Social Media:
Newsfeed: Facebook reduziert Werbung und Nachrichten
Mark Zuckerberg will mehr Beiträge von Freunden im Facebook-Newsfeed - weniger News und Marketing. Medien und Firmen trifft das hart.
Facebook-Nutzer werden künftig mehr Beiträge von Freunden und Familie statt von Unternehmen, Medien und politischen Gruppen zu sehen bekommen. Damit solle das Netzwerk wieder stärker auf das ursprüngliche Ziel ausgerichtet werden: persönliche Verbindungen zu ermöglichen. Das schrieb Gründer Mark Zuckerberg in einem Facebook-Beitrag in der Nacht zum Freitag.
Unternehmensmeldungen? Ja, wenn sich der Freundeskreis darüber austauscht
Es soll nicht nur weniger Beiträge von Unternehmen und Medien geben, sie sollen auch nach neuen Kriterien ausgewählt werden: Bevorzugt werden die, die "zu bedeutungsvollen Interaktionen ermutigen". Posts, mit denen die Freunde eines Nutzers interagieren, werden im Newsfeed also weiter oben platziert. Zudem solle der Facebook-Algorithmus vorhersagen, über welche Beiträge man sich wohl austauschen wollen werde.
Das bedeutet, dass Beiträge von Facebook-Seiten zwar grundsätzlich weiterhin den Weg in den Newsfeed finden werden - aber bevorzugt, wenn sich der Freundeskreis darüber austauscht. Was Facebook natürlich weiterhin ermöglicht: dass sich Unternehmen und Medien mit gesponserten Posts in den Newsfeed einkaufen.
Mehr Wettbewerb um die Werbeplätze
Die Zahl der Anzeigenplätze im Newsfeed werde laut Facebook dennoch nicht erhöht - was bei jetzt höherem Bedarf aber zu steigenden Preisen führen könnte. Denn der Schritt dürfte den Wettbewerb um vorhandene Werbeslots anheizen.
Mit den Änderungen wird die Reichweite von Unternehmens-Post also weiter beschränkt. Zusätzlich müssen nun auch Medien mit deutlich weniger Reichweite rechnen. Dabei hatte Facebook in den vergangenen Jahren noch alles daran gesetzt, zur Plattform für Medieninhalte zu werden. "Es stimmt, dass die Verbreitung dieser Inhalte zurückgehen wird, und dies bedeutende Auswirkungen für das Ökosystem haben wird", sagte Facebook-Manager John Hegeman der dpa.
Was Nutzer weiterhin können: Selbst in den Einstellungen dafür sorgen, dass die Beiträge von Seiten, denen sie folgen, ganz oben im Newsfeed auftauchen - und damit die Änderung aushebeln.
Neues Ziel für die Produktteams
"Ich ändere das Ziel für unsere Produkt-Teams", erklärte Zuckerberg. "Statt sich darauf zu konzentrieren, Sie beim Finden relevanter Inhalte zu unterstützen, sollen sie Ihnen helfen, bedeutsamere soziale Beziehungen zu haben." Denn angeblich ist es nur das Wohl der Nutzer, das ihm so am Herzen liegt:
Denn ein Grund für die Änderungen sei, dass laut Studien Kontakte über soziale Medien mit Menschen, die einem wichtig seien, gut für das Wohlbefinden sein könnten. Das schreibt Zuckerberg in seiner Nachricht. "Andererseits kann das passive Lesen von Beiträgen oder das Anschauen von Videos - selbst wenn sie unterhaltsam oder informativ sind - nicht so gut sein." Facebook fühle eine Verantwortung dafür, dass Dienste des Netzwerks gut für das Wohlbefinden seien.
Weniger Zeit auf Facebook - aber wertvollere
Mark Zuckerberg rechnet damit, dass Menschen nach den Änderungen weniger Zeit bei Facebook verbringen werden. "Aber ich erwarte auch, dass die bei Facebook verbrachte Zeit wertvoller sein wird." Damit werde die Entscheidung auf lange Sicht auch für das Geschäft gut sein.
Facebook-Manager Hegeman bestritt, dass die Änderungen zu einer Filterblase führen könnten. "Es stimmt zwar, dass die Leute mehr Freunde haben, die mit ihnen einer Meinung sind." Zugleich hätten aber die meisten Nutzer so viele Freunde bei dem Netzwerk, dass man unterm Strich verschiedenen Ansichten ausgesetzt sei. Er bestritt, dass hinter dem Schritt der Versuch stecke, politische Kontroversen um Facebook-Inhalte zu entschärfen.
Zuckerberg sagte der "New York Times", dass die Diskussionen über Facebooks Verantwortung das Unternehmen veranlasst hätten, "einige der negativen Dinge, die im System passieren können, besser in Griff zu bekommen". Die Geburt seiner beiden Töchter hätte seinen Blick auf Facebook verändert. "Es ist wichtig für mich, dass wenn Max und August aufwachsen, sie das Gefühl haben, dass das, was ihr Vater aufgebaut hat, gut für die Welt war."
In diesem Video erklärt Facebook die neue Strategie noch einmal: