Ausgenommen sind übrigens die derzeit erhältlichen Modelle des US-Herstellers Tesla.  Denn den Zuschuss soll es laut Reuters nicht für Luxus-Elektroautos ab 60.000 Euro geben. Dazu zählt auch der Hybrid-Sportwagen BMW i8, der ab 130.000 Euro zu haben ist. Ein Tesla Model S kostet in Deutschland mindestens 82.700 Euro. Ab Ende 2017 will Tesla mit dem Model 3 aber ein deutlich erschwinglicheres E-Auto auf den Markt bringen. Einstiegspreis: Rund 32.000 Euro. In Deutschland wird es erst ab Mitte 2018 erhältlich sein - dann werden die Prämien bereits reduziert. Weltweit gibt es mehr als 400.000 Vorbestellungen. 

Was soll die Automobilindustrie tun?

Um den künftigen Kurs und die Umsetzung der Ziele haben die Bundesregierung und die Automobilindustrie in den vergangenen Monaten heftig gerungen. Die Sorge wächst, dass die hiesigen Hersteller international den Anschluss verpassen könnten. Die Branche hatte die Politik deshalb um Hilfe gebeten. Die Koalition knüpft ihren Vorschlag nun an eine Bedingung: Die Kosten in Höhe von insgesamt 1,2 Milliarden Euro müssen sich Bund und Automobilindustrie teilen - jede Seite soll 600 Millionen Euro bereit stellen. Die Autobranche habe bereits Zustimmung signalisiert. 

Auf welchem Stand ist die Elektromobilität in Deutschland derzeit? 

Laut einer Analyse des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg sollen auf deutschen Straßen rund 55.000 Elektroautos unterwegs sein.  In China und den USA, Norwegen, Japan und den Niederlanden ist der Anteil gemessen am Gesamtmarkt viel höher. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 1,3 Millionen Elektrofahrzeuge zugelassen. Als großes Hindernis wird hierzulande - neben der geringen Reichweite und hohen Kosten - die fehlende Infrastruktur gewertet: Bis Mitte 2015 gab es in Deutschland nur rund 5500 öffentliche Ladestationen. 

Wie wird die Elektromobilität in anderen Ländern gefördert?

In China, den USA, Großbritannien, Schweden, Japan und in Frankreich gibt es schon seit längerer Zeit Kaufprämien in verschiedenen Höhen. In Frankreich außerdem eine Eintauschprämie in Höhe von 10.000 Euro für Käufer, die ihren alten Diesel abgeben und ein Elektroauto kaufen. Außerdem gibt es in vielen Ländern wie Norwegen und den Niederlanden Steuervorteile und in China außerdem eine rigide Zulassungspraxis, die Elektroautos deutlich bevorzugt. 

Welche E-Autos können Interessierte überhaupt kaufen?

Etwa 30 Elektrofahrzeuge bieten die Autohersteller in Deutschland inzwischen als Serienmodelle an. Das geht aus Angaben des Verbands der Automobilindustrie hervor. Zu Elektrofahrzeugen werden dabei auch Hybridautos gezählt, die Verbrennungsmotor und Stromantrieb vereinen. Die meisten elektrisch betriebenen Autos sind solche Hybride, die sowohl mit Benzin als auch an der Steckdose betankt werden können.

Reine Elektroversionen ohne Benzinunterstützung sind noch rar: Allein BMW hat mit dem i3 ein Elektroauto im Programm, das ausschließlich als solches gedacht ist. Andere Hersteller haben den E-Motor bislang nur als Variante im Angebot: Bei Volkswagen sind das beispielsweise E-Golf und E-Up, bei Daimler B-Klasse und Smart als Elektroauto an. 

Einige Hersteller planen aber in den den nächsten Monaten reine E-Modelle auf den Markt zu bringen: Opel will seinen bislang hybriden Ampera 2017 vollelektrisch auf die Straße schicken. Audi folgt 2018 mit einem Elektro-SUV, auch Daimler will dann ein reines E-Modell mit einer Reichweite von 400 bis 500 Kilometern schaffen. Porsches Elektromodell, dass unter dem Namen "Mission E" läuft, wird erst später kommen - ebenso ist es bei Volkswagen. Der Konzern will 20 neue Elektromodelle und Hybridautos bis 2020 auf den Markt bringen, darunter auch den elektrischen Transporter Budd-e, der 2018 in den Verkauf kommt.   

Mit mehr als 220.000 Fahrzeugen (seit 2010) ist übrigens der Nissan Leaf das meistverkaufte Elektrofahrzeug weltweit. In Deutschland liegt der BMW i3 vorne. 

Was sagen Kritiker?

Verbraucherschützer kritisieren laut "Süddeutsche" die milliardenschwere Förderung der Branche, die gerade erst mit der Abgas-Affäre den "größten Industrieskandal des Landes" verursacht hätte. Obwohl viele Hersteller Verbraucher offensichtlich täuschten, wie sich in den vergangenen Tagen bestätigte, gäbe es nun auch noch Hilfe vom Staat und damit vom Steuerzahler. Die "SZ" schreibt von einem "fatalen Signal", das die Bundesregierung aussende, von Steuergeldverschwendung und einer "blinden Unterstützung" - wie schon bei Dieselmotoren. Die Hersteller sollten sich stattdessen dem Wettbewerb stellen und bessere Modelle entwickeln. Die Grünen begrüßen die Förderung alternativer Antriebsformen, fordern jedoch, dass die Prämien nicht mit Steuergeldern, sondern mit Abgaben finanziert werden, die Besitzer "übermotorisierter Spritschlucker" leisten sollten. 

Was hat die Werbeindustrie davon?

Zig neue Modelle, die Kaufprämien und der neue Antrieb sollen dem Massenmarkt schmackhaft gemacht werden. Es ist deshalb anzunehmen, dass die Werbebudgets der Big Spender in der Automobilbranche eher steigen werden.

(mit Material von dpa)


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.