"Bild fragt - ich auch.":
Zu viel Grexit bei "Bild": So wehrt sich Grünen-Politikerin Rößner
Die grüne Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner findet die Kampagne der "Bild" gegen Griechenland "unerträglich". Als ihr jetzt die Redaktion Fragen zu einem dritten Hilfspaket zumailt, dreht die Politikerin den Spieß um - und fragt zurück.
Der medienpolitischen Sprecherin der Grünen, Tabea Rößner, wird die Anti-Griechenland-Kampagne der "Bild" zu viel. Übergelaufen ist das Fass der Bundestagsabgeordneten offensichtlich, als ihr das Team des Springer-Blatts am Donnerstag eine Anfrage zu einem dritten Hilfspaket für Athen per Mail zugesandt hat – "inclusive Frist und der Ankündigung, auch Nicht-Antworten zu dokumentieren", wie Rößner beklagt. Sie nennt die Kampagne, "die die Bild-Zeitung fährt, unerträglich".
Die eloquente Grüne setzt sich nun am Freitag sehr öffentlich zur Wehr, indem sie die Anfrage der Kai-Diekmann-Truppe auf ihrer Webseite dokumentiert, eine Gegenfrage im "Bild"-Modus stellt, sie ebenfalls öffentlich macht und via Social Web für Widerhall sorgt. Dabei imitiert die Politikerin den "Bild-Style". Das Motto: "Bild fragt - ich auch."
Wer den Screenshot meiner Mail an die @Bild nicht lesen kann, hier auch die Mails auf meiner Homepage: http://t.co/PEOsJs3TbY cc @bildblog
— Tabea Rößner (@TabeaRoessner) March 20, 2015
Hier die Mail von Tabea Rößner an "Bild" und Chefredakteur Kai Diekmann:
Sehr geehrte Damen und Herren,
derzeit liegt kein drittes Hilfspaket vor. Wenn ein drittes Hilfspaket kommt, werde ich die Inhalte wie bei jeder Entscheidung sorgfältig prüfen und dann abstimmen.
Ich habe eine Gegenfrage:
Als Zeitung haben Sie nach Art fünf Grundgesetz das Recht zur freien Berichterstattung unter Berücksichtigung journalistischer Sorgfaltspflichten. Vor diesem Hintergrund möchte ich alle Bild-Journalisten bereits heute fragen, ob die BILD-Zeitung beabsichtigt ihre andauernde Kampagne, in der pauschal ein ganzes Volk stigmatisiert und diffamiert wird, fortzuführen – und wie begründen Sie das?
Bitte schicken Sie uns Ihre Antwort bis Dienstag, den 24. März (10:00 Uhr) an folgende Adresse: tabea.roessner@bundestag.de
Wir werden auf www.tabea-roessner.de, Twitter und Facebook alle Antworten dokumentieren. Das gilt auch für ausbleibende Antworten.
Für Rückfragen bezüglich journalistischer Ethik wenden Sie sich gerne an:
DJV, DJU, den BILD-Blog oder Jan Böhmermann.
Mit freundlichen Grüßen
Tabea Rößner
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Tabea Rößner MdB
Sprecherin für Medien, digitale Infrastruktur und Kreativwirtschaft
Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Not amused war unter anderem Ende Februar der Deutsche Journalistenverband (DJV) über die "Bild"-Anti-Griechenland-Kampagne. Dabei forderte das Springer-Blatt unter anderem seine Leser dazu auf, Selfies gegen die "gierigen Griechen" zu machen und so für einen griechischen Exit (#Grexit) aus dem Euro zu stimmen. Allen Protesten zum Trotz zog Diekmann die Aktion durch. Beim "Spiegel"-Team findet Rößners Gegenwehr schon einmal Zustimmung:
Richtige Antwort auf die BILD-Anfrage: pic.twitter.com/Sd0mwHgQUt
— Markus Feldenkirchen (@MFeldenkirchen) 20. März 2015