DJV kritisiert Kampagne:
"Bild" eckt mit #Grexit an
"Bild" sammelt Selfies von Gegnern der "gierigen Griechen". Der DJV warnt: "Die Selfie-Aktion von Bild.de überschreitet aber die Grenze zur politischen Kampagne."
Not amused ist der Deutsche Journalistenverband (DJV) über die "Bild"-Anti-Griechenland-Kampagne vom Donnerstag. Dabei fordert das Springer-Blatt seine Leser dazu auf, Selfies gegen die "gierigen Griechen" zu machen und so für einen griechischen Exit (#Grexit) aus dem Euro zu stimmen. "Keine weiteren Milliarden für die gierigen Griechen!", heißt es da bei "Bild". Das Blatt setzt damit seine Kampagne gegen die europäische Griechenland-Politik fort – mit neuer Vehemenz.
Der DJV wirkt entsetzt. "Die Griechenland-Politik der Bundesregierung kann man mögen oder ablehnen", meint der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. Eine Kampagne, die direkten Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen wolle, verbiete sich aber mit der beschreibenden Aufgabe des Journalismus, hält Konken fest. "Dass Boulevard-Medien eine andere Sprache und einen anderen journalistischen Stil pflegen, ist selbstredend. Die Selfie-Aktion von Bild.de überschreitet aber die Grenze zur politischen Kampagne." Es sei "medienethisch bedenklich, dass ein ganzes Volk für die finanzpolitischen Fehlentscheidungen seiner Politiker diffamiert" werde. Michael Konken warnt: "Die Verunsicherung über die Auswirkungen der Griechenland-Krise auf Deutschland ist groß."
Grenze zur polit. #Kampagne überschritten — DJV fordert @BILD zum sofortigen Stopp der Selfie-Aktion auf: http://t.co/rBiPiJH1ax #Grexit
— Journalisten-Verband (@DJVde) February 26, 2015
Chefredakteur Kai Diekmann ist indes von seinem Projekt überzeugt. Via Twitter feiert er die "Rekord-Teilnehmerzahl".
Rekord-Teilnehmerzahl bei @Bild-Leser-Aktion gegen neue Milliarden-Kredite! http://t.co/qpt9odwyeF
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann) February 26, 2015
Der "Bild"-Chef reagiert auf diesem Weg auch auf die DJV-Schelte:
. @DJVde Politische Kampagne ist Grenzüberschreitung? Das hättet ihr mal Henri Nannen oder Augstein erzählen sollen! @sternde @DerSPIEGEL
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann) February 26, 2015
Update: Recht unbeeindruckt von der Kritik veröffentlicht "Bild" die "Nein!"-Selfies am Freitag - ganz groß auf der Titelseite und füllt auch die Seiten zwei und drei komplett mit der Protestwelle. Mehr #Grexit im Blatt geht eigentlich gar nicht mehr.