Linkedin-Studie:
Erst 2058 holen Frauen ihren Chefsessel-Rückstand auf
Der Fortschritt ist eine Schnecke - zumindest was die Besetzung der oberen Hierarchieebenen mit Frauen angeht. Deutliche Zuwächse verzeichnen allerdings die Bereiche Marketing und Kommunikation.
Gerade mal um zwei Prozent pro Jahr ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Deutschland seit 2009 gewachsen – das ergibt eine Datenanalyse von Linkedin. Deutschland schneidet damit besser ab als Frankreich und Großbritannien, von einer fairen Verteilung kann aber noch lange keine Rede sein: Wächst der Frauenanteil im aktuellen Tempo weiter, erreicht die deutsche Wirtschaft erst 2058 ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in den Chefetagen.
Positiv sind aber die Veränderungen, die sich in männerdominierten Branchen wie IT und Logistik vollziehen. Sie verzeichnen die höchsten Zuwachsraten und verringern den Abstand gegenüber Branchen, die bereits weiter sind.
Gar nicht schlecht sieht es in der Branche Media & Communications aus. Während hier im Jahr 2009 31 Prozent der Führungskräfte weiblich waren, waren es im vergangenen Jahr 34 Prozent, also ein Wachstum von 12 Prozent. Im Marketing lag das Plus sogar bei 50 Prozent. Damit werden jetzt 36 Prozent der Chefposten von Frauen wahrgenommen.
Grundlage der Auswertung waren die Profile der weltweit mehr als 546 Millionen Mitglieder. Da Linkedin nicht das Geschlecht der Nutzer abfragt, erfolgte die Analyse auf Basis der Vornamen. Mitglieder, deren Geschlecht daraus nicht eindeutig abgeleitet werden konnte, wurden nicht einbezogen. Mitglieder in Führungspositionen wurden anhand ihrer Jobtitel identifiziert.
Andere Länder sind schon weiter
Zusammengerechnet ist der Frauenanteil in Führungspositionen hierzulande in den vergangenen neun Jahren um rund 20 Prozent gestiegen und liegt jetzt bei 22 Prozent. Was die Geschwindigkeit des Wandels anbelangt, übertrifft Deutschland somit Frankreich, das lediglich einen Zuwachs von 17 Prozent erreicht hat, sowie das Vereinigte Königreich mit 16 Prozent.
Dennoch sind in diesen beiden Ländern weiterhin wesentlich mehr Frauen in Führungspositionen vertreten – ihr Anteil liegt jeweils bei 31 Prozent. Weltweiter Spitzenreiter beim Wachstum ist Indien, dort gibt es heute 31 Prozent mehr weibliche Führungskräfte als 2009.
"Der Frauenanteil in den Chefetagen wächst langsam, aber kontinuierlich", erklärt Barbara Wittmann, Direktorin für den Bereich Rekrutierungslösungen und Mitglied der Geschäftsleitung bei Linkedin Deutschland, Österreich, Schweiz. "Gleichzeitig wollen wir nicht bis 2058 auf ausgeglichene Geschlechterverhältnisse warten. Deshalb ist es wichtig, dass wir das Thema nicht nur am Weltfrauentag diskutieren, sondern es dauerhaft im Bewusstsein halten. Frauen sollen nicht erst in einem halben Jahrhundert, sondern schon heute alle Karrierechancen eröffnet werden."
Diese Branchen geben Frauen mehr Verantwortung
Die größten Zuwachsraten verzeichnen Branchen, die lange als reine Männerdomänen galten. So stieg der Frauenanteil in Führungspositionen in der Logistikbranche im Verlauf der vergangenen Jahre um 46 Prozent, in der Finanzbranche um 39 Prozent und in der IT-Branche um 38 Prozent. Vergleichsweise positiv entwickelte er sich auch in der Unterhaltungsbranche mit 25 Prozent und im verarbeitenden Gewerbe mit 22 Prozent.
Außerdem verzeichneten einzelne Geschäftsbereiche größere Zuwächse als andere. Besonders stark stieg der Frauenanteil in Führungspositionen in den Bereichen Rechtswesen (66 Prozent), Buchhaltung (51 Prozent), Marketing (50 Prozent), Human Resources (31 Prozent) und Business Development (28 Prozent).
Linkedin bietet Frauen außerdem Informationen zum Thema Gehalt, damit sie sich mit anderen in ähnlichen Positionen vergleichen können. Der Linkedin-Gehaltsvergleich versammelt inzwischen Daten von über 546 Millionen Mitgliedern bezüglich Branche, Region, Position und Ausbildung. Damit liefert Linkedin gute Argumente, mit denen Frauen bei Gehaltsgesprächen punkten können.
Führen Frauen anders?
Linkedin analysierte, mit welchen Schlagworten sich weibliche Führungskräfte häufig beschreiben. Branchenübergreifend erwiesen sich dabei drei Fähigkeiten als besonders verbreitet: Projektmanagement, strategische Planung und Führungsstärke.
Linkedin bietet Podium zum Weltfrauentag
Wie Frauen mit Klippen in ihrem Leben umgehen, schildern unter anderem Tanja Trutschnig, Gründerin und Creative Head der Influencer-Plattform Blogger Bazaar, Tijen Onaran, Gründerin der Global Digital Women, Niddal Salah-Eldin, Director of Digital Innovation bei "Welt", und Freya Oehle, Gründerin des inzwischen eingestellten Startups Spottster. Ihre Gedanken zum Weltfrauentag am 8. März teilen sie auf Linkedin unter #IWD2018 sowie #PressForProgress, dem offiziellen Motto des diesjährigen International Women's Day.