Champions League:
Zerstören, zerschmettern, entzaubern: Der Bayern-Sieg in der Presse
Um den satten 4:0-Sieg der Bayern gegen Barça zu beschreiben, greift die Journaille europaweit zum Vokabular der Kriegsberichterstattung.
Der satte 4:0-Sieg des FC Bayern gegen den FC Barcelona im Champions League-Halbfinale beherrscht die europäischen Schlagzeilen am Mittwochmorgen. Das Spiel, das hierzulande dem Pay-TV-Anbieter Sky mit 1,54 Millionen Zuschauern und einem Gesamtmarktanteil von 5,4 Prozent einen neuen Einschaltrekord beschert, lässt die Journaille zum Vokabular der Kriegsberichterstattung greifen. Verben wie "zerstören, zerschmettern, demontieren, entzaubern, demütigen, abschießen" prägen die Headlines.
Hier ein Überblick – angefangen in der Heimat von Barça:
"El Bayern aplasta al peor Barça del año" titelt die örtliche Zeitung "La Vanguardia" und meint damit, dass die Bayern das schwächste Barcelona des Jahres regelrecht zerquetscht hätten. Der Stachel sitzt tief, die Reporter lassen aber auch kein gutes Haar an den Schiedsrichterentscheidungen und sprechen von gleich zwei illegalen Toren.
Richtig dramatisch geht es beim Konkurrenzblatt "El Periodico" zu, der Schmerz ist groß. Dort steht "El Bayern tortura a un Barça moribundo (4-0)". Heißt: "Die Bayern foltern die sterbende Barça."
Überregional ist die Schmach der Spanier nicht weniger groß, Gewaltausdrücke beherrschen auch hier die Schlagzeilen. Platzhirsch "El País" schreibt: "El Bayern vapulea al Barcelona". Bedeutet: "Die Bayern verprügeln Barcelona" oder "Die Bayern schütteln Barcelona durch" – beides radikal.
Die spanische Sportpresse leidet:
"Skandalöse Torflut!" (La Marca)
"Katastrophe in München!" (Mundo Deportivo)
Die Fußball-Nation Italien nimmt Anteil am Schicksal der spanischen Kicker:
"Il Bayern Monaco schianta il Barcellona: 4-0" (Sport Mediaset: Bayern München zerschmettert Barcelona)
"Bayern show, Barcellona distrutto" (Libero.it ist der Meinung, Barça sei nach der Bayern-Gala zerstört)
Die Briten wortspielen:
"Muellered!" (The Sun)
"Bay-Bay Barca!" (Daily Mirror)
"Bayern Munich crush Barcelona with Thomas Müller leading the rout" (The Guardian: München zerquetscht Barcelona, Müller führt die Siegertruppen an).
In Deutschland – und vor allem in München - steht natürlich der Jubel im Vordergrund:
"Lehrstunde für den Weltfußballer" (SZ - gemeint ist der gestern wirkungslose Lionel Messi)
"Champions League: Die Bayern entzaubern Barcelona" (Stuttgarter Zeitung)
"Der Götze" (Frankfurter Rundschau; die Zeitung lässt das Spiel außen vor und fusioniert gekonnt die Hoeneß-Affäre mit dem Götze-Transfer zu den Bayern)
"Bayern pulverisiert den FC Barcelona: Müller ist der neue Messi" (T-Online)
"Mega-Bayern! Das ist das Finale!" (Bild Online)
"Hoeneß-Jubel trotz Haftbefehl" ("Bild"); die Printausgabe mixt den Triumph mit der persönlichen Niederlage des Präsidenten Uli Hoeneß und schreibt weiter: "4:0! Seine Bayern hauen Barça weg - Er ist nur auf Kaution frei"
"Fabel-Bayern schießen harmlosen FC Barcelona ab" (Spiegel Online)
"Champions League im Protokoll: Die Bayern fegen Barcelona mit 4:0 vom Platz" (Focus Online)
"Bayern schießen Barcelona aus der Arena" (Spox.de)
"So demontierten die Bayern den großen FC Barcelona" (Welt.de)
"Starke Bayern demütigen Barcelona" (Kölner Stadt-Anzeiger)
Nun heißt es abwarten, wie die Presse nach dem 1. Mai titelt, wenn die Bayern in Barcelona zum Rückspiel antreten ...
ps/sh