sondern einzig und allein der Endkunde.“