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Nach 15 Jahren: E-Book-Revolution bei Amazon
Auf den Kindle-Lesegeräten von Amazon lassen sich nur E-Books lesen, die auch beim US-Händler gekauft wurden. Das gilt bisher im Wesentlichen. Doch dieser "goldene Käfig" wird nun aufgebrochen.
Nach 15 Jahren: E-Book-Revolution bei Amazon
Seit Amazon 2007 seinen ersten Kindle-Reader auf den Markt gebracht hat, funktioniert das Lesegerät mit dem hauseigenen Dateiformat "AZW" für elektronische Bücher. Das Standardformat ePUB, das praktisch alle anderen Anbieter von E-Books verwenden, läuft auf dem Kindle dagegen nicht. So stellt Amazon sicher, dass Nutzer seines Readers dann auch ihre E-Books beim US-Händler kaufen müssen. Für Bücherfans bedeutet die kundenunfreundliche Trennung bisher: Bücher aus anderen E-Book-Stores, zum Beispiel von Weltbild oder Hugendubel, lassen sich auf dem Kindle nicht lesen. Und Kindle-Bücher funktionieren auf anderen Lesegeräten wie dem Tolino aus dem deutschen Buchhandel nicht. Wer sich einen E-Book-Reader zulegt, muss sich deshalb für eine der beiden Welten entscheiden. Mit diesem "goldenen Käfig" soll es noch dieses Jahr teilweise vorbei sein.
Hugendubel-Bücher auf dem Kindle
Denn Amazon plant die E-Book-Revolution: Gegen Jahresende erscheint eine Software-Aktualisierung, mit der sich die üblichen ePUB-Bücher auch auf dem Kindle lesen lassen. Bisher war das nur sehr umständlich über das veraltete Konvertierungsprogramm Calibre möglich. Die Neuerung haben die Experten von Good E Reader auf der Amazon-Website entdeckt. Nutzer können ihre E-Books, die nicht von Amazon stammen, dann mit der Funktion "An Kindle senden" per E-Mail direkt auf das Lesegerät schicken. Dabei wird es in ein Amazon-Format konvertiert. So landen auch elektronische Bücher aus Leihbüchereien auf dem Kindle. Voraussetzung: Die Bücher von Hugendubel & Co. dürfen über keinen "harten" Kopierschutz (DRM) verfügen.
Kindle-Bücher auf dem Tolino?
Auf diese Maßnahme verzichten aber ohnehin immer mehr Verlage. Sie setzen stattdessen nur noch auf ein unsichtbares Wasserzeichen, das zeigt, wer ein E-Book ursprünglich gekauft hat. So lassen sich elektronische Bücher unkompliziert an Familienmitglieder oder Freunde weitergeben. Das massenweise Kopieren und Einstellen in Online-Börsen wird aber verhindert, weil dem Käufer erhebliche Konsequenzen drohen. Die Mauern zwischen den beiden Lesewelten bröckeln also. Ob und wann sich Kindle-E-Books von Amazon auch auf dem Tolino und anderen Readern lesen lassen, ist aber noch nicht abzusehen.