TechTäglich:
Stars laufen weg – Jetzt reagiert Spotify
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit der Eskalation der Spotify-Krise und mit schlechten Nachrichten für Wordle-Spieler.
Stars laufen weg – Jetzt reagiert Spotify
Die Proteste gegen den Podcast von Impf-Schwurbler Joe Rogan (W&V+) wachsen sich für Spotify zur handfesten Krise aus. Am Wochenende trendeten auf Twitter Hashtags wie #DeleteSpotify, #CancelSpotify, #UninstallSpotify oder #DisInformationKills, die dazu auffordern, den Streamingdienst zu kündigen und zu löschen. Nachdem sich Spotify bisher weigert, den Podcast des US-Comedians vom Netz zu nehmen, für dessen Exklusivrechte es letztes Jahr mehr als 100 Millionen Dollar gezahlt hat, bläst den Schweden der Gegenwind nun mächtig ins Gesicht.
Nach Rock-Legende Neil Young haben übers Wochenende auch Singer-Songwriterin Joni Mitchell und Bruce-Springsteen-Gitarrist Nils Lofgren angekündigt, ihre Musik von Spotify zurückzuziehen. Bisher verabschieden sich also nur Altstars von der Plattform. Falls aktuelle Top-Acts der Kategorie Taylor Swift oder Olivia Rodrigo dem Beispiel folgen, könnte es für Spotify aber tatsächlich bedrohlich werden.
Wer Spotify hört, zerstört eine Kunstform
Rogan hatte in seinem überaus testosteronlastigen Podcast "The Joe Rogan Experience" zuletzt mehrfach Fehlinformationen über die Corona-Impfung verbreitet und entgegen wissenschaftlicher Erkenntnisse von Impfungen bei Kindern und Jugendlichen abgeraten. Nils Lofgren reagiert darauf in einem Tweet so: "Solidarität mit Neil Young. Stoppt die Fehlinformationskampagne, die unser Gesundheitspersonal belastet." Mittlerweile gehen die Proteste gegen Spotify weit über den Umgang des Unternehmens mit Rogan hinaus. Auch die gegenüber Konkurrenten wie Apple Music oder Tidal schlechtere Klangqualität ohne Lossless-Option und die vergleichsweise geringeren Ausschüttungen an Künstler geraten immer mehr in die Kritik. Neil Young legte jetzt nochmal nach, mit einer Wutrede gegen die "kastrierte Klangqualität" des Dienstes. Sein Fazit: "Wer Spotify hört, zerstört eine Kunstform." Auch der abtrünnige Briten-Prinz Harry und seine Frau Meghan, die ebenfalls bei Spotify podcasten, haben sich laut Spiegel kritisch geäußert.
James Blunt droht mit Spotify-Musik
Apple disst seinen Hauptkonkurrenten in Sachen Musik besonders genüsslich – und erklärt sich mit einer liebevoll kuratierten Songauswahl zum "Home of Neil Young". James Blunt, englischer Singer-Songwriter mit bisweilen etwas anstrengender Musik, aber brillantem Talent zur Selbstironie, droht im lustigsten Tweet zur aktuellen Spotify-Krise, für den er bereits über 250.000 Likes einheimste: "Wenn Spotify Joe Rogan nicht sofort löscht, werde ich neue Musik auf der Plattform veröffentlichen." Spotify, das letzte Woche bereits vier Milliarden Dollar Börsenwert verloren hat, reagierte am Sonntagabend erstmals auf die Protestwelle.
Spotify-Chef verspricht Maßnahmen
In einem Blogeintrag verspricht CEO Daniel Ek, Hörern von Podcasts zum Thema Corona künftig weiterführende und wissenschaftlich fundierte Informationen anzubieten: "Wir arbeiten daran, jeder Podcast-Episode, die eine Diskussion über COVID-19 enthält, einen inhaltlichen Hinweis hinzuzufügen. Dieser Hinweis wird die Hörer auf unseren COVID-19-Hub verweisen."
Dieses Angebot, das in den kommenden Tagen weltweit umgesetzt werden soll, bietet aktuelle Informationen von Wissenschaftlern, Ärzten, Akademikern und Gesundheitsbehörden aus aller Welt. Seinen umstrittenen Vorzeige-Podcaster Rogan und den weiteren Umgang mit ihm erwähnt Ek in dem Beitrag aber mit keinem Wort.
Zerknirschter Joe Rogan
Inzwischen hat sich US-Moderator Joe Rogan auch selbst via Instagram zu Wort gemeldet. In einem knapp zehnminütigen Video sagte der 54-Jährige mit Blick auf seine Kritiker Neil Young und Joni Mitchell: "Es tut mir sehr leid, dass sie sich so fühlen, das ist ganz sicher nicht, was ich möchte. Ich bin ein großer Neil-Young-Fan." Zu seiner eigenen Show sagte er: "Ich plane alles selbst und mache es nicht immer richtig."
Darüber hinaus zeigte sich der Moderator damit einverstanden, dass der Streamingdienst Beiträge zu Covid-19 künftig mit einem Hinweis versehen will.
Das sind die weiteren Themen von TechTäglich am 31. Januar 2022: