Doch auch den Gewerkschaftern schwant nichts Gutes. Denn eine Flanke ist völlig offen: Die Logistikzentren im Ausland und das weit verzweigte internationale Netzwerk des Versandhändlers. "Amazon ist so aufgestellt, bei streikbedingten Engpässen aus Logistikzentren im benachbarten Ausland liefern zu können", sagt beispielsweise Kai Hudetz, Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung, der Deutschen Presse-Agentur. Dabei verweist er auf Logistikzentren unter anderem im benachbarten Tschechien und Polen.

Mittelfristig sieht Hudetz einen weiteren Hebel, um streikbedingte Auswirkungen zu vermeiden, aber auch um Kosten im margenschwachen Online-Geschäft zu reduzieren. Nämlich: die weitere Automatisierung und der verstärkte Einsatz von Robotern in den Logistikzentren. Die Kunden verlangten eine ausfallsichere Logistik, betont Hudetz, sonst "wird es für das Unternehmen gefährlich". Das aufgebaute Vertrauen stünde dann auf dem Spiel. "Uns ist wichtig, unser Lieferversprechen einzuhalten", beteuert auch Amazon-Sprecherin Anette Nachbar.

Tatsächlich scheinen die Nadelstiche von Verdi den Onlineriesen kalt zu lassen. Über 31 Logistikstandorte in Europa verfügt der US-Konzern und baut seine Präsenz weiter aus, unter anderem in Dortmund und Frankenthal. Bei Auftragsspitzen, wie jetzt um die Weihnachtszeit, helfen sich die Standorte gegenseitig aus. Dabei biete das Unternehmen attraktive Arbeitsplätze und zahle gute Löhne am oberen Ende des Branchenüblichen. Deshalb möchte der Onlinehändler die Gewerkschaft aus dem Betrieb heraushalten. Und dann redet Nachbar Tacheles und bringt den Konflikt aus ihrer Sicht auf den Punkt: "Amazon und Verdi passen nicht zusammen." (dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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