Logistik:
Unterwegs mit dem Lieferroboter von Media-Markt
Lieferroboter "Robbie" hat bei seinen ersten Touren durch Düsseldorf für Aufsehen gesorgt. 2017 könnte der elektronische Paketbote von Media-Markt in den Regelbetrieb übergehen.
Autofahrer treten auf die Bremse, Kinder wollen damit spielen und Senioren wünschen sich einen Einkaufshelfer: Lieferroboter "Robbie" hat bei seinen ersten Touren durch den Düsseldorfer Stadtteil Grafental vor allem für Aufsehen gesorgt. Nach dem Start des Pilotversuchs Ende September seien die Reaktionen auf den kleinen Paketboten auf sechs Rädern bislang durchweg positiv gewesen, berichtet Media-Saturn-Sprecherin Eva Simmelbauer.
Als erstes deutsches Handelsunternehmen hatte die zu Metro gehörende Elektromarktkette den vom estländischen Unternehmen Starship entwickelten Roboter über deutsche Straßen rollen lassen. Weltweit sind bereits etwa 50 der kleinen Fahrzeuge im Einsatz.
Vor allem ältere Menschen wünschten sich beim Zusammentreffen mit dem kleinen Roboter spontan Unterstützung - etwa beim Transport ihrer schweren Einkäufe, berichtete Betreuer Dino Dessi von der
Herstellerfirma Starship. Kinder wollten dagegen mit dem an ein übergroßes Spielzeug erinnernden Roboter spielen und starteten erste Kletterversuche.
Doch statt schwerer Einkaufstüten voller Milch, Brot und Marmelade hat das Fahrzeug bei seinen Touren Elektroartikel der Fachhandelskette an Bord. Bei einem weiteren Test in Hamburg liefern die Roboter Pakete im Auftrag des Logistikunternehmens Hermes an einige Hundert Testhaushalte aus. Auch in London oder der estnischen Hauptstadt Tallinn sind sie bereits unterwegs.
Während der noch mindestens bis zum Jahresende dauernden Erprobungsphase sind dabei in der Regel mindestens zwei Menschen mit von der Partie.
Auf Fahrten außerhalb seines Heimatstandorts in Estland wird "Robbie" derzeit grundsätzlich von einem sogenannten "Handler" zu Fuß begleitet. Und auch ein "Operator" in der Zentrale in Tallinn ist ständig mit dem fernsteuerbaren Roboter verbunden. Nur in Tallinn habe es bereits erste Testfahrten ohne einen menschlichen Begleiter gegeben, berichtete Starship-Sprecher Philip Schröder.
2017 kommen die Roboter
Bei einem erfolgreichen Abschluss der Tests könnte der Ernstfall für den Roboter nach Einschätzung des Herstellers bereits im kommenden Jahr starten, so dass die Lieferungen dann nur noch vom Operator überwacht würden. In Deutschland können jedoch bislang nur einige Hundert Testhaushalte die Dienste des Roboters in Anspruch nehmen. Die noch hohen Kosten für die Expresslieferung werden von der Elektromarktkette zunächst durch einen Gutschein ausgeglichen. Nach Ende der Einführungsphase verspricht die Herstellerfirma jedoch einen günstigen Betrieb des Roboters mit Kosten von etwa knapp einem Euro je Auslieferung. Damit sei der Roboter deutlich preiswerter als herkömmliche Liefermethoden, hieß es.
Kunden können die Fahrzeuge per App buchen und dann den Liefertermin selbst bestimmen. Anschließend macht sich der Roboter im Schritttempo - mit etwa sechs Stundenkilometern - aus seiner nur wenige Kilometer entfernten Station auf den Weg. Erst am Ziel kann der Lieferbehälter dann vom Kunden geöffnet werden, zusätzlich wird die Lieferung durch den Operator überwacht, der notfalls die Polizei alarmieren kann.
Amazon setzt die Branche unter Druck
Experten wie Boris Hedde vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) weisen auf die derzeit noch hohen Kosten und den großen Aufwand für derart kurzfristige Lieferungen hin. Die Mehrheit der Kunden erwarte noch keine Lieferung am selben Tag, sondern sei mit einer Zustellung innerhalb von etwa zwei bis drei Werktagen zufrieden. Doch durch große Versandhändler wie etwa Amazon werde die Branche derzeit unter Druck gesetzt, so Hedde.
Die Gewerkschaft Verdi zeigt sich skeptisch und verweist auf hohe technische Anforderungen und ein nur geringes Einsparpotenzial in der von prekärer Beschäftigung und niedrigen Löhnen geprägten Branche. "Wir gehen nicht davon aus, dass Lieferroboter in Zukunft in großem Ausmaß für die Zustellung an Kunden eingesetzt werden", sagte eine Sprecherin. (dpa)