W&V-Titelgeschichte:
Gehälter für Digitalprofis: Es wird teurer
Der Mangel an Digitalfachleuten erreicht einen Höchststand. Deswegen steigen die Gehälter der Spezialisten überdurchschnittlich. Was Sie wo verdienen können.
Der Mangel an Digitalfachleuten erreicht einen Höchststand. Deswegen steigen die Gehälter der Spezialisten überdurchschnittlich. Mindestens 50.000 Stellen sind derzeit unbesetzt, schätzen Kenner wie Harald Fortmann von der Hamburger Personalberatung D-Level.
Mitspieler aller Art balgen sich landauf, landab um Bits-&-Bytes-Experten: Digitalagenturen, Werbe- und PR-Schmieden, Startups, Vermarkter, Beratungsgesellschaften, nicht zu reden von Unternehmen der Old Economy, die vermehrt die digitale Transformation angehen (wollen). "Der War for Talents hat sich verschärft", stellt Fortmann fest.
Dieses Jahr stiegen die Gehälter im Schnitt um fünf Prozent, deutlich schneller als in anderen Branchen. Haben daher zahlungskräftige Arbeitgeber die besten Karten? "Das Gehalt ist nicht der einzige, nicht der wichtigste Faktor", weiß Fortmann. Auch die Lage macht's: "Unternehmen an unattraktiven Standorten tun sich schwer. Nach Karlsruhe zieht es kaum wen, auch nicht mit fünfstelligem Aufschlag aufs Jahresgehalt. Die Leute wollen nach Berlin, Hamburg, München – Orte mit einer lebendigen digitalen Szene."
Ein weiterer Punkt: Arbeitgeber unternehmen große Anstrengungen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Bei gleicher Qualifikation und Erfahrung verdienen Frauen prinzipiell das Gleiche wie Männer – vorausgesetzt, sie treten in Gehaltsverhandlungen nicht kleinlaut auf. "Wichtigste Anforderung an Kandidaten ist digitaler Enthusiasmus, und der ist unabhängig von Herkunft, Bildung und Alter. Unabhängig natürlich auch vom Geschlecht. Mir fällt keine Branche ein, die für Frauen attraktiver ist," ermutigt Fortmann Job-Interessentinnen.
Agenturen punkten darüberhinaus mit ihren agilen Strukturen. Ginge es ausschließlich um die Vergütung, wären sie chancenlos. Konzerne und große Mittelständler, hört man, zahlen bis zu 30 Prozent mehr. "Dass Konzernfactories unsere Leute rauskaufen, lässt sich nicht verhindern", sagt Peggy Hutchinson, Personalmanagerin bei Sinner-Schrader, Hamburg. "Aber es kommt immer wieder vor, dass die Leute zu uns zurückwollen."
Welche Qualifikationen in der Digitalszene besonders gefragt sind und was Sie auf unterschiedlichen Positionen verdienen können, lesen Sie in der Titelgeschichte der aktuellen W&V-Ausgabe (Nr. 48/2016 vom 28.11.).
Die Titelstory ist Auftakt der dreiteiligen "Gehalt"-Serie: In Serienteil 2 (W&V Ausgabe 49) beleuchtet W&V die Werbeszene und wirft im abschließenden Serienteil 3 (W&V Ausgabe 50) auch einen Blick auf das Gehaltsgefüge in Marketingabteilungen.