Doku-Fiction:
RTL hat juristischen Ärger wegen Wirecard-Film
Trotz einer einstweiligen Verfügung des OLG München strahlte RTL das Dokudrama zum Wirecard-Skandal unverändert aus. Der Sender findet die Entscheidung unangemessen und will sich dagegen wehren.
RTL hat sich mit dem Film über die Wirecard-Affäre juristischen Ärger eingehandelt. Der Privatsender strahlte am vergangenen Donnerstag zur besten Sendezeit den Doku-Thriller "Der große Fake - Die Wirecard-Story" mit Christoph Maria Herbst aus, rund eineinhalb Millionen schauten zu. Allerdings hatte nur wenige Stunden zuvor das Oberlandesgericht (OLG) München eine einstweilige Verfügung erlassen.
Demnach hätte der Film nicht in dieser Fassung ausgestrahlt werden dürfen: Ein Kläger sieht sich durch den Thriller vorverurteilt - ein gewichtiger Vorwurf, ist doch der eigentliche Mammutprozess um den größten Bilanzskandal der Nachkriegsgeschichte noch schwebend.
"Die beanstandete Darstellung ist in Bezug auf den Antragsteller vorverurteilend, insbesondere weil nach dem maßgeblichen Verständnis eines unvoreingenommenen Zuschauers der Verdacht geäußert wird, dass über Wirecard auch Kinderpornografie und Terrorismus mitfinanziert worden ist und der namentlich genannte Antragssteller als 'Statthalter in Dubai' hierbei eine maßgebliche Rolle gespielt hat", heißt es in der Entscheidung des Gerichts. Den RTL-Verantwortlichen wurde in der Verfügung bis zu 250 000 Euro Ordnungsgeld angedroht.
Zuerst hat die "Frankfurter Allgemeine" über den Streit berichtet.
"Wir halten die Entscheidung des OLG München für formal und inhaltlich falsch", so ein RTL-Sprecher. "Ohne Anhörung ein Verbot auferlegt zu bekommen, nachdem es das Landgericht München zuvor anders entschieden hat, verletzt unser Recht auf rechtliches Gehör und ein faires Verfahren. Die Entscheidung ist für uns deshalb nicht akzeptabel. Wir prüfen derzeit sämtliche in Betracht kommenden rechtliche Schritte gegen die einstweilige Verfügung und werden diese auch einleiten."
Der 90-Minüter "Der große Fake - Die Wirecard-Story" unter Regie von Raymond Ley verbindet Spielfilmszenen mit Dokumentarischem. Neben Herbst als Markus Braun, Ex-Chef des Zahlungsdienstleisters, ist Franz Hartwig ("Charité") als Top-Manager Jan Marsalek zu sehen. Nina Kunzendorf spielt eine fiktive Journalistin, die dem rasanten Aufstieg des Unternehmens aus Aschheim bei München misstraut und mit einer Kollegin dank Investigativ-Recherche Ungereimtheiten entdeckt.
Der Film ist in der RTL-Streamingplattform TVnow inzwischen in leicht abgewandelter Fassung zu sehen.