Agenturkultur:
So arbeitet es sich bei ... Namics
So geht Agenturkultur in der Schweiz: Namics stellt die Freude der Mitarbeiter in den Vordergrund. Das heißt ständige Feinjustierung und viel Transparenz. Auch beim Lohn.
Namics liebt es poetisch: Ob beim Poetry Slam oder bei einer App-entwicklung mit Kirchenglocken, die Schweizer stellen die Freude ihrer Mitarbeiter in den Vorderung. Dafür lässt COO Michael Pertek die Kollegen auch an der Playstation batteln oder die Azubis Baller-Spiele programmieren. Und er ist ein Verfechter von offenen Gehaltsstrukturen. Nummer 24 der Agentur-Porträts.
Gibt es in Ihrer Agenturgruppe Berufsfelder und Jobs, die lange unbesetzt bleiben und für die Sie händeringend nach Personal suchen?
Ja, momentan suchen wir vor allem nach drei Profilen, die gerade für unser Wachstum in Deutschland sehr wichtig sind: Zum einen seniorige Berater/innen, die als Digital-Experten auch Branchenerfahrung mitbringen. Zum anderen .NET- und Frontend-Entwickler/innen.
Wenn ja, wie lange sind die Stellen unbesetzt? Und was machen Sie, um genau dort Leute zu finden?
Wir suchen kontinuierlich und das mit Hochdruck. Daher sind die Stellen nicht lange unbesetzt. Beim Recruiting greifen wir vor allem auf unsere Mitarbeiter zurück. Sie sind die besten Multiplikatoren und unterstützen uns im Rahmen des Weiterempfehlungsprogramms bei der Suche nach neuen Talenten.
Darüber hinaus setzen wir auf den Austausch mit Universitäten, in Deutschland zum Beispiel mit der DHBW Ravensburg. Auch beteiligen wir uns an Verbänden wie IT St.Gallen rockt. Damit stärken wir nicht nur den Schweizer IT-Standort, sondern finden auch potenzielle Kollegen. Hinzu kommen lokale Events wie die Retro Gaming Night in München, die Codecruise in Hamburg oder der Absolventenkongress in Frankfurt.
Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starke Arbeitgebermarke gefunden? Ja? Welches ist Ihres?
Namics hat kein Patentrezept, aber ein hehres Ziel: Wir rücken die Freude der Mitarbeiter in den Fokus. Daher wollen wir, dass jeder, jeden Tag mit Freude in die Arbeit geht. Das ist fast nicht erreichbar – aber eben nur fast. Darum arbeiten wir kontinuierlich daran. Zum Beispiel wenn es darum geht, die Arbeitszeit flexibel an die Lebenssituation anzupassen, die Entwicklungs- und Karriereziele zu erreichen oder an Projekten außerhalb der Arbeit teilzunehmen.
Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung? Gibt es bei Ihnen die Möglichkeiten zu
a, Home-Office
Ja, Home-Office ist bei uns eine Selbstverständlichkeit. Wer von seinen Mitarbeitern Flexibilität einfordert, muss diese auch als Arbeitgeber gewährleisten.
b, Sabbaticals
Ja, auch das Angebot wird rege genutzt: Vom Professional, der sich einen großen Reisetraum erfüllen will bis hin zum Management und zur Geschäftsleitung.
c, flexiblen Urlaubszeiten pro Jahr
Ja, Ferienzeit ist Qualitytime. Dazu gehört es auch, sich seinen Urlaub frei einzuteilen. Zudem bieten wir an, zusätzliche Urlaubstage zu kaufen.
d, flexible Arbeitszeiten
Ja, wir setzen auf Vertrauensarbeitszeit. Wann jemand anfängt und aufhört, liegt in seiner Verantwortung. Den Rahmen dafür geben das Projekt und das Team vor. Gleichzeitig bietet Namics die Möglichkeit, die Arbeitszeit der jeweiligen Lebenssituation anzupassen: Zum Beispiel nach der Familiengründung, für Freiwilligenarbeit oder aber für eigene Business-Projekte.
e, Job-Tausch mit anderen Niederlassungen, bzw. Partner-Unternehmen
Ja, der Job-Tausch mit anderen Niederlassungen ist möglich. Bei bestimmten Projekten sogar erwünscht. Eine konkrete Kooperation mit Partner-Unternehmen gibt es nicht. Das ist allerdings auch nicht nötig. Immerhin haben wir eine sehr hohe Wiedereintrittsquote – für einige ist das bestimmt auch eine Form des kurzfristigen Job-Tausches in andere Unternehmen.
f, Möglichkeiten für eigene Herzensprojekte außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts?
Wir sehen uns in der Pflicht, die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und unserer Umwelt zu fördern. Daher schaffen wir Freiräume zur Erfüllung solcher Herzensprojekte. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Schweizer Initiative Zusammenklang. Hier konnten wir durch eine App-Entwicklung den Klang von 118 Kirchenglocken, die auf 29 Kirchtürmen in ganz St. Gallen verteilt waren, zu einem Konzert bündeln. Programmiert wurde während der regulären Arbeitszeit.
Zudem haben zum Beispiel unsere Lehrlinge die Chance, an eigenen Projekten zu arbeiten, wie dem selbst entwickelten Computerspiel Namics Pixel Run. Aber auch gemeinnützige Projekte werden unterstützt, zum Beispiel die Digital Helpers.
g, bezahlten Überstunden?
Ja, auf bestimmten Karrierestufen werden die Überstunden ausbezahlt. Ergänzt wird das für alle Mitarbeiter um eine großzügige Kompensationsregelung, die sich aus dem jährlichen Bonus, festen Kompensationstagen und der Jahresarbeitszeit ergibt.
Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine – was gibt es bei Ihnen an unüblichen Incentives für Mitarbeiter?
Wir wollen unseren Mitarbeitern Gestaltungs- und Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Das spiegelt sich auch in den Büros wieder. So haben wir in St.Gallen eigene Arenas für Diskussionen, Kurzvorträge und Poetry Slams. In München gibt es einen Playroom für alle Playstation-Enthusiasten. Aber auch Platz für neue Ideen wird geschaffen, beispielsweise in Frankfurt mit unseren neuen Innovationsräumen. Besonders Highlight sind aber unsere Labs – hier können alle über einige Tage hinweg an eigenen Projekten arbeiten.
Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit?
Hier haben wir verschiedene Instrumente. Ziel ist es, immer nah an allen Mitarbeitern zu sein, um als Organisation immer besser zu werden. Eine Maßnahme ist der monatlich durchgeführte Happiness Index. Er besteht aus wenigen Fragen, zum Beispiel „Würdest du Namics als Arbeitgeber weiterempfehlen?“. Zudem kann hier auch Lob und Kritik anonym weitergegeben werden.
Dieses Feedback werten wir aus und leiten daraus konkrete ToDos ab. Zudem bieten wir regelmäßig Gesprächsrunden an, in denen die Geschäftsleitung allen Teilnehmern Raum für Feedback und Fragen bietet. Dank unserer flachen Strukturen und digitalen Kollaborationstools ermöglichen wir einen direkten und unkomplizierten Dialog.
Welche Ihrer Errungenschaften sind den Mitarbeitern besonders wichtig?
Hier gibt es mehrere, die ich in Gesprächen mit Kollegen immer wieder höre: Erstens die hohe Transparenz, die sich zum Beispiel in unserem Intranet zeigt. Hier sind alle Informationen frei zugänglich – auch die Protokolle der Geschäftsleitung und unsere Umsatzzahlen. Eng damit verbunden, ist die intensiv gelebte Feedback-Kultur. Um beim Intranet zu bleiben: Jeder darf dort posten, seine Meinung zu Entscheidungen und natürlich sein Wissen mit anderen teilen.
Drittens die Flexibilität. Neben Home Office und Sabbaticals bieten wir verschiedene Arbeitszeitmodelle – und das auf allen Ebenen bis hin zur Geschäftsleitung. Unser Chief Market Officer arbeitet zum Beispiel nur 80 Prozent, um für seine Familie mehr Zeit zu haben.
Hand aufs Herz: Wie hoch ist bei Ihnen die Frauenquote?
Von unseren 500 Mitarbeitern sind rund ein Drittel Frauen. Hier sehen wir einen hohen Handlungsbedarf. Um die Anzahl der Frauen zu erhöhen, haben wir daher eine Initiative gegründet, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandersetzt und Lösungen erarbeitet.
Wie hoch die Quote der Mitarbeiter über 45? Und unter 25?
Insgesamt sind acht Prozent aller Beschäftigten unter 25. Über 45 sind circa 11 Prozent. Das Durchschnittsalter liegt bei 33 Jahren.
Wie lang bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt?
Über 5 Jahre bleiben Mitarbeiter durchschnittlich bei Namics. Auch 10 oder 15 Jahre Betriebszugehörigkeit sind bei uns eher die Regel als die Ausnahme. Damit sind wir zufrieden, nimmt doch laut einer aktuellen Umfrage von LinkedIn die Fluktuation auf dem deutschen Arbeitsmarkt sehr zu.
Clean-Desk-Policy oder ganz persönliche Schreibtische? Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?
Namics setzt auf Vielfalt. Darum darf jeder seinen Schreibtisch so gestalten, wie er es für richtig hält. Eine Clean-Desk-Policy gibt es nicht. Sie würde auch unserer Kultur widersprechen: Wer die Freude der Mitarbeiter in den Fokus stellt, darf nicht schon beim Schreibtisch anfangen, Vorschriften zu machen. Die einzigen "clean Desks" sind für unsere Nomaden reserviert, die im Auftrag des Kunden standortübergreifend und interdisziplinär arbeiten.
Wie stehen Sie zur internen Offenlegung aller Gehälter im Unternehmen?
Bei dieser Frage sind wir sehr transparent. Unsere Mitarbeiter können alle Lohnbänder einsehen. Diese sind pro Stufe – insgesamt gibt es nur vier – gestaffelt. Um hier stets eine gerechte Entlohnung sicherzustellen, prüfen wir regelmäßig mit externer Unterstützung, wie marktkonform unsere Lohnbänder sind. Zudem gleichen wir regelmäßig ab, ob die Gehälter auch intern fair und vergleichbar sind. Namics legt sehr viel Wert darauf, dass für die gleiche Leistung auch das gleiche Gehalt bezahlt wird.
Dann wollen wir natürlich wissen: Was verdient ein Junior bei Ihnen im ersten Jahr?
Das Einstiegsgehalt hängt von den Erfahrungen und dem jeweiligen Abschluss ab. Je nach Qualifikation können Junioren bei uns mit einem Jahresgehalt um die 40.000 Euro einsteigen. Das ist im Vergleich zu anderen Agenturen hoch.
Mehr Agenturporträts, u.a. von Jung von Matt, Scholz & Friends und Serviceplan finden Sie in unserem Dossier Arbeitswelt Agenturen.
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