Aldi Süd und Aldi Nord werben gemeinsam :
Wie sich Aldi als "Volksmarke" inszeniert
Die erste gemeinsame Kampagne "Einfach ist mehr" bedeutet einen gewaltigen Schritt für Aldi Süd und Aldi Nord. Zusammen wollen die Discounter Aldi als Marke für alle Zielgruppen inszenieren. W&V Online zeigt den Rap und weitere Kampagneninhalte.
Es war eine Premiere für Aldi: Zum ersten Mal seit der Trennung beider Unternehmensteile traten Vertreter von Aldi Nord und Aldi Süd gemeinsam vor die Presse. Bis 1961 hatten die Brüder Karl und Theo Albrecht die Discount-Kette gemeinsam geführt, danach teilten sie die Filialnetze in die Unternehmensgruppen Aldi Nord, geführt von Theo Albrecht und Aldi Süd mit Karl Albrecht an der Spitze. Die Gründe für die Trennung sind nicht bekannt. Heute befinden sich beide Aldis im vollständigen Besitz von Familienstiftungen, rechtlich, finanziell und organisatorisch agieren sie eigenständig, tauschen sich aber regelmäßig über die jeweiligen Geschäftsaktivitäten aus.
Insofern bedeutet die gemeinsame Kampagne einen gewaltigen Schritt für beide Unternehmen. Mit TV, Radio, Out of Home, Kino, einem eigenen Aldi-Rap, sowie der gemeinsamen Kampagnenseite einfach-ist-mehr.de wird der Discounter bald in nahezu allen verfügbaren Werbekanälen sichtbar sein.
Der Aldi-Rap
Die Abstimmungen im Vorfeld dürften aufwendig gewesen sein, auch wenn beide Unternehmen das von sich weisen. Ebenso lässt der von Preuss und Preuss für Aldi Süd entworfene "Einfach"-Claim, der im Prinzip in der neuen Kampagne weitergedreht wurde, eine führende Position des Süd-Teils vermuten. Aldi selbst verneint das, das Einfach-Prinzip stamme sogar von Kay Rüschoff, Geschäftsführer Kommunikation und Marketing bei Aldi Nord. Dennoch: Aldi Süd zeigt sich im Marketing wesentlich umtriebiger als die Kollegen aus dem Norden: Erst der Einstieg in Out-of-Home im vergangenen Jahr, das Gesundheitsportal www.einfach-ganz-ich.de, sowie Social-Media-Aktivitäten, auf die Aldi Nord bewusst und komplett verzichtet.
Zwar geht es ganz offensichtlich auch darum, die jungen Zielgruppen an die Marke Aldi zu binden, dennoch betont das Unternehmen, eine Marke für alle sein zu wollen. Oder, wie Ulrich Klenke, CEO von Ogilvy & Mather Deutschland, es formuliert: "Aldi ist eine Volksmarke – jeder hat eine Beziehung dazu." Ogilvy und Oliver Voss haben den Lead für Aldi Süd.
Das erste Mal spricht Aldi nun über seine Einstellung. Das gab es noch nie. Genau das ist aber wichtig im sich verdichtenden Wettbewerbsumfeld. Man stünde am Anfang eines Weges, heißt es seitens Aldis. Wie der weitergeht, würde dann die Überprüfung der Markenwerte ergeben.
Aldi Nord ist in Nord-, West- und Ostdeutschland mit 35 Regionalgesellschaften und rund 2340 Filialen vertreten. 2015 ist der Gesamt- Brutto-Umsatz in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent gestiegen und lag 2015 bei 12,3 Milliarden Euro.
Laut einem Bericht der "Lebensmittel Zeitung" treibt der Discounter seine Modernisierung mit millionenschweren Investitionen voran. Geplant sei unter anderem ein Ausbau des Frischeangebots. Insbesondere in den Bereichen Obst und Gemüse sowie Backwaren werde sich der Essener Disounter dabei weiter an das Konzept der Supermärkte annähern. Das neue Konzept bedeute jedoch keine Abkehr vom Discount-Prinzip, hieß es. Nach der Umrüstung von 90 Märkten noch in diesem Jahr werde in den kommenden Jahren die Modernisierung von jeweils 150 bis 200 Standorten im Jahr angepeilt. Vorbild werde dabei ein Markt in Gladbeck sein. Das Konzept wird nach Informationen der Zeitung aber auch im Ausland getestet. Geplant seien daneben Investitionen in die Bereiche Logistik und IT.
Hintergrund sei eine positive Geschäftsentwicklung. Im laufenden Jahr habe das Unternehmen bis einschließlich Ende August trotz einer gesunkenen Zahl an Filialen ein Umsatzplus um 3,3 Prozent erwirtschaftet.
Süd- und Westdeutschland ist das Gebiet von Aldi Süd, mit über 1860 Filialen und 31 Regionalgesellschaften. Der gesamte Brutto-Umsatz von Aldi Süd lag in Deutschland im Jahr 2015 bei 15,7 Milliarden Euro, was einem Umsatzplus von 1,6 Prozent entspricht. Der Netto-Umsatz lag 2015 bei 14,2 Milliarden Euro.