TechTäglich:
Musik drin: Apple kauft Klassik-App
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit Ludwig van Apple und guten Nachrichten für alle ABBA-Fans. Ihre Songs gibt es jetzt auf TikTok.
Musik drin: Apple kauft Klassik-App
Bei Rock, Rap und Hip-Hop bietet Apple Music die Rundumversorgung. Aber künftig sollen auch die Liebhaber von Beethoven, Bach, Haydn und Mozart beim Musikstreaming voll auf ihre Kosten kommen. Dafür hat Apple jetzt den Klassik-Streamingdienst Primephonic übernommen. Was die Engländer in ihrer App bieten, beschreibt Apple in seiner Pressemitteilung so: "Primephonic ist ein renommierter Streamingdienst für klassische Musik, der ein herausragendes Hörerlebnis mit einer speziell für klassische Musik optimierten Such- und Browse-Funktionalität, erstklassiger Audioqualität, handverlesenen Empfehlungen von ExpertInnen und umfangreichen kontextbezogenen Details zu Repertoire und Aufnahmen bietet." Primephonic verabschiedet sich auf seiner Website bereits von seinen Nutzern: "Vor drei Jahren wurde Primephonic ins Leben gerufen, um eine bessere Zukunft für klassische Musik zu schaffen. Um die nächste Phase unserer Mission zu erreichen, müssen wir unser Fachwissen im Bereich klassisches Streaming Millionen von Hörern weltweit zugänglich machen."
Die Primephonic-App geht am 7. September offline, die Abonnenten dürfen stattdessen ein halbes Jahr lang kostenlos Apple Music nutzen. Dort ist durchaus auch klassische Musik zu finden – aber bei weitem nicht in der Tiefe und mit dem Suchkomfort, den Primephonic bisher liefert. Bis Anfang 2022 will Apple dann eine komplett neue App für klassische Musik anbieten, in die das komplette Repertoire, die Empfehlungen und die Suchfunktionen von Primephonic einfließen. Wegen der zahllosen Interpretationen und Einspielungen klassischer Werke sind clevere Orientierungshilfen und Metadaten für die Nutzer hier wesentlich komplexer und wichtiger als im Rock-Pop-Bereich. "In naher Zukunft werden wir ein ganz besonderes Erlebnis für klassische Musik anbieten, das wirklich das beste der Welt sein wird", verspricht Apple-Music-Chef Oliver Schusser. Mit Apples verlustfreiem Lossless-Format in CD-Qualität und mit 3D-Spatial-Audio sollten Klassikfans dabei auch in Sachen Klang keinen Grund zur Klage haben.
Instagram: Schluss mit Geburtstags-Schummeln
Raus bist du noch lange nicht, sag mir erst, wie alt du bist! Als weiteren Baustein seiner Kinder- und Jugendschutzmaßnahmen beginnt Instagram ab sofort damit, seine Mitglieder verpflichtend nach ihrem Geburtsdatum zu fragen. Wie die Facebook-Tochter in einem Blogeintrag ankündigt, werden Nutzer, die ihren Geburtstag bisher noch nicht angegeben haben, nun nach und nach dazu aufgefordert, dies zu erledigen. Wer das Datum auch nach mehreren Erinnerungen nicht einträgt, kann die App nicht mehr nutzen. "Diese Information", so Instagram, "ist wichtig für neue Funktionen, die wir entwickeln, um junge Menschen zu schützen". Der Foto- und Videodienst hat in den letzten Monaten bereits einige solcher Maßnahmen eingeführt, darunter geschützte Konten für Kinder sowie eingeschränkte Möglichkeiten für erwachsene Nutzer, mit Minderjährigen auf Instagram Kontakt aufzunehmen.
Wer nun glaubt, dass es einfach genügt, ein falsches Geburtsdatum einzugeben, dürfte Pech haben. Denn solche Schwindeleien will Instagram künftig mit Hilfe künstlicher Intelligenz enttarnen und verhindern. "Uns ist schon klar, dass einige Nutzer einen falschen Geburtstag angeben. Aber wir entwickeln neue Systeme, um das zu verhindern", heißt es in der Mitteilung. Dazu wertet Instagram Hinweise wie "Happy Birthday"-Posts und generell auch die Inhalte eines Insta-Kontos aus. Wenn Indizien à la "Alles Gute zum 15. Geburtstag" ergeben, dass das angegebene Datum nicht stimmen könnte, erhalten die Nutzer künftig mehrere Möglichkeiten, ihr Alter auf anderen Wegen nachzuweisen. Wie das alles funktioniert, hat Konzernmutter Facebook bereits vor Kurzem näher erklärt. Dazu gehört auch ein Abgleich zwischen den Geburtsdaten, die ein Nutzer auf Instagram und auf Facebook angibt.
Kratzenjammer: So empfindlich ist das neue Klapp-Samsung
Laut Samsung ist die Beschichtung im Klapp-Bildschirm des neuen Galaxy Z Fold 3 um 80 Prozent robuster als beim Vorgänger. Der YouTuber Zack Nelson, der auf seinem Kanal JerryRigEverything dafür berühmt und berüchtigt ist, neue Gadgets nach allen Regeln der Kunst zu malträtieren, wollte nun genau wissen, wie unempfindlich das neue koreanische Klapp-Phone tatsächlich ist. Seine Tortur mit Feuerzeug, Messerschneider und Sand, die schon beim Zuschauen weh tut, zeigt jetzt, dass Samsung tatsächlich große Fortschritte gemacht hat. Von den Nehmerqualitäten eines klapp-losen normalen Smartphones ist das 1.799 Euro teure Fold 3 aber immer noch weit entfernt. AndroidCentral fasst das Ergebnis so zusammen: "Das Galaxy Z Fold 3 überlebt den Haltbarkeitstest, aber es gibt nicht nur gute Nachrichten."
Das Scharnier erweist sich im Folter-Test als sehr stabil. Und auch mit dem äußeren Bildschirm des Fold 3 gibt es keine Probleme. Er beginnt erst bei Kratzern der Stärke 6 nach dem Standard-Messverfahren "Moh" Spuren zu zeigen – ähnlich wie jedes andere aktuelle Galaxy oder iPhone. Böse Überraschungen drohen dagegen beim Biege-Bildschirm im Inneren, der wegen des Klappmechanismus zwingend mit einer Folie beschichtet sein muss. Denn sonst ergibt sich kein nahtloses Doppel-Display. Hier beginnen die Kratzspuren bereits ab der Stärke "Moh 2". Laut Tester Zack Nelson ist die PET-Beschichtung "sehr weich" und damit leicht zu beschädigen. Wer sich nicht über ein Edel-Handy ärgern will, das schon nach wenigen Wochen oder Monaten verkratzt ist, sollte sich also auch weiterhin ein ganz normales Smartphone zulegen – zumal die praktischen Vorteile eines dicken Klapp-Handys (16 Millimeter statt 7,9 Millimeter beim Galaxy S21) nach wie vor fragwürdig sind.
ABBA: Alle Songs auf TikTok, Avatar-Tournee vor dem Start
The TikTok takes it all! Das ABBA-Management hat nun damit begonnen, sämtliche Songs des legendären Schweden-Quartetts beim chinesischen Videoschnipseldienst zur Verfügung zu stellen. Der Bedarf war offenbar enorm: Bereits der erste hochgeladene Clip, ein Klavier-Refrain von "Dancing Queen", kam innerhalb eines Tages auf rund vier Millionen Aufrufe. Weil der Pianist in dem Video nicht zu erkennen ist, wird nun gerätselt, ob es sich dabei tatsächlich um Original-Keyboarder Benny Andersson handelt. Laut Billboard war ABBA bisher der Pop-Act ohne eigenes TikTok-Konto, für den es die meisten Suchanfragen gab. Und erst kürzlich hatte die Mitsing-Herausforderung #DancingQueenChallenge für 160 Millionen Klicks gesorgt. Hier wächst gerade eine ganz neue, junge Generation von ABBA-Fans heran.
Noch viel spannender ist aber der zweite Clip, der auf dem Kanal online gestellt wurde. Darin kündigen Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid für 2. September den Start der "ABBA Voyage" an, für die es auch schon eine eigene Website und ein Twitter-Konto gibt. Dabei könnte es um die seit Langem angekündigte ABBA-Welttournee mit virtuellen Avataren gehen, die statt der Original-Bandmitglieder auf der Bühne stehen. Und auch die zwei neuen ABBA-Songs "I Still Have Faith in You" und "Don't Shut Me Down", die das Quartett bereits 2018 aufgenommen hat, könnten jetzt endlich erscheinen. Sie gelten mittlerweile fast schon als das Bernsteinzimmer des Pop, weil ihre zum Start der Avatar-Tour geplante Veröffentlichung auch wegen Corona seit Jahren verschoben wird.
China: Minderjährige dürfen nur noch am Wochenende zocken
Das chinesische Regime geht weiter hart gegen die Spielsucht von Kindern und Jugendlichen vor. Nachdem die Spieldauer von Minderjährigen 2019 bereits auf eineinhalb Stunden an normalen Tagen und drei Stunden an Sonn- und Feiertagen beschränkt wurde, zieht die Regierung die Daumenschrauben nun noch weiter an. Ab sofort liegt das Limit bei nur noch drei Stunden in der Woche – und auch das nur noch am Freitag und am Wochenende, und ausschließlich zwischen 20 und 21 Uhr. Das soll dazu führen, dass sich Hunderte Millionen junger Spielefans wieder verstärkt auf Schule und Familie konzentrieren. Überprüfen lässt sich das allerdings nur bei Onlinespielen mit Internetverbindung. Solo-Spiele, die nur lokal laufen, lassen sich nicht kontrollieren. Sie sind aber auch wesentlich weniger populär.
Anbieter von Online-Games werden laut Wall Street Journal dazu verpflichtet, ihre Spiele außerhalb der gesetzlich erlaubten Zeiten für Minderjährige erst gar nicht anzubieten. Zudem sollen Alters-Check, Klarnamenpflicht und Zugangskontrolle per Gesichtserkennung weiter verstärkt werden. Die Machthaber in Peking haben zuletzt ihren Kampf gegen Spielsucht und generell gegen das stark vom Westen beeinflusste Gaming noch intensiviert. In staatlichen Medien wurden Video- und Computerspiele als "Opium für den Geist" bezeichnet, das "schockierende Auswirkungen" auf Minderjährige habe. Speziell im Visier sind Anbieter, die "menschliche Schwächen" der Gamer ausnutzen würden, um sie zu noch längerem Spielen und zu noch mehr Ausgaben für In-App-Käufe zu bewegen.