Videocalls:
Zoom will für mehr Sicherheit sorgen
Die Ausdehnung in Richtung Schule, Ärzte und private Meetings stellt Zoom vor knifflige Fragen in punkto Sicherheit, sagt Alex Stamos. Ab sofort berät der Ex-Facebook-Mann das Videocall-Unternehmen.
Der Videokonferenz-Dienst Zoom holt sich nach Kritik an seinen Sicherheitsvorkehrungen Unterstützung aus der Branche. Unter anderem verpflichtete die Firma den ehemaligen IT-Sicherheitschef von Facebook, Alex Stamos, als Berater. Außerdem wurde ein beratendes Gremium mit Experten unter anderem von Netflix, Uber und der Spielefirma Electronic Arts gegründet, wie Zoom-Chef Eric Yuan im Unternehmensblog bekannt gab.
Stamos genießt viel Respekt in der Branche. Bei Facebook entdeckte sein Team frühzeitig die von Russland aus betriebenen Propaganda-Kampagnen im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016. Später wurde bekannt, dass er das Top-Management des Online-Netzwerks dazu drängte, die Erkenntnisse schneller öffentlich zu machen. Aktuell forscht Stamos zu Desinformation im Netz an der Stanford-Universität.
Zu seiner neuen Aufgabe schreibt Stamos in seinem Blog:" In einer Zeit der globalen Krise ist Zoom zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Mitarbeitern, Familien, Freunden und vor allem zwischen Lehrern und Schülern geworden." Die aktuelle Umwidmung eines Collaboration-Tools für Firmen in ein Kommunikationswerkzeug für Schulen, Ärzte und Familien habe Zoom vor neue Herausforderungen in punkto Datenschutz, Sicherheit und Vertrauen gestellt - in so großem Maße wie noch keine andere Tech-Company zuvor. "Zoom hat einige wichtige Aufgaben in den Bereichen Anwendungssicherheit, kryptographisches Design und Infrastruktursicherheit zu erledigen, und ich freue mich darauf, bei diesen Projekten mit den Entwicklerteams von Zoom zusammenzuarbeiten."
Zoom wurde ursprünglich für Videokonferenzen in Unternehmen eingesetzt. In der Coronavirus-Krise explodierte aber die Nutzung nicht nur durch vermehrte Heimarbeit, sondern auch durch private Videochats von Verbrauchern. Die tägliche Nutzerzahl stieg von 10 Millionen im Dezember auf zuletzt 200 Millionen. Die breite Nutzung - und die verstärkte Aufmerksamkeit von IT-Experten - förderten zahlreiche Sicherheitslücken und Datenschutz-Probleme zutage. Yuan kündigte bereits an, in den kommenden drei Monaten sollten keine neuen Funktionen eingeführt, sondern Schwachstellen gestopft werden.
am/mit dpa