Agenturkultur:
So arbeitet es sich bei ... Achtung
Die Versorgung mit Grünkohl, Kaugummis und Gadgets ist immer gewährleistet: HR-Managerin Christina Wilbert erzählt von der Arbeitskultur bei Achtung.
Teil 10 der Agenturporträts: Bei Achtung werden schon mal Mitarbeiter in den Zoo geschickt, ins Speedboot, sie erhalten Gesangsunterricht, können sich an der Zuckerwattenmaschine, Kaugummi-Automaten oder beim Gadget-Regal bedienen. Heute erzählt Achtungs HR-Managerin Christina Wilbert vom Arbeiten, von Frauenförderung und von der Festivalkultur bei der Hamburger Kommunikationsagentur.
Gibt es in Ihrer Agenturgruppe Berufsfelder und Jobs, die lange unbesetzt bleiben und für die Sie händeringend nach Personal suchen? Wenn ja, wie lange sind die Stellen unbesetzt? Und was machen Sie, um genau dort Leute zu finden?
Natürlich gibt es bei uns Positionen, die wir nicht so schnell besetzen können wie andere. Es ist aber auch gar nicht unser Anspruch, Stellen einfach nur schnell zu besetzen. Wir möchten Kandidaten finden, die zu Achtung, zur Achtung-Kultur, zum Job, Kunden und Team bestmöglich passen. Wir möchten schließlich, dass neue Mitarbeiter auch lange bleiben. Das klappt nur, wenn alles passt – für beide Seiten.
Zu den Positionen, die wir aktuell zu besetzen haben, zählen Stellen im Projekt- und Account-Management an den Standorten München und Hamburg. Wie lange Stellen unbesetzt bleiben, kann stark variieren. Gute Leute zu finden, erfordert Umtriebigkeit, kreative Recherche und gute Netzwerke – unter anderem gute Netzwerke der eigenen Mitarbeiter. Wir sind sehr stolz darauf, dass viele neue Mitarbeiter aufgrund von Empfehlungen langjähriger Mitarbeiter zu uns kommen.
Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starken Arbeitgebermarke gefunden? Ja? Welches ist Ihres?
Ein Patentrezept kann es wohl nicht geben, denn eine starke Arbeitgebermarke muss aus der individuellen DNA des Unternehmens wachsen. Ein wichtiger Bestandteil unserer Agentur-DNA ist Inspiration. Wir wollen unsere Kunden inspirieren und Konsumenten im Auftrag unserer Kunden. Wir möchten den Markt inspirieren und in der Agentur unsere Mitarbeiter sowie uns alle untereinander.
Wir teilen Neues über verschiedene Formate, Plattformen und interne Medien. Wir lassen experimentieren, spielen und innovative Gadgets an unserem Gadget-Desk ausprobieren. Wir arbeiten daran, ein anregendes Energiezentrum zu sein, an das Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter gerne andocken.
Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung?
Am meisten bindet die Arbeit selbst: tolle Kunden, spannende Projekte und eine inspirierende Umgebung sowie eine anregende Kultur. Außerdem arbeiten bei uns tolle, inspirierende Leute, die sich in nahezu politikfreiem Raum einsetzen. Und tolle, inspirierende Leute binden andere tolle Leute. Zudem verändert sich Achtung!in kurzen Abständen immer wieder.
Ein Mitarbeiter, der seit fast zehn Jahren bei uns ist, hat gesagt: "Ich habe bislang noch nie das Gefühl gehabt, wechseln zu müssen, denn Achtung ist immer wieder eine neue Agentur. Eigentlich war ich seit meinem Start bei Achtung in fünf, sechs verschiedenen Agenturen."
Zur Bindung trägt auch bei, dass wir Mitarbeiter zu Festivals, Kongressen und Messen schicken. So haben wir in Cannes zum Beispiel unser Achtung-Haus und ganze Truppen, die auf den Online Marketing Rockstars oder bei anderen Veranstaltungen unterwegs sind. Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass wir gerne feiern: Erfolge, Sommerfest und Weihnachtsfeier oder das in diesem Jahr erstmals stattfindende Grünkohlessen.
Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine – was gibt es bei Ihnen an unüblichen Incentives für Mitarbeiter? (Und wenn ja, haben Sie eventuell ein Foto davon für uns?)
Von dem einen Incentive für alle halten wir nicht so viel. Denn jeder ist anders und individuell. Daher gibt es bei uns den Achtung-Traum. Teams, Kollegen und Führungskräfte können Mitarbeiter dafür vorschlagen, wenn etwas Besonderes geleistet worden ist. Dabei gehen wir immer auf die individuellen Träume ein.
Eine Mitarbeiterin, die Löwenbabys liebt, durfte mal einen Tag bei Hagenbeck als Tierpflegerin helfen. Ein Kollege ist mal mit einem Speedboot die Elbe runtergefahren. Einer Mitarbeiterin, die davon geträumt hat, mal auf der Bühne zu stehen und zu singen, haben wir professionellen Gesangsunterricht ermöglicht.
Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit? Welche Ihrer Errungenschaften sind den Mitarbeitern besonders wichtig?
Wir führen regelmäßig Zufriedenheitsbefragungen und natürlich individuelle Mitarbeitergespräche durch. Unseren Mitarbeitern ist wichtig, was wohl allen Arbeitnehmern am Herzen liegt: Spaß an der eigenen Arbeit, eine Tätigkeit, die Sinn macht und einen erfüllt, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit sowie persönliche Entwicklungsperspektiven.
Die Ergebnisse der Mitarbeiterzufriedenheitsbefragung analysieren wir immer ganz genau, um anschließend zu konkreten Verbesserungen zu kommen. Das können ganz einfache Dinge sein wie die Anschaffung von Kopfhörern für Mitarbeiter, die mit Vieltelefonierern in einem Raum sitzen oder aber der Kauf von höhenverstellbaren Tischen zur Rückenschonung.
Hand aufs Herz: Wie ist bei Ihnen die Frauenquote? Wie hoch die Quote der Mitarbeiter über 45? Und unter 25? Wie lang bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt?
Die Frauenquote liegt bei uns bei 71 Prozent, in Führungsfunktionen liegt sie bei 46 Prozent. Wir haben übrigens auch Frauen in zentralen Funktionen, die den Job in Teilzeit machen. Und zwar richtig gut machen. 10 Prozent der Mitarbeiter sind bei uns 45 oder älter, 13 Prozent sind 25 oder jünger. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt 3,5 Jahre.
Clean-Desk-Policy oder ganz persönliche Schreibtische? Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?
Wir haben eine Clean-Desk-Policy, weil bei uns alles sehr offen und durch die Glaswände gut einsehbar ist. Kunden sollen nicht den Eindruck bekommen, bei uns herrsche blankes Chaos und Dokumente, Rechnungen oder vertrauliches Material lägen überall herum. Aber dennoch kann jeder seine individuelle Note einbringen. Ganz so eng sehen wir die Clean-Desk-Policy also nicht. Unsere Leute sollen sich wohl fühlen.
In unserem LAB haben wir außerdem einen Kaugummiautomaten, eine Zuckerwatte-Maschine, Spielkonsolen und den Gadget-Desk. Da stehen immer neue Gadgets, mit denen experimentiert und gespielt werden kann – vom 3D-Drucker über Drohnen und Wearables bis hin zu AR- und VR-Brillen. Einen Roboter hatten wir da auch schon.
Wie stehen Sie zur internen Offenlegung aller Gehälter im Unternehmen?
Ich glaube, dass das gar nicht jeder Mitarbeiter möchte.
Dann wollen wir natürlich wissen: Was verdient ein Junior bei Ihnen im ersten Jahr?
Das hängt ganz klar davon ab, wie viel Erfahrung die Person mitbringt. Natürlich macht es einen Unterschied, ob die Person schon während des Studiums Berufserfahrung gesammelt hat, vielleicht vor dem Studium schon eine Ausbildung gemacht hat oder ob ein Hochschulabsolvent gerade seine Karriere beginnt.
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