Agenturkultur:
So arbeitet es sich bei ... Elbkind
Die Agentur zum Wohlfühlen. Elbkind nimmt den Mitarbeiterkontakt sehr persönlich. Personal-Chefin Tina Ernsting sagt, wieso Junioren ihr "gerade die Bude einrennen".
Die Mannschaft ist bunt, jung und hat einen besonderen Teamgeist. Elbkinds Personalchefin Tina Ernsting sagt, dass derzeit sehr viele Junioren anklopfen. Es muss an den regelmäßigen Mett-Cupcakes, dem gemeinsamen Ausflug zur SXSW liegen oder daran, dass jeder komplett frei bestimmen darf, wo er arbeitet. Nummer 15 der Agentur-Porträts.
Gibt es in Ihrer Agentur Berufsfelder und Jobs, die lange unbesetzt bleiben und für die Sie
händeringend nach Personal suchen? Wenn ja, wie lange sind die Stellen unbesetzt? Und
was machen Sie, um genau dort Leute zu finden?
Wir haben momentan um die 25 Vakanzen ausgeschrieben, weil wir über alle drei Standorte (Hamburg, Berlin & Stuttgart) sehr stark wachsen. Unter anderem nehmen wir für Bestandskunden immer mehr internationale Etats auf – und erfahrene Digital Natives sind nicht immer leicht zu finden. Generell ist der Zulauf auf unsere Vakanzen aber enorm hoch. Wir werden als Social-Media-Schmiede wahrgenommen und Junioren rennen uns die Bude ein.
Konzepter mit Digitalbackground und Texter sind in der Branche wohl die gefragtesten Spezies. Schwierig zu finden sind auch erfahrene Kollegen mit Social-Media-Expertise. Die Branche ist noch so jung. Vier Jahre gelten da schon als viel Erfahrung. Bei der Suche orchestrieren wir sämtliche Recruiting-Tools der digitalen Klaviatur. Wir suchen selber über unsere Kanäle, schreiben auf Jobbörsen aus und bieten eine Provision an, wenn Kollegen aus dem eigenen Network erfolgreich rekrutieren. Natürlich arbeiten wir auch mit unterschiedlichen Recruitern zusammen.
Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starken Arbeitgebermarke gefunden? Ja?
Welches ist Ihres?
Wir sind keine Agentur, wie ihr sie kennt – nicht im herkömmlichen Sinne. Wir werden dieses Jahr zehn und von Anfang an gilt "Einmal Elbkind, immer Elbkind". Sicher haben uns einige auf unserer Reise besucht und sind wieder gegangen. Das ist normal. Unser Grundsatz zählt trotzdem. Besonders stolz sind wir auf den extremen Teamzusammenhalt und darauf, dass es viele gibt, die fast von Anfang an dabei sind. Aber ohne gesunde Fluktuation geht es nicht.
Wir sind multikulti und darauf sind wir sehr stolz. Bei uns arbeiten fast genauso viele Nationen wie im Hamburger Hafen – und das auf globalen Projekten. Weiterbildung ist bei uns nicht nur eine Phrase im Mitarbeitergespräch, sondern gelebte Realität. So haben wir zum Beispiel jedes Jahr während der SXSW ein Airbnb in Austin, das von Elbkindern bevölkert wird, die dort Trends aufsaugen und beim BBQ netzwerken.
Wir sind bei vielen weiteren – nicht nur Branchenevents – live vor Ort und gestalten sie mit Vorträgen aktiv mit. Wir leben Digital und Social. Wir sind schnell und dynamisch und probieren gerne Neues aus. Vor allem sind wir auch Kreative, bei denen die Kommunikation und Beziehungen von Menschen im Fokus stehen und die immer wieder Trends schaffen.
Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung? Gibt es bei Ihnen die Möglichkeiten zu
a, Home-Office
Wir sind eine Digitalagentur – im Prinzip ist es egal, wo wir arbeiten. Ab einem gewissen Erfahrungslevel steht es den Mitarbeitern komplett frei, von wo sie arbeiten. Generell ist es gewünscht, immer wieder die Perspektive zu wechseln und vom Schreibtisch wegzukommen. Das ist u. a. möglich in unseren unterschiedlichen Collab Spaces, im Café oder an den anderen Standorten – oder eben auch von zu Hause. Wichtig ist für uns eins: Es muss der Sache zuträglich sein und unser Ergebnis besser machen. Da kann es durchaus sinnvoll sein, auch mal in einem der Offices anwesend zu sein.
b, Sabbaticals
Ein Sabbatical hat bisher noch niemand beantragt. Vielleicht sind wir dafür einfach noch zu jung? Aber grundsätzlich sind wir immer flexibel.
c, flexible jährliche Urlaubszeiten
Jahresurlaub sollte immer genommen werden – auch im Interesse des Arbeitnehmers und der gesetzlichen Rahmenbedingungen.
d, flexible Arbeitszeiten
Was wir wollen, sind vor allem humane Arbeitszeiten. Seit Gründung versuchen wir, die Work-Life-Balance der Mitarbeiter zu wahren, und haben eine Regelarbeitszeit von 9–18h. Nebenbei funktionieren Gleitzeitmodelle, die innerhalb der Teams individuell abgestimmt werden und unter Voraussetzung der Erreichbarkeit für unsere Kunden und Dienstleister geplant werden, recht gut.
e, Job-Tausch mit anderen Niederlassungen, bzw. Partner-Unternehmen
Klar – ein Jobtausch ist immer möglich. Da sind wir flexibel und gehen auf jedes Elbkind individuell ein. Natürlich im Abgleich mit der Machbarkeit hinsichtlich der Kundenverantwortung. Da wir digital und auch mobil arbeiten, spielt es keine so große Rolle, von wo wir arbeiten. Wir haben einige Kollegen, die regelmäßig zwischen den Standorten pendeln und während der Woche von unterschiedlichen Orten arbeiten.
f, Möglichkeiten für eigene Herzensprojekte außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts?
Das jährliche Elbkind Sommer- & Winteroffice wurde speziell dafür ins Leben gerufen. Hier können sich alle Kollegen bewerben, die sich fernab vom Schreibtisch am Pool, in der Sonne oder eben auf einer Skihütte einem von ihnen gewählten Herzensprojekt widmen wollen. Und das Ganze zudem gemeinsam mit ein paar anderen netten Kollegen. Bisher sind diese Wochen außerordentlich fruchtbar gewesen.
g, bezahlten Überstunden?
Wir versuchen, keine Überstunden zu machen, und finden kurzfristig individuelle Lösungen, falls doch einmal die Arbeitsbelastung zu hoch wird.
Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine – was gibt es bei Ihnen an unüblichen Incentives
für Mitarbeiter?
Wir achten in erster Linie ernsthaft auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Für alle, denen es wichtig ist oder die gern länger in der Agentur abhängen wollen, haben wir aber natürlich auch alle gängigen Agentur-Spielzeuge wie Kicker, Tischtennis, Nerf Guns, "Bier um vier", Obst, Getränke, Mitarbeiter, die sich ständig gegenseitig Kuchen backen, Agenturfrühstücks, Mettcupcakes, viele Partys usw. – nicht zu vergessen eine Werkstatt zum Schrauben in Berlin und einen Indoor-Pool in Hamburg.
Dann haben wir noch den "Arbeitstag mal anders" eingeführt. Dabei werden Elbkinder mit einem persönlichen Tag überrascht, den sie außerhalb der Agentur verleben. Da waren Kollegen z. B. schon bei einem Drohnenflug-Workshop auf der Schafweide, haben einen halben Tag im Boxring geschwitzt und sich hinterher die Massage verdient gehabt oder haben eine große Tour mit einem Traumschlitten gemacht usw. …
Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit? Welche Ihrer Errungenschaften sind den
Mitarbeitern besonders wichtig?
Natürlich führen wir regelmäßige halbjährliche Mitarbeitergespräche oder Gespräche nach Bedarf durch. Wir nutzen zusätzlich ein Tool, das ein regelmäßiges Feedback der Mitarbeiter an Geschäftsführung, Führungskräfte und Personaler ermöglicht. Monatlich stellen wir eine Ja/Nein-Frage. Anschließend gibt es die Möglichkeit, qualitatives Feedback zu geben – wenn man möchte.
Es geht darum, den Mitarbeitern zusätzlich eine sichere, anonyme Plattform zu bieten, auf der sie regelmäßig die Möglichkeit haben, sich zu äußern. Unsere Manager und Personaler haben so noch mehr ein Ohr in die Agentur und können direkt ermitteln, wo Handlungsbedarf besteht.
Das ermöglicht uns eine sehr transparente und offene Feedback-Kultur, von der beide Seiten profitieren. Das Ganze hat zudem einen magischen Nebeneffekt, dass sich die Mitarbeiter untereinander persönliche und anonyme Dankesbotschaften senden können. Das sorgt oft für ein Strahlen am Montag-Morgen.
Hand aufs Herz: Wie ist bei Ihnen die Frauenquote?
Sehr, sehr ausgeglichen.
Wie hoch die Quote der Mitarbeiter über 45?
Vier Elbkinder sind 45+.
Und unter 25?
Puuuhhh…
Wie lang bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt?
Im Schnitt bleiben Elbkinder für 3-4 Jahre in der Agentur. Es gibt aber auch viele Kollegen, die schon viel länger und von Anfang an dabei sind.
Clean-Desk-Policy oder ganz persönliche Schreibtische? Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?
Eher persönlich. Auf Vorschläge gehen wir immer gerne ein – aber aufgeräumt sollte es schon sein. Für einen Tapetenwechsel haben wir zudem (bisher nur in HH) Collab Spaces – das sind kleine, individuell designte Rückzugsorte. Diese wurden als kleiner interner Wettbewerb von den Kollegen entworfen und eingerichtet. Bei Elbkind steht Wohlfühlen im Mittelpunkt.
Wie stehen Sie zur internen Offenlegung aller Gehälter im Unternehmen?
Gehälter veröffentlichen wir grundsätzlich nicht. Aber das Tuscheln lässt sich auch bei uns nicht ganz vermeiden. Wir planen deshalb einen internen Workshop, an dem alle interessierten Ebkinder teilnehmen können. Wir wollen, dass alle verstehen, dass wir die Gehälter nicht würfeln. Alle Elbkinder-Gehälter werden individuell nach Berufserfahrung verhandelt und bewegen sich in Gehaltsbandbreiten des GWA. Sprechen wir von Titelkarrieren, gibt es klare Leitplanken, die wir beachten. Betrachten wir Fachkarrieren, prägen Einzelpersönlichkeiten teilweise gehaltsmäßig die Landschaft.
Dann wollen wir natürlich wissen: Was verdient ein Junior bei Ihnen im ersten Jahr?
Wir orientieren uns da an den Vorgaben des GWA.
Mehr Agenturporträts, u.a. von Jung von Matt, Scholz & Friends und Serviceplan finden Sie in unserem Dossier Arbeitswelt Agenturen.
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