Twitch beim New-TV-Kongress:
Streaming als soziales Erlebnis
"Jeder, der Twitch konsumiert, ist irgendwie involviert": Der Videodienst steht für modernen Medienkonsum der Millennials und gastiert beim New-TV-Kongress in Hamburg.
Anderen Leuten beim Spielen zugucken – für den TV-Kanal Giga hat diese simple Idee nicht gereicht, für die Online-Plattform Twitch schon. Auf der Website veröffentlichen Gamer Live-Mitschnitte vom Spielverlauf. Für Schlagzeilen sorgte Twitch, als der Online-Händler Amazon den Videodienst im Sommer 2014 für rund eine Milliarde Dollar gekauft hat.
Das Unternehmen, im Jahr 2000 gegründet, zählt heute zu den großen sozialen Live-Streaming-Videoportalen. Und schließt nicht aus, neben dem Hauptquartier in London angesichts des Wachstums im deutschen Markt ein Twitch-Büro in der Spielhochburg Hamburg zu eröffnen. Das lässt Chris Mead, Director of Partnerships bei der sozialen Video-Plattform, die sich aufs Spielen konzentriert, im Vorfeld seines Auftritts beim New TV Kongress am 21. März in der Hansestadt durchblicken.
"Das deutsche Publikum liebt Twitch, und es wird immer größer. Es gibt jede Menge bekannter deutscher Let’s Player, wie PietSmiet, in deren Communitys wir viel Zeit und Energie investieren", so Chris Mead. Für den hierzulande erst einmal Spiele-Events wie die Gamescom im Vordergrund stehen. Der Manager wörtlich: "Nach und nach erzielen wir in Deutschland immer größere Erfolge, weshalb der Markt sehr wichtig für uns ist."
Mit E-Sport die jungen Männer im Visier
Professionelles Spielen sei inzwischen in der Gesellschaft akzeptiert und ein "großartiger Weg, um das Millennial-Publikum zu erreichen". Twitch versteht sich als Teil der E-Sports-Community. Interessant ist – auch für die Werbewirtschaft -, welche Nutzer Twitch damit anspricht.
Chris Mead: "Die Zielgruppe, die wir erreichen, sind die 18- bis 34-Jährigen. Interessanter als das Alter ist für mich jedoch, dass unser Publikum zu 75 Prozent männlich und 25 Prozent weiblich ist." Die Twitch-Nutzer konsumieren ihm zufolge 108 Millionen Minuten Content am Tag – sowohl kurze als auch lange Videos.
Hinzu kommt: Viele Partner und User von Twitch streamen in Vollzeit mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten und sprechen dadurch unterschiedliche Personen und Altersgruppen an. Minecraft sei ein Beispiel für ein wesentlich jüngeres Publikum, betont der Twitch-Manager Mead.
Das Verhältnis zu TV ist interessant - Fusion der Bewegtbild-Inhalte?
Chris Mead nennt Twitch "ein großartiges Beispiel für den Konsum digitaler Medien, die du jederzeit und überall anschauen kannst, solange du eine gute Internetverbindung und ein mobiles Endgerät hast". Auch sei die Beziehung zwischen "Sender" und Zuschauer nicht einseitig. Viewer könnten mit dem Absender interagieren und andersherum.
"Jeder, der Twitch konsumiert, ist irgendwie involviert. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Plattform", betont der Director of Partnerships beim Unternehmen. Er stuft Streaming als soziales Erlebnis ein.
Als Todesbote fürs klassische TV-Programm sieht er Twitch indes nicht. "Traditionelles Fernsehen ist nach wie vor eine enorme Stütze in vielen Haushalten und wird auch in naher Zukunft nicht verschwinden", meint Chris Mead.
In Wirklichkeit würden immer noch sehr viele Menschen fernsehen. Und: "Wenn man sich das Sehverhalten von Twitch anschaut, dann stellt man fest, dass es das klassische TV auch nur nachahmt." Webvideos würden zwar immer beliebter, aber das klassische Fernsehen habe seine Daseinsberechtigung und werde "immer bleiben". Meads Prognose: "Gut möglich, dass es zwischen alten und neuen Bewegtbild-Formaten schon bald eine Fusion geben wird."
Der New TV Kongress 2017 steht dieses Jahr am 21. März in Hamburg unter dem Motto "Business Innovation On Screen". Experten der Bewegtbildbranche diskutieren über Inhalte, Technology und Distribution. Sprechen werden neben Keynote-Speaker Chris Mead (Twitch), auch Raquel Bubar ("New York Times") oder Cyrus Saihan (BBC). Hier ein kurzes Grußwort vom Twitch-Manager:
Zu mehr Informationen und zur Anmeldung geht’s hier lang.