Studie:
Das Vertrauen in klassische Medien ist stabil
Die Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität legt ihre Langzeitstudie Medienvertrauen zum richtigen Moment vor. Demnach ist das Vertrauen in Medien in den vergangenen fünf Jahren gestiegen.
"Wie in den Vorjahren legen die Befunde nahe, dass das Vertrauen in die etablierten Medien im Zuge der Lügenpresse-Debatte keineswegs in großem Stil erodiert ist", so die Forscher von der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität. 43 Prozent der Bevölkerung finden, man könne den Medien vertrauen, wenn es um wirklich wichtige Dinge geht, so die Studie. Dieser Wert ist seit vier Jahren stabil - zuletzt war der Wert 2015 gesunken, als die Flüchtlingswelle in den Medien verstärkt Thema war. Die aktuelle Befragung fand Ende 2019 statt.
Mehr Polarisierung unter den Nutzern
Trotz stabilem Wert gibt es aber zunehmend auch Nutzer, die das Vertrauen verloren haben. 29 Prozent sagen, man könne eher nicht bzw. überhaupt nicht vertrauen. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als 2018 und elf Punkte mehr als 2017. Die Zahl derjenigen, die mit der Antwort teils, teils eine mittlere Position einnehmen, ist so niedrig wie nie. Es findet also eine Polarisierung der Nutzer statt. Es habe sich ein relevanter Kern an Kritikern herausgebildet, der die etablierten Medien pauschal verurteilt. Dieser Kern sei zuletzt angewachsen, bei einer insgesamt seit Jahren zunehmenden Polarisierung, die sich klar in den Daten niederschlage.
Dennoch ist aber das Ausmaß undifferenzierter Kritik rückläufig. So widersprechen 46 Prozent der Aussage, dass die Medien lediglich ein Sprachrohr der Mächtigen seien. Das sind sechs Punkte mehr als im Jahr zuvor. 25 Prozent antworten mit teils, teils. Ebenso das Statement, Medien und Politik arbeiteten Hand in Hand, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren treffe eher nicht oder überhaupt nicht zu, sagen 53 Prozent. Das sind neun Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Das treffe nur teilweise zu, meinen 22 Prozent, fast genau so viel stimmen eher oder voll und ganz zu. Das liege an wirtschaftlicher Zukunftsangst und der Präferenz von alternativen Online-Meldungen, so die Forscher aus Mainz.
Vorwurf der Lügenpresse wird schwächer
Der Aussage, die Bevölkerung werde von den Medien systematisch belogen widerspricht die Mehrheit mit 58 Prozent. Das sind sieben Punkte mehr als im Vorjahr und damit der bisher höchst gemessene Wert der Langzeitstudie. 18 Prozent stimmen der These aber zu, immerhin jeder fünfte Bürger. Das seien vor allem Teile der Bevölkerung die ein Interesse an Populismus haben und eine höhere Präferenz für politische Extreme.
Menschen, die gegenüber den etablierten Medien zynisch eingestellt sind, finden sich überdurchschnittlich häufig am rechten Rand des politischen Spektrums. Sie sind formal niedriger gebildet, deutlich politikverdrossener und sie haben Angst, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in der Zukunft verschlechtern wird. Darüber hinaus zeige sich, dass die etablierten Medien vor allem von denjenigen Bürgern pauschal verurteilt werden, die häufig alternative Nachrichtenquellen im Social Web konsumieren und regelmäßig Nutzerkommentare auf den Seiten der etablierten Medien schreiben.
Ein Blick auf die Mediengattungen zeigt: 67 Prozent der Bevölkerung vertrauen dem TV, ähnliche Werte waren es in den Vorjahren. Regionalzeitungen liegen mit 65 Prozent direkt dahinter. Überregionale Zeitungen werden von 55 Prozent der Befragten als vertrauenswürdig eingeschätzt.
Vertrauen in Social Media steigt
Das Vertrauen in Social-Media-Angebote als Quelle von Nachrichten ist gestiegen. Ein Faktor könnten Auswirkungen von Imagekampagnen der Digitalkonzerne sowie politische Regulierungen sein, so die Studie. In den Vorjahren hatte das Image des Internets unter Datenskandalen und Fake News gelitten. 2018 äußerten nur vier Prozent Vertrauen zu den Nachrichten in sozialen Netzwerken, in der neuen Umfrage sind es 10 Prozent. Der Anteil derjenigen, die Nachrichten in sozialen Netzwerken nicht für vertrauenswürdig halten, liegt nun bei 45 Prozent (2018: 51).
Die Langzeitstudie basiert auf einer repräsentativen Telefon-Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut IFAK im Auftrag der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz durchgeführt hat. Befragt wurden im November und Dezember 2019 1.200 Personen ab 18 Jahren.