W&V-Umfrage:
Ganz privat: Was Werber wegen Influencern kaufen
Influencer Marketing trifft uns alle. Wir haben uns in der Branche umgehört und wollten wissen: "Sind Sie auch schon influenced? Welches Produkt hätten sie ohne Kontakt zu einem Influencer vielleicht nicht gekauft?"
Wenn man mithilfe von Influencern einen Kalender mit Unterwasser-Fotos von Hunden verkaufen kann, muss es sich wohl wirklich um das Next Big Thing im Marketing handeln. Wir wollten wissen, welche Produkte sich Experten und Branchengrößen nur aufgrund des Kontakts mit einem Influencer zugelegt haben - ganz privat. Hier kommt eine Auswahl:
Helge Ruff, Geschäftsführer von 1-2-social: "Aufgrund meines Berufes nutze ich natürlich viel Instagram. In diesem Zusammenhang schaue ich mir den Content von Marken und Influencern ganz genau an. Oft erwische ich mich selbst, wie die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen. Privat bin ich sehr sportlich und habe auch einen entsprechend gesunden Lebensstil. Eine Herausforderung, wenn man zudem viel Zeit mit seiner Arbeit verbringt und entsprechend viel unterwegs ist. In letzter Zeit habe ich immer wieder Kontakt mit der Marke foodspring gehabt. Es schien, als sei mir die Marke auf Instagram von vielen Seiten immer wieder über den Weg gelaufen, zum Beispiel bei Magic Fox. Dieser Impuls hat bei mir genau den Zeitpunkt des Bedürfnisses getroffen und so habe ich mich mit entsprechenden Produkten versorgt. Eiweiß, Snacks und weitere Nahrungsergänzungsmittel, um auch während des Tages mit den entsprechenden Produkten versorgt zu sein. Mir gefällt, wie die Marke sich darstellt. Frisch, jung und vermittelt den Eindruck eines gesunden Lebensstils."
André Gebel, Vorstand Beratung & Strategie, coma AG: "Nach der CES in Vegas konnte man sich dem Alexa-Hype kaum noch entziehen. Den letzten Punch hat mir dann Video-Blogger AlexiBexi im TURN ON TECH Blog versetzt. Alexa ist eine wunderbare Weiterentwicklung von Apples eher unsichtbarer Siri. Auch wenn es noch an Content und Funktionen fehlt, lassen sich doch enorme Möglichkeiten, auch fürs Marketing erkennen. Ich würde sie jedenfalls nicht mehr hergeben!"
Bernd Krämer, Geschäftsführer Cream Colored Ponies: "Auf den Kalender 'Underwater Dogs' von Seth Casteel stieß ich vor ein paar Jahren in einem Blog. Welchem, weiß ich nicht mehr. Seither hängt aber jedes Jahr der neue Kalender mit den herrlich bescheuerten Unterwasseraufnahmen von Hunden bei uns in der Wohnung."
Kristina Hellhake, Gründerin und Geschäftsführerin von compose Relations: "Wer noch immer behauptet 'Instagram doesn`t sell' – ich bin der Gegenbeweis. Gerade die gefühlte Momentaufnahme, das wie zufällig drapierte Flat-Lay, Selfies und die zugehörigen Accessoires wecken mein Interesse. Es geht nicht nur darum, was getragen, sondern wie es kombiniert wird. Ich bin immer auf der Suche nach neuen und spannenden Brands und die kennen Influencer eben vor allen anderen. Nicht immer weil sie ausgestattet werden, sondern weil sie genau so interessiert und neugierig sind und keine Investitionen in unbekannte Labels scheuen. Ich lasse mich von allen Accounts in meinem Newsfeed inspirieren, vom Modemagazin über Künstler bis zum Keramikdesigner, was zählt ist die Ästhetik. Meinen besten Instagramkauf, die Safe Bag des 2015 gegründeten amerikanischen Labels kozhanumbers, verdanke ich einem Outfitpost von Fashion Editor Alexandra Krüsi. Zwei Klicks weiter war ich über ihren Post schon im Onlineshop gelandet und es war um mich geschehen. Der Preis über 495 Dollar und die Tatsache, dass ich die Tasche noch nie in echt gesehen hatte, haben mich nicht abgeschreckt – sie war ja sozusagen bereits Influencer-approved. Drei bange Wochen später war die Tasche endlich durch den Zoll und bei mir angekommen. Samt persönlicher Grußkarte der Gründerinnen Ilona Gerasimov und Lena Vasilenko und in perfekter handgearbeiteter Ausführung. Seitdem sind wir unzertrennlich, egal ob auf Reisen oder im Job, die Safe passt immer. Deshalb ist sie auch ein wiederkehrendes Motiv in meinen eigenen Instagram-Posts die von Kozha Numbers wiederum aufgegriffen und gerepostet werden. Und hier schließt sich der Kreis - denn das dürfte auch andere zum Kauf motivieren."
Tabatha Kempf, Social Media & Influencer Manager, Territory Webguerillas: "Bei der Suche nach Produkten für dieses Bild habe ich erst bemerkt, dass ich fast alle Beauty-Artikel aufgrund von Empfehlungen durch Blogger oder Freunde kaufe. Die Daniel Wellington-Uhr habe ich bei einigen Influencern gesehen und fand sie einfach schön, weil sie so minimalistisch ist. Das Make-Up von Nars habe ich durch Blogger-Rezensionen entdeckt und kann vor allem die Lippenstifte selbst absolut weiterempfehlen. Mein Beruf macht mich also nicht immun gegen Influencer Marketing".
Norman Wagner, Managing Director MediaCom Beyond Advertising: "Ja, ich bin influenced - und zwar vor allem, wenn es um die Kids geht. Da können wir – wie man sieht – Selfies mit einer großen Menge an „Bilou“-Produkten machen, die ich für meine Tochter gekauft habe. Um den Gaming-Skills meines Sohnes ein bisschen näher zu kommen, folge ich einigen Influencern aus diesem Bereich – das reduziert den Frust. Für mich selbst habe ich bisher erst ein Influencer-Produkt gekauft: Fittea. Den hatte ich zuvor bei einer Instagram-Influencerin gesehen. Der Tee ist aber inzwischen aus, weswegen auch „Bilou“ für das Selfie herhalten muss.
Tanja Albrecht-Deckstein, PR Direktorin bei Bold Berlin: "Ich arbeite im Bereich PR und Marketing für Lifestyle-Kunden und beschäftige mich sozusagen tagtäglich mit dem Thema Influencer Management und Content auf Social Media Kanälen. Insbesondere Instagram ist mittlerweile ein fester Baustein für den Aufbau und die Sichtbarkeit von Lifestyle Marken geworden. Hier folge ich schon aufgrund meiner beruflichen Ausrichtung wichtigen nationalen und internationalen Influencern, Mode-Journalisten oder auch Fotografen und Illustratoren. Gleichzeitig gehöre ich aber auch selbst zur Zielgruppe, die sich von der Ästhetik und teilweise künstlerischen Inszenierung diverser Produkte täglich inspirieren lässt: Das reicht von neuen Fashion Items bekannter Online-Shops über Design-Objekte kleiner, noch unbekannter Labels bis hin zur neuen Wandfarbe für mein Wohnzimmer. Mein letzter Kauf: ein T-Shirt aus der Kooperation von This is Jane Wayne und Kauf Dich Glücklich. Ich verfolge die beiden Mode-Journalistinnen Nike und Sarah schon von Beginn an, mag ihren Stil und habe daher nicht lange gezögert. Das T-Shirt habe ich übrigens selbst auch wieder über meinen Kanal gepostet – et voilà, schon werde ich selbst zum Mini Influencer. Ansonsten finde ich es besonders spannend, neue Kanäle von interessanten Personen zu entdecken, die ich nicht klassischerweise zum Bereich „Influencer & Blogger“ zählen würde, wie zum Beispiel die Hair & Make-up Artistin @stella_vonseger oder die in Berlin lebende Fotografin @annadaki. Ich denke, dass solche Personen zukünftig noch stärker in den Fokus diverser Lifestyle-Brands rücken werden."
Torsten Oppermann, Managing Director, Delasocial: "Ganz direkt durch einen Influencer habe ich noch kein Produkt gekauft. Wenn Mark Zuckerberg ein Influencer ist, dann habe ich seinetwegen direkt nach der F8 die VR-App Facebook Spaces VR für Oculus Rift installiert und mein erstes Selfie gemacht. Ansonsten sind meine Influencer noch Personen wie Christoph Magnussen oder Gary Vaynerchuck.“
Björn Wenzel, Gründer und Geschäftsführer, Lucky Shareman: "Ich habe auch schon mal ganz bewusst ein Produkt wegen eines Influencers gekauft. Ich war auf der Arbeit und habe nach Influencern für ein anstehendes Projekt recherchiert, da bin ich auf den YouTuber Julien Bam gestoßen. Sein aktuellstes Video war ein sechsminütiger Werbespot für ein Kendama, das er auf den Markt gebracht hatte. Dieses Holzspielzeug hat er so cool in Szene gesetzt, dass ich es auch ausprobieren wollte. Also klickte ich mich bis zu seinem Online-Shop durch und bestellte. Binnen kürzester Zeit hab ich gelernt, mit dem Kendama umzugehen. Auch meine Kinder sind wahnsinnig begeistert davon."